Rheinische Post Krefeld Kempen

Bayer 04: Hätte, hätte, Fehlerkett­e

- VON DORIAN AUDERSCH

Der Konjunktiv bleibt ein ständiger Begleiter der Werkself – auch mit neuem Trainer.

LEVERKUSEN Nach dem 1:1 gegen Werder Bremen musste Rudi Völler einmal kurz lächeln. Das war aber keine Geste der Erleichter­ung oder gar der Freude, sondern eher eine der bitteren Ironie. Von fünf Elfmetern, die Bayer 04 bisher in der Bundesliga vergab, „hätten wir schon zwei oder drei reinmachen können. Dann müsste ich jetzt nicht irgendwelc­he Durchhalte­parolen schwingen“, sagte der Sportchef.

Hätte Ömer Toprak den berechtigt­en Strafstoß in der sechsten Minute der Nachspielz­eit verwandelt, wäre das Debüt von Tayfun Korkut trotz eines verunsiche­rten Auftritts geglückt. Der Bremer Johannes Eggestein hatte Benjamin Henrichs im Strafraum von den Beinen geholt und den Gastgebern die Siegchance auf dem Silbertabl­ett serviert. Toprak, der sich in der Partie einen Kapselband­riss im linken Sprunggele­nk zuzog und am Mittwoch gegen Atlético Madrid fehlen wird, ließ das Geschenk ungenutzt.

So bleibt es beim Konjunktiv – wie so oft in dieser Spielzeit. „Es war nicht die Sicherheit da, die man braucht“, stellte Völler fest. Von den „neuen Impulsen“, die sich die sportliche Leitung von dem Trainerwec­hsel versprach, war nicht viel zu sehen. „Bei allem Druck dürfen wir nicht die spielerisc­he Leichtigke­it verlieren“, erklärte der Leverkusen­er Sportchef.

Das dürfte angesichts der Lage schwierig sein. Bayer versinkt mit 31 Punkten auf Platz zehn im Mittelmaß – trotz großer Ambitionen. Auch nach dem frühen 1:0 durch Kevin Volland gewann das Team nicht an Sicherheit oder gar Selbstvert­rauen, sondern agierte irgendwo zwischen gehemmt und verunsiche­rt. Fehlpässe, Ballverlus­te und Missverstä­ndnisse prägten das Bild. Bei etwas mehr Konsequenz der Bremer hätte sich niemand über eine Heimnieder­lage beschweren können.

Doch die abstiegsbe­drohten Nordlichte­r konnten die Fehlerkett­en der Werkself nur beim Ausgleich durch Claudio Pizarro effektiv für ihre Zwecke nutzen. Insofern ist es wohl nicht schlecht, dass Toprak den Elfmeter vergab. Ein Sieg hätte den durchwachs­enen Auftritt positiv verklärt. Nach Madrid steht am Samstag die Reise zur nach wie vor gut aufgelegte­n TSG Hoffenheim an. Im Restprogra­mm nach der Länderspie­lpause finden sich außerdem noch Leipzig, München, Köln und Berlin wieder. Den Blick nach unten will Tayfun Korkut nach dem bedingt mutmachend­en Debüt auf der Bayer-Bank aber nicht wagen: „Damit beschäftig­e ich mich nicht. Wir wissen, wie viel Potenzial in diesem Kader steckt.“Hätte Toprak den Elfmeter verwandelt, sagte er, „wäre der Abstand nach unten größer geworden, und wir hätten oben die Möglichkei­t, wieder reinzuruts­chen“. Da ist er wieder, der Leverkusen­er Konjunktiv.

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FOTO: DPA Ratlos: Karim Bellarabi, der Leverkusen­er Nationalst­ürmer, nach dem 1:1 gegen Werder Bremen.

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