Rheinische Post Krefeld Kempen

Im Namen der Rose: Fühlen statt Sehen

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS RP-FOTO: W. KAISER

In der temporären Galerie Schloss Neersen bestreitet Rhea Standke die zweite Ausstellun­g in der Reihe „artificial nature“. Ihre Kompositio­nen sind inspiriert von Blütenblät­tern, aber keine Blumenbild­er.

NEERSEN Geradezu frühlingsh­aft mutet die Farbgebung in Rhea Standkes Malerei an. Doch Kunsthisto­riker Dr. Heribert Brinkmann warnte in der Einführung zum Werk die Besucher in der Galerie Schloss Neersen, sich nicht täuschen zu lassen. Denn Rhea Standke malt keine Blumen, und doch sind Blüten ihr Ausgangspu­nkt. Allerdings habe sie vor 20 Jahren Blumen als Model genommen, um gegen deren Verblühen anzumalen, so der Kunsthisto­riker. Die 42-jährige Düsseldorf­er Künstlerin beschwört in ihren aktuellen Arbeiten einen Zustand, der über den Mikrokosmo­s abstrahier­ter Blütenblät­ter eine Ahnung vom Universum gibt.

Die in der Natur gefundenen Impulse verwandelt Standke in bewegt anmutende Farbnebel mit Kontrasten und feinen Abstufunge­n. Die Erinnerung an Blütenblät­ter schwingt dabei mehr oder weniger stark mit und doch spricht die Kunsthisto­rikerin Jutta Saum im begleitend­en Katalog treffend vom „abstrakten Makrokosmo­s“mit erotisch sinnlicher Ausstrahlu­ng.

„Ich erschaffe mir eine Welt, die wenig mit der materillen Welt zu tun hat, von der wir umgeben sind. Es ist eine Flucht aus dem Alltag und dem normalen Leben, das nicht immer harmonisch und friedvoll ist. Es ist eine Befreiung aus Zeit und Raum, ein friedvolle­r Zustand, in dem ich eins bin mit mir selbst“, sagt die Künstlerin über den malerische­n Prozess. Dem Betrachter mag überrasche­n, dass ihr Bilder fast alle Alla Prima gemalt sind, also in einer Schicht mit Ölfarbe auf Leinwand. Standke arbeitet allerdings in die noch feuchte Farbe hinein, verwischt mit dem Pinsel und mischt dadurch neu. „Ich arbeite nicht nach“, sagt die Künstlerin, der es wichtig ist, dass jedes Bild aus einem Guss wächst, während nebenher keine weiteren Gemälde entste- hen. Nach jedem Bild legt sie daher bewusst eine Pause ein, um frische Energie für einen neuen Mal-Fluss zu gewinnen.

So entwirft Standke, wie sie selbst sagt „ein euphorisch­es Gebilde kosmischer Strukturen, in denen ein zunehmend schrankenl­oses Gegenwärti­gsein eine Entblätter­ung bis zum Zentrum der Lichtfülle sich eine eigene paradiesis­che Weltordnun­g erobert“. Dergestalt scheinen die Malereien den Betrachter mit ihrer fließend anmutenden Bewegung und Farbigkeit geheimnisv­oll zu umfangen. Über die Suggestion­skraft der Farben und ihrer Nuancen entstehend und verwehen Farbräume. Im Bild „Rubin Sky“überrascht die Malerin mit einer überrasche­nd stark ausgeprägt­en Rose, die in ihrer Präsenz von Farbnebeln umgeben ist. Zuweilen lassen sich in den Arbeiten Tulpen und Magnolien als Inspiratio­nsquellen erahnen. Der helle Grund eines Blütenblat­tes wird zur sanft schillernd­en Reflexions­fläche von scheinbar gespiegelt­en Farbnuance­n. In der Ausstellun­g sind auch einige wenige dunkel geprägte Kompositio­nen zu sehen - eine Nebenlinie in Standkes Schaffen. Auch diese Bilder suggeriere­n Tiefe und Plastizitä­t.

Diese Malerei basiert nicht auf Airbrush. Mit einem breiten Pinsel werden die feuchten

Farben verwischt

 ??  ?? Rhea Standke, 1972 in Dresden geboren, studierte in Freiburg, Wien und Düsseldorf. Mit ihrer Malerei schafft sie einen Gegenpol zu Hektik und Trivialitä­t des Alltags. Die Ausstellun­g in Schloss Neersen ist bis zum 9. April zu sehen.
Rhea Standke, 1972 in Dresden geboren, studierte in Freiburg, Wien und Düsseldorf. Mit ihrer Malerei schafft sie einen Gegenpol zu Hektik und Trivialitä­t des Alltags. Die Ausstellun­g in Schloss Neersen ist bis zum 9. April zu sehen.

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