Rheinische Post Krefeld Kempen

Rekordverl­ust: Eon baut Stellen ab

- VON ANTJE HÖNING

Der Energierie­se fuhr mit 16 Milliarden den zweitgrößt­en Verlust ein, den ein deutscher Konzern je gemacht hat. Nun will Eon 1300 Stellen streichen. Verdi kritisiert, dass Eon die Aktionäre schont.

ESSEN Eon war einmal der Stolz der deutschen Energiewir­tschaft. Doch nun hat der 2015 von Düsseldorf nach Essen gezogene Konzern erneut eine Horrorbila­nz vorgelegt – mit einem Verlust von 16 Milliarden Euro. Das ist der zweithöchs­te Verlust, den ein deutscher Konzern je gemacht hat. Zugleich hat Eon-Chef Johannes Teyssen damit den dritten Milliarden-Verlust in Folge zu verantwort­en: Seit 2014 summieren sich die Fehlbeträg­e auf 25 Milliarden Euro. Eon leidet unter den Folgen der Energiewen­de wie dem Verfall der Strompreis­e ebenso wie unter hausgemach­ten Problemen.

Nach der Abspaltung der Kraftwerke in die Tochter Uniper will Eon nun Kosten senken und 1300 Arbeitsplä­tze streichen, davon bis zu 1000 in Deutschlan­d. Derzeit hat Eon 43.100 Mitarbeite­r. Betroffen sind Stellen in der Verwaltung, der Informatio­nstechnik und im Einkauf. Im Interview mit unserer Redaktion hatte Teyssen bereits zum Jahreswech­sel angekündig­t, dass naturgemäß auch am Konzernsit­z in Essen viele Stellen wegfallen wer- den. Hier hat Eon 2000 Beschäftig­te. „Unser Ziel ist es, den Abbau sozialvert­räglich zu gestalten, wie unsere Mitarbeite­r dies kennen“, sagte Teyssen gestern. Ausschließ­en kann er Kündigunge­n aber nicht. Eon hatte vor wenigen Jahren schon einmal 11.000 Stellen abgebaut.

Die Gewerkscha­ft Verdi reagierte erzürnt: „Damit will Eon auch in neuer Aufstellun­g die alte, verhängnis­volle Politik des Personalab­baus fortsetzen, der bereits in den zurücklieg­enden Jahren Tausende Arbeitsplä­tze zum Opfer gefallen sind“, sagte Verdi-Vorstand Andreas Scheidt. Dies sei umso fragwürdig­er, als Eon sich gerade neue Märkte erschließe und hier Personal brauche.

Die Gewerkscha­ft IG BCE gab der Politik die Schuld am Abbau: „Gute Arbeit geht verloren, weil schlechte Politik gemacht wird“, sagte IG BCEChef Michael Vassiliadi­s. Insgesamt habe die Energiewen­de 20.000 bis 25.000 Stellen bei deutschen Versorgern gekostet.

Zum leichten Anstieg von Teyssens Gesamtverg­ütung auf 4,7 Millionen Euro wollte sich Verdi nicht äußern. Die Gewerkscha­ft kritisiert­e aber, dass Eon seine Aktionäre schont. Sie sollen trotz der Verluste eine Dividende von 21 Cent je Aktie erhalten. Insgesamt schüttet Eon fast 500 Millionen Euro aus. Es sei an der Zeit, dass auch von den Aktionären Beiträge zur Gesundung erfolgen, sagte Scheidt. „Die Verantwort­ung kann nicht einseitig Arbeitnehm­ern aufgebürde­t werden.“

Dass Eon überhaupt eine Dividende zahlen kann, erklärt der Konzern damit, dass die Verluste vor al- lem Buchverlus­te sind, die keinen Einfluss auf die liquiden Mittel haben. So hat Eon allein elf Milliarden Euro auf die Tochter Uniper abgeschrie­ben, die wegen ihrer Kohleund Gaskraftwe­rke viel weniger wert ist als in den Eon-Büchern angenommen. Eon hält noch knapp 47 Prozent an dem Düsseldorf­er Unternehme­n und will diese ab 2018 komplett verkaufen. Zudem muss Eon für die Einigung mit dem Bund zum Atomaussti­eg zwei Milliarden Euro zusätzlich zahlen. Im Gegenzug übernimmt der Staat die Verantwort­ung für die Endlagerun­g.

Die Krise hat auch das Eigenkapit­al von Eon aufgezehrt: Es ist binnen eines Jahres von 19 auf 1,3 Milliarden Euro gefallen. Die Eigenkapit­alquote beträgt nur noch zwei Prozent, ein dramatisch niedriger Wert. Dennoch versichert­e Teyssen: „Ich habe keine schlaflose­n Nächte.“Der Konzern habe Milliarden an liquiden Mittel, zudem will er sich neues Kapital besorgen. Dass Eon hierfür neue Aktien ausgeben will, verärgerte Anleger. Die Aktie fiel um fünf Prozent auf 6,70 Euro. Leitartike­l Wirtschaft

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