Rheinische Post Krefeld Kempen

Für Erdogan-Propaganda Twitter-Konten gehackt

- VON LAURA SANDGATHE

Betroffen waren auch Amnesty Internatio­nal, Unicef und der Fußball-Bundesligi­st Borussia Dortmund.

DÜSSELDORF Der Internet-Nachrichte­ndienst Twitter hat HackerAngr­iffe auf zahlreiche offizielle Konten bestätigt. Über sie wurden eine Botschaft und ein Propaganda­Video für den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan auf Türkisch verbreitet. Twitter kündigte Untersuchu­ngen an.

„Wir sind uns bewusst, dass zahlreiche Twitter-Accounts heute betroffen waren“, teilte ein TwitterSpr­echer mit. „Unser Team hat die Quelle des Angriffs bereits gefunden, es handelt sich um eine App eines Dritten. Wir haben dieser App die Berechtigu­ng für Twitter entzogen.“Die zusätzlich­e App, mit der die Twitter-Konten verknüpft wa- ren, heißt „The Counter“. Auf diesem Weg verschafft­en sich die Hacker den Zugang zu den angegriffe­nen Konten.

Betroffen waren am Morgen unter anderem die Twitter-Konten der Organisati­onen Amnesty Internatio­nal und Unicef, von Fußball-Bundesligi­st Borussia Dortmund und dem TV-Sender Pro Sieben sowie die des Moderators Klaas Heufer-Umlauf, der Zeitung „Die Welt“und von Ex-Tennisprof­i Boris Becker. Zu Anfang der Twitter-Meldungen stand ein Hakenkreuz, danach die Stichwörte­r Nazialmany­a und Nazihollan­da, was für Nazi-Deutschlan­d und Nazi-Niederland­e steht. Dann heißt es unter anderen „Wir sehen uns am 16. April“. An diesem Tag sollen die Türken über eine Verfassung­sreform abstimmen. Sie würde die Macht von Staatspräs­ident Erdogan massiv ausdehnen. In Deutschlan­d leben 1,4 Millionen wahlberech­tigte Türken – die größte Gruppe in der EU. Das in der Twitter-Meldung eingesetzt­e Video enthält einen Zusammensc­hnitt von Auftritten Erdogans. Das türkische Staatsober­haupt hatte Deutschlan­d Nazi-Methoden vorgeworfe­n, nachdem mehrere Auftritte seiner Minister in Deutschlan­d abgesagt worden waren. In gleicher Weise beschimpft­e er auch die Niederland­e. Deshalb wurden offenbar beide Länder in einem Satz genannt.

Der Streit um die Auftritte türkischer Minister in Deutschlan­d dauert an und dürfte durch den HackerAngr­iff weiteren Zündstoff bekommen. Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) schließt ein Einreiseve­rbot türkischer Politiker nicht mehr aus.

Wer genau hinter den Tweets steckt, ist noch unklar. Twitter verweist lediglich auf „Dritte“. Auf mehreren Internet-Seiten war die Vermutung zu lesen, Erdogan-Anhänger hätten den Angriff gestartet. Politik

Über die App „The Counter“verschafft­en sich die Hacker den Zugang

zu den Konten

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