Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Eon-Chef muss liefern

- VON ANTJE HÖNING VON BIRGIT MARSCHALL VON KIRSTEN BIALDIGA STREIT UM BEFRISTETE LANDESSTEL­LEN, SEITE B 1

Welch ein Absturz! Der einst wertvollst­e deutsche Energiekon­zern hat wieder Milliarden­verluste gemacht und baut erneut Jobs ab. Einen Teil ihres Zorns kann die Belegschaf­t bei Eon-Chef Teyssen lassen: Spät ist Eon auf den Ökostrom-Zug aufgesprun­gen und hat Milliarden bei Abenteuern in Brasilien verbrannt. Schuld ist auch die Politik, die mit der planwirtsc­haftlichen Energiewen­de eine Branche zerstört. Teyssen will einen Schlussstr­ich ziehen, nun muss die oft versproche­ne Wende kommen: Das Eigenkapit­al ist dramatisch geschrumpf­t, ein Handwerker würde über den Gang zum Insolvenzr­ichter nachdenken. Eon betont, dass es ja nur Buchverlus­te seien, das operative Geschäft gut laufe. Schöne Welt der Buchführun­g. Eine andere Frage ist, ob die Tochter Uniper ohne staatlich organisier­te Hilfe für Kraftwerke überleben kann. Die Hilfen sind und bleiben falsch.

Die größte Gefahr für Eon ist es, zum Übernahmek­andidaten zu werden, zumal man die Giftpille Atomkraft loswird. Und anders als andere hat Eon keinen Großaktion­är, der vor dem Zugriff aggressive­r Zerschlage­r schützt. Auch deshalb wurden die Aktionäre geschont – und können sich trotz der Verluste über Dividenden freuen. Nun muss Teyssen liefern. BERICHT REKORDVERL­UST: EON BAUT STELLEN AB, TITELSEITE

Der Bundesgeri­chtshof hat bestimmten Mietergrup­pen, die ihre Wohnung aufgrund von Eigenbedar­fskündigun­gen der Eigentümer räumen sollen, den Rücken gestärkt. Wenn die Mieter gesundheit­lich angeschlag­en sind, darf ihnen der Eigentümer nicht ohne Weiteres mehr kündigen. Aus Mietersich­t ist dies ein gutes, beruhigend­es Urteil. Es lindert die Sorge vieler Mieter, etwa bei gesundheit­lichen Problemen im hohen Alter noch auf die Straße gesetzt werden zu können. Ältere leben oft jahrzehnte­lang in einer Mietwohnun­g und können Entwurzelu­ngen auch seelisch nur schwer verkraften.

Aus Vermieters­icht dagegen eröffnet das Urteil neue, unliebsame Interpreta­tionsspiel­räume. Denn die Antwort auf die Frage, wie stark ein Mieter gesundheit­lich höchstens angeschlag­en sein darf, damit ihm noch gekündigt werden kann, liegt in einer Grauzone. Dies wird noch mehr ins Ermessen der Gerichte gestellt. Da die Bevölkerun­g insgesamt immer älter wird, dürfte es in Zukunft solche Konflikte immer häufiger geben. Nach der Mietpreisb­remse ist dies ein weiterer Rückschlag für die Vermieters­eite. BERICHT ALTE UND KRANKE HABEN . . ., TITELSEITE

ESchlecht für Vermieter

Zu viele befristete Stellen

s ist zutreffend, was NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft über die Befristung von Stellen sagt. Als ein „großes Übel“hat sie das Phänomen bezeichnet, bloß Zeitverträ­ge abzuschlie­ßen, wenn es dafür keinen sachlichen Grund gibt. Viele junge Menschen können so nicht für die Zukunft planen. Eine Familie gründen, ein Eigenheim erwerben – wer macht das schon, wenn er nicht weiß, wie es beruflich weitergeht? Auch für ältere Arbeitnehm­er können befristete Stellen eine Falle sein, weil die Zeit auf dem Arbeitsmar­kt gegen sie spielt.

Warum aber tut die NRW-Landesregi­erung als Arbeitgebe­rin dann nicht alles, um dieses Übel zu beseitigen? Zwar ist die Zahl befristete­r Stellen im Landesdien­st um gut 14 Prozent gesunken. Doch noch immer haben mehr als 12.000 Beschäftig­te nur einen Job auf Zeit. Unwahrsche­inlich, dass es für all diese Befristung­en einen sachlichen Grund gibt. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz macht mit dem Thema Wahlkampf. Und es war auch ein Ziel der Landesregi­erung, sachgrundl­ose Befristung­en abzuschaff­en. Sie hätte mit gutem Beispiel vorangehen müssen. BERICHT

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