Rheinische Post Krefeld Kempen
Der Eon-Chef muss liefern
Welch ein Absturz! Der einst wertvollste deutsche Energiekonzern hat wieder Milliardenverluste gemacht und baut erneut Jobs ab. Einen Teil ihres Zorns kann die Belegschaft bei Eon-Chef Teyssen lassen: Spät ist Eon auf den Ökostrom-Zug aufgesprungen und hat Milliarden bei Abenteuern in Brasilien verbrannt. Schuld ist auch die Politik, die mit der planwirtschaftlichen Energiewende eine Branche zerstört. Teyssen will einen Schlussstrich ziehen, nun muss die oft versprochene Wende kommen: Das Eigenkapital ist dramatisch geschrumpft, ein Handwerker würde über den Gang zum Insolvenzrichter nachdenken. Eon betont, dass es ja nur Buchverluste seien, das operative Geschäft gut laufe. Schöne Welt der Buchführung. Eine andere Frage ist, ob die Tochter Uniper ohne staatlich organisierte Hilfe für Kraftwerke überleben kann. Die Hilfen sind und bleiben falsch.
Die größte Gefahr für Eon ist es, zum Übernahmekandidaten zu werden, zumal man die Giftpille Atomkraft loswird. Und anders als andere hat Eon keinen Großaktionär, der vor dem Zugriff aggressiver Zerschlager schützt. Auch deshalb wurden die Aktionäre geschont – und können sich trotz der Verluste über Dividenden freuen. Nun muss Teyssen liefern. BERICHT REKORDVERLUST: EON BAUT STELLEN AB, TITELSEITE
Der Bundesgerichtshof hat bestimmten Mietergruppen, die ihre Wohnung aufgrund von Eigenbedarfskündigungen der Eigentümer räumen sollen, den Rücken gestärkt. Wenn die Mieter gesundheitlich angeschlagen sind, darf ihnen der Eigentümer nicht ohne Weiteres mehr kündigen. Aus Mietersicht ist dies ein gutes, beruhigendes Urteil. Es lindert die Sorge vieler Mieter, etwa bei gesundheitlichen Problemen im hohen Alter noch auf die Straße gesetzt werden zu können. Ältere leben oft jahrzehntelang in einer Mietwohnung und können Entwurzelungen auch seelisch nur schwer verkraften.
Aus Vermietersicht dagegen eröffnet das Urteil neue, unliebsame Interpretationsspielräume. Denn die Antwort auf die Frage, wie stark ein Mieter gesundheitlich höchstens angeschlagen sein darf, damit ihm noch gekündigt werden kann, liegt in einer Grauzone. Dies wird noch mehr ins Ermessen der Gerichte gestellt. Da die Bevölkerung insgesamt immer älter wird, dürfte es in Zukunft solche Konflikte immer häufiger geben. Nach der Mietpreisbremse ist dies ein weiterer Rückschlag für die Vermieterseite. BERICHT ALTE UND KRANKE HABEN . . ., TITELSEITE
ESchlecht für Vermieter
Zu viele befristete Stellen
s ist zutreffend, was NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft über die Befristung von Stellen sagt. Als ein „großes Übel“hat sie das Phänomen bezeichnet, bloß Zeitverträge abzuschließen, wenn es dafür keinen sachlichen Grund gibt. Viele junge Menschen können so nicht für die Zukunft planen. Eine Familie gründen, ein Eigenheim erwerben – wer macht das schon, wenn er nicht weiß, wie es beruflich weitergeht? Auch für ältere Arbeitnehmer können befristete Stellen eine Falle sein, weil die Zeit auf dem Arbeitsmarkt gegen sie spielt.
Warum aber tut die NRW-Landesregierung als Arbeitgeberin dann nicht alles, um dieses Übel zu beseitigen? Zwar ist die Zahl befristeter Stellen im Landesdienst um gut 14 Prozent gesunken. Doch noch immer haben mehr als 12.000 Beschäftigte nur einen Job auf Zeit. Unwahrscheinlich, dass es für all diese Befristungen einen sachlichen Grund gibt. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz macht mit dem Thema Wahlkampf. Und es war auch ein Ziel der Landesregierung, sachgrundlose Befristungen abzuschaffen. Sie hätte mit gutem Beispiel vorangehen müssen. BERICHT