Rheinische Post Krefeld Kempen
Eon gegen Innogy - wer macht es besser?
ESSEN Eon-Chef Johannes Teyssen kleidete sich dem ernsten Anlass entsprechend: Im blauen Anzug und mit Krawatte verkündete er gestern in Essen einen Rekordverlust von 16 Milliarden Euro und den Abbau von 1300 Stellen. Zwei Tage zuvor und einen Kilometer entfernt hatte Innogy-Chef Peter Terium mit offenem Hemdkragen einen Milliarden-Gewinn präsentiert und mit Sprüchen wie „Wir sind Energiewende“die Zukunft rosa gepinselt. Eine Branche, zwei Welten? Nein. Gleiche Strategie Als Antwort auf die Energiewende beschloss Eon 2014 die Aufspaltung, die RWE 2015 kopierte. Beide machen ihr Geschäft nun mit Strom- und Gasnetzen, was leicht ist, da der Staat die Durchleitungspreise festsetzt. Beide kaufen und verkaufen Strom, was hohe Gewinne bringt, weil deutsche Kunden kaum wechseln und die Konzerne eine Senkung der Börsenstrompreise kaum weitergeben müssen. Beide erzeugen Ökostrom: Bei Eon lieferten Wind- und Solarstrom im vergangenen Jahr 430 Millionen Gewinn ab. Bei Innogy waren es 359 Millionen. Beide haben ihre großen Problemgeschäfte, die Stromerzeugung aus Kohle und Gas, abgespalten: Eon hat sie in seine Tochter Uniper gegeben. Innogy hat sich dagegen von RWE abgespalten und der Mutter die Kraftwerke gelassen. Vorteil Innogy Der Vorteil beim RWE-Modell ist, dass RWE die Tochter an die Börse gebracht und damit frisches Geld eingesammelt hat. 2,6 Milliarden konnte RWE zum Schul- Johannes Teyssen
Chef von Eon
Netze, Vertrieb, Ökostrom dentilgen nutzen, zwei Milliarden gingen an Innogy. Zugleich hat RWE eine saubere Trennung vorgenommen: Auch die Atomkraftwerke, von denen das letzte 2022 abgeschaltet wird, bleiben in der alten Welt. Innogy kann sich so als reiner Energiedienstleister präsentieren. Das hatte auch Eon vor, doch die Bundesregierung machte es mit dem Nach-
Bereiche
Netze, Vertrieb, Ökostrom haftungsgesetz unmöglich, die Atomkraft abzuspalten. Nun schleppt Eon sie als nicht-strategische Beteiligung (PreussenElektra) mit sich herum. Immerhin erledigt sich das Problem mit der Zeit, die Konzerne sind zwar noch für die Stilllegung verantwortlich, die Zwischen- und Endlagerung übernimmt der Staat. Peter Terium Chef von Innogy Vorteil Eon Teyssen wird nicht müde zu betonen, dass Eon die Lasten der Vergangenheit bald hinter sich hat. Und das in jeder Hinsicht: Eon hält noch knapp 47 Prozent an Uniper. Doch ab 2018 kann und will Eon seine Anteile verkaufen. Dann hat Eon nichts mehr mit der konventionellen Stromerzeugung zu tun. Den Konzern kann es auch kalt lassen, ob der Staat vom Verbraucher zu zahlende Hilfen für Kraftwerke organisiert. Anders bei Innogy: Ihr Schicksal bleibt an RWE gekettet. Der Aufsichtsrat verbietet es, mehr als 50 Prozent der Innogy-Aktien abzugeben. Kein Wunder: RWE braucht die Überweisung der dicken Innogy-Dividende zum Überleben. Das erklärt auch die Börsenwerte: Innogy ist mit 18,3 Milliarden Euro (Ende 2016) zwar der wertvollste deutsche Energiekonzern, was früher stets Eon war. Eon kommt nur noch auf 13,1 Milliarden. Doch die Börse bewertet RWE ohne Innogy mit einem negativen Wert, das verzerrt den Vergleich. Zudem trägt RWE mit den Ewigkeitslasten der Braunkohle besondere Lasten mit sich, Uniper nicht. Stellenabbau Eon hat radikal Stellen abgebaut. Von einst 80.000 Mitarbeiter ist der Konzern auf 43.000 geschrumpft. Nun will Eon weitere 1300 Stellen streichen. Teyssen versicherte: „Die Bilanz 2016 ist für Eon der Schlussstrich unter die Vergangenheit.“Auch RWE (einst 74.000 Stellen) hat in der Vergangenheit Tausende Stellen abgebaut, vor allem in den Kraftwerken, noch läuft ein Programm. Doch Innogy steht der große Abbau noch bevor, entsprechende Szenarien soll es bereits geben. Jetzt müssen die Mitarbeiter aber erst mal ankommen. So ist auch die Aussage von Innogy zu lesen, dass aktuell keine Abbauprogramme geplant seien, diese aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden. Die Branchenkrise macht keine Unterschiede, auch wenn Innogy die bunteren Plakate („Aus Watt wird wow“) hat.