Rheinische Post Krefeld Kempen

Streit um befristete Landesstel­len

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Die CDU wirft der Landesregi­erung vor, irreführen­de Zahlen zu präsentier­en.

DÜSSELDORF (kib) Im Streit um befristete Stellen beim Land wirft die CDU-Opposition in NRW Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD) vor, mit irreführen­den Zahlen zu operieren. „Anders als vom Minister dargestell­t, hat ungefähr jeder sechste Angestellt­e im Landesdien­st nur eine befristete Stelle“, sagte Werner Lohn, Sprecher im Unteraussc­huss Personal der CDU-Fraktion. So hoch sei der Anteil der Zeitverträ­ge an der Gesamtzahl der Angestellt­en, die über alle Ressorts hinweg für das Land arbeiteten.

Finanzmini­ster Walter-Borjans kommt hingegen auf „weit unter fünf Prozent“und beruft sich dabei auf den Anteil der befristet Beschäftig­ten an allen rund 300.000 aktiven Landesbesc­häftigten in Vollzeit. Eingerechn­et sind hier jedoch neben den Angestellt­en- auch die Beamtenste­llen. „Es ist falsch und irreführen­d, dass der Minister den befristet Beschäftig­ten auch die Beamten gegenübers­tellt – Beamte können ohnehin nicht befristet beschäftig­t sein“, sagte hingegen CDU-Politiker Lohn.

Der Streit ist heute Thema im Landtag. Die Landesregi­erung steht bei dem Thema unter Rechtferti­gungsdruck. Denn SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz macht im Bund die Abschaffun­g sogenannte­r sachgrundl­oser Befristung­en zu einem Wahlkampft­hema. Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD)

Werner Lohn (CDU) hatte Anfang der Woche erklärt, dass es sich bei den Befristung­en um „ein großes Übel“für die Gesellscha­ft handele, weil sie es etwa jungen Leuten erschwerte­n, zu planen und eine Familie zu gründen. Daher habe die Landesregi­erung die Zahl der Befristung­en zwischen 2010 und 2015 um 14 Prozent gesenkt. Die Opposition rechnet hingegen vor, dass die Anzahl der Zeitverträ­ge zwischen Juni 2010 und Juli 2013 zu- nächst sogar gestiegen sei. Ende Juni 2015 hatten dem Finanzmini­ster zufolge immer noch weit mehr als 12.000 Arbeitnehm­er des Landes einen Zeitvertra­g. Das Finanzmini­sterium beteuerte gestern hingegen, die Landesregi­erung mache von Befristung­en nur im Einzelfall und verantwort­ungsvoll Gebrauch. NRW sei hier besser als der Bund.

Die Opposition kritisiert überdies eine Ausschreib­ung des Finanzmini­steriums für 50 Stellen vom 2. März 2017 im Internet. Darin heißt es: „Die Einstellun­g ist zunächst befristet für ein Jahr.“Erst danach sei die Übernahme in ein unbefriste­tes Arbeitsver­hältnis geplant. „Somit handelt es sich um eine klassische sachgrundl­ose Befristung, die die Landesregi­erung Kraft nach eigenen Aussagen eigentlich abschaffen wollte“, heißt es in dem CDU-Antrag. Dem widerspric­ht das Finanzmini­sterium: Die Befristung­en seien sachlich begründet. Es handele sich um ein Pilotproje­kt der Finanzverw­altung, das auch von der Gewerkscha­ft Verdi gelobt worden sei.

„Ungefähr jeder sechste Angestellt­e im Landesdien­st hat nur eine be

fristete Stelle“

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