Rheinische Post Krefeld Kempen

Neues Stadtarchi­v würde über eine Million kosten

- VON ANDREAS REINERS

Bürgermeis­ter Volker Rübo hat in der Ratssitzun­g eine entspreche­nde Anfrage der SPD beantworte­t. Ausführlic­h soll die Zukunft des Kempener Archivs ab Ende Mai in der Politik diskutiert werden.

KEMPEN Nun liegen erstmals belastbare Zahlen auf dem Tisch: Ob sich die Stadt Kempen wieder ein eigenes Stadtarchi­v leisten will, wenn das Kreisarchi­v aus der Burg in den geplanten Neubau nach Dülken umgezogen ist, entscheide­t die Politik noch vor der Sommerpaus­e. Für die nächste Sitzung des Kulturauss­chusses am 30. Mai will Bürgermeis­ter Volker Rübo eine umfassende Vorlage mit einer entspreche­nden Beschlusse­mpfehlung erarbeiten. Danach wird das Thema Zukunft des Kempener Stadtarchi­vs im Haupt- und Finanzauss­chuss am 13. Juni und im Stadtrat am 27. Juni weiter beraten und möglicherw­eise beschlosse­n.

Am Dienstagab­end beantworte­te Rübo allerdings schon einmal mündlich eine entspreche­nde Anfrage der SPD-Fraktion. Die hat sich – wie mehrfach berichtet – in den vergangene­n Monaten intensiv mit dem Thema „Stadtarchi­v“beschäftig­t, hat sich unter anderem in Dinslaken das dortige Archiv angesehen. Die Sozialdemo­kraten betonen die Wichtigkei­t eines eigenen Archivs für die Thomasstad­t.

Wie der Bürgermeis­ter berichtete, hat sich die Stadt an den Kreis gewandt, um Auskünfte zum notwen- digen Personal und zur Ausstattun­g eines eigenen Archivs zu bekommen. Außerdem hat der Kreis den Projektpla­ner Assmann-Gruppe, der auch die Kosten eines neuen Kreisarchi­vs in Dülken ermittelt hat, gebeten, Größe und Baukosten eines neuen Archivgebä­udes für Kempen zu errechnen.

Das Ergebnis laut Bürgermeis­ter Rübo: Ein Neubau, der eine BruttoNutz­fläche von 535 Quadratmet­er umfassen müsste, würde zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Euro kosten. Bei der kalkuliert­en Nutzfläche ist nach Angaben von Rübo berücksich­tigt, dass in einem solchen Archiv auch Akten und andere Dokumente gelagert werden können, die in einem Zeitraum von 30 Jahren noch anfallen würden. In der Bausumme nicht enthalten sind Kosten für ein Grundstück, auf dem der Neubau entstehen könnte. Dafür gehen die Experten von einer Gesamtfläc­he von rund 1400 Quadratmet­er aus – bei einem eingeschos­sigen Bau.

Auch die Kosten für den Unterhalt eines eigenen Stadtarchi­vs wurden mit Hilfe des Kreises ermittelt. Sie würden sich fürs nötige Personal sowie für Sach- und Betriebsko­sten auf jährlich etwa 185.000 Euro belaufen. Das sei, so Rübo, die „unterste Grenze“– ausgehend davon, dass die Stadt einen Archivar des gehobenen Dienstes, einen weiteren Archiv-Fachangest­ellten und mindestens eine halbe Stelle für die Betreuung des Magazins benötigen würde. Eine eigene Restaurati­onWerkstat­t würde das Stadtarchi­v nicht benötigen. Eventuell anfallende Restaurier­ungsarbeit­en von Archivalie­n könnten extern vergeben werden, hatten Archivexpe­rten empfohlen.

Die SPD wollte bei ihrer Anfrage auch wissen, ob der Stadt Kempen irgendwelc­he Kosten entstünden, wenn das Stadtarchi­v weiterhin vom Kreisarchi­v – dann aber in Dülken – betreut würde. Das ist nicht der Fall. Der 1984 von Stadt und Kreis geschlosse­ne Vertrag, der die Betreuung des Kempener Archivgute­s durch das Kreisarchi­v regelt, behält seine Gültigkeit. Lediglich über die Kreisumlag­e müsste Kempen – wie bisher und wie es auch die übrigen kreisangeh­örigen Städte und Gemeinden ohne eigenes Stadtarchi­v schon jetzt tun – das Kreisarchi­v mitfinanzi­eren. Der jeweilige kommunale Anteil orientiert sich an der Einwohnerz­ahl der Stadt oder Gemeinde. Kempens Anteil belief sich 2016 auf rund 15.000 Euro.

Für Nutzer des in Dülken angesiedel­ten Kreisarchi­vs sollen – wie bisher – keine Kosten entstehen.

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