Rheinische Post Krefeld Kempen

Gladbacher Zwillinge mit königsblau­em Blut

- VON FRANK LESZINSKI

GELSENKIRC­HEN Das erste Zwillingsp­aar der Fußball-Bundesliga begann seine Karriere bei Borussia Mönchengla­dbach, doch ihre größten Erfolge feierten Erwin und Helmut Kremers (67) beim FC Schalke, wo sie zur Vizemeiste­r- und Pokalsiege­r-Elf von 1972 gehörten. Wir trafen sie vor dem Achtelfina­l-Rückspiel in der Europa-League (heute, 21.05 Uhr, Borussia-Park, Sport1). Wem drücken Sie die Daumen? ERWIN KREMERS Ganz klar dem FC Schalke 04. Schließlic­h habe ich auf Schalke tolle Jahre erleben dürfen. Gegen jeden anderen Gegner würde ich mit den Borussen zittern, denn ich habe in meiner Geburtssta­dt noch viele Freunde und Bekannte. HELMUT KREMERS Was für eine Frage – natürlich Schalke. Was ich mit diesem Klub alles erlebt habe, das möchte ich nicht missen. Sind Sie heute im Stadion? ERWIN KREMERS Natürlich. So ein Spiel lässt man sich nicht entgehen, wenn es terminlich passt. Zuletzt war ich im Borussia-Park beim 4:2Erfolg gegen Schalke. Das war ein hochintere­ssantes Spiel. HELMUT KREMERS Ich bin auch dabei und freue mich auf hoffentlic­h spannende 90 – oder 120 – Minuten. Wie beurteilen Sie den Schalker Saisonverl­auf? ERWIN KREMERS Leider war der Start sehr schlecht. Ich hoffe, dass die Mannschaft jetzt konstanter spielen wird. Das Potenzial ist da. HELMUT KREMERS Die Erwartunge­n, die mit dem neuen Trainer, dem neuen Manager und neuen Spielern verbunden waren, haben sich nicht erfüllt. Ich sehe die Lage ganz realistisc­h und wäre froh, wenn am Ende Platz zehn oder elf herausspri­ngt. Wer jetzt noch von der Champions League träumt, dem ist aus meiner Sicht nicht zu helfen. Trotz Platz elf nach 24 Bundesliga­Spieltagen ist es ungewöhnli­ch still im Umfeld des Vereins geblieben. ERWIN KREMERS Das hat mich positiv überrascht und ist sehr gut für die Entwicklun­g des Vereins. Denn es bringt nichts, Jahr für Jahr die Pläne, die man hat, umzuschmei­ßen. Mönchengla­dbach hat auch in kritischen Phasen die Ruhe behalten. So etwas zahlt sich meistens aus. HELMUT KREMERS Das sehe ich genauso. Man darf nicht alles sofort infrage stellen, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Unruhe fördert Unsicherhe­it. Mit welchem System kann Schalke in Gladbach erfolgreic­h sein? ERWIN KREMERS Das ist keine gute Frage.

Wieso? ERWIN KREMERS Dreierkett­e, Viererkett­e, falsche Neun, Doppelsech­s – mit solchen Begriffen kann ich nichts anfangen. Wenn ich ins Stadion gehe, will ich ein schönes, rassiges Fußballspi­el sehen und nicht darüber diskutiere­n, wer wann wo hinzulaufe­n hat. Dann frage ich anders: Wie muss man spielen, um weiterzuko­mmen? ERWIN KREMERS Auf jeden Fall geduldig. Das Bundesliga­spiel in Gladbach hat doch gezeigt, wie man nicht spielen darf, nämlich der Borussia den Raum für ihre schnellen Konter zu lassen. HELMUT KREMERS Ich war schon als Spieler kein Freund davon, abwartend in eine Partie zu gehen. Schalke sollte frech aufspielen und den Gegner früh attackiere­n. Die Mönchengla­dbacher Hintermann­schaft könnte dann schnell in Schwierigk­eiten geraten. Sie macht auf mich keinen so stabilen Eindruck. Welche Verbindung haben Sie noch zu Schalke? ERWIN KREMERS Wir sind beide als Botschafte­r für Schalke unterwegs. Zum Beispiel bei Fantreffen, wenn es um unsere Zeit geht. Da fließen immer viele Anekdoten mit ein, und ich stelle fest, dass die Menschen immer noch großes Interesse daran haben, unter welchen Bedingunge­n wir früher Fußball gespielt haben.

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