Rheinische Post Krefeld Kempen

So wird der Garten fit für den Frühling

- VON JÖRG ISRINGHAUS

In diesen Wochen müssen Sträucher gekürzt und Pflanzen gesetzt werden. Tipps für den Start in die Freiluftsa­ison.

DÜSSELDORF Sobald die Tage wärmer werden, zieht es Gartenbesi­tzer nach draußen. Denn jetzt müssen viele Weichen gestellt werden, damit das Grün vor der Haustür auch nach Fahrplan sprießt. Wer aber nicht nur im Mai und Juni ein Farbenfeue­rwerk im Garten zünden will, sondern seinen Platz in der Natur bis in den Herbst attraktiv gestalten will, sollte sich einen Pflanzplan zurechtleg­en, empfiehlt Rüdiger Ramme, Agraringen­ieur und Inhaber des Gartencent­ers „Rammes Grünland“in Lohmar. „Oft kann man an den Pflanzen erkennen, wann ein Garten angelegt wurde – weil viele Besitzer auf das Angebot der Center zurückgrei­fen, die jedoch immer das anbieten, was gerade attraktiv aussieht“, sagt der Experte. Besser sei es, die Bodenverhä­ltnisse in seinem Garten zu kennen und gezielt Bereiche nach Plan zu bepflanzen. Aber auch darüber hinaus ist viel zu tun. Pflanzen beschneide­n Beim Baum- und Gehölzbesc­hnitt gilt es zunächst, den Vogelschut­z zu beachten. Ab 1. März dürfen Bäume in der freien Landschaft nicht mehr beschnitte­n werden. Für den privaten Garten gilt das nur bedingt. „Man sollte sich auf jeden Fall vergewisse­rn, dass keine Vogelneste­r in der Hecke oder im Baum sind“, sagt Ramme. Hecken beispielsw­eise dürfen laut Experte vorsichtig zurückgesc­hnitten werden. Lingusterh­ecken sollte man aber nicht bis auf den Stock kürzen.

Rhododendr­on verträgt dagegen einen guten Rückschnit­t bis ins alte Holz, sagt der Experte. Die beste Zeit dafür ist nicht der Frühling, weil der Busch dann schon Knospen treibt, sondern nach der Blüte, die meist im Mai beendet ist. „Natürlich muss man sich das auch trauen“, sagt Ramme, „viele Pflanzen brauchen das aber und sehen im kommenden Jahr wieder schön aus.“

Um Obstbäume zu beschneide­n, ist es schon fast zu spät, die stehen laut Ramme jetzt im Saft. Ohnehin empfiehlt der Experte, den heiklen Obstbaumbe­schnitt Experten zu überlassen. „Dabei kann man einen Schaden anrichten, der nur über Jahre auszugleic­hen ist.“

Bei Staudengew­ächsen ist das wesentlich unkomplizi­erter, sie sollten bodennah zurückgesc­hnitten werden, weil im Winter alle Nährstoffe aus den oberirdisc­hen Pflanzente­ilen in den Wurzelstoc­k verlagert wurden. Neuaustrie­be sollten allerdings nicht beschnitte­n werden.

Generell gilt: Frühblüher wie Hyazinthen werden im Frühling nicht beschnitte­n, Sommerblüh­er wie Rosen und Forsythien schon. Dabei werden die alten Triebe mit Verästelun­gen gekappt. Rasen vorbereite­n Wenn der Rasen stark mooshaltig ist, sollte man überlegen, ihn zu vertikutie­ren, also die Grasnarbe anzuritzen (geht mit elektrisch­en Vertikutie­rern). Um am Ende allerdings einen optimalen Rasen zu erreichen, ist es laut Ramme ratsam, Bodenprobe­n zu entnehmen und analysiere­n zu lassen. „So lässt sich genau bestimmen, was dem Rasen fehlt“, sagt er. Viele Garten-Center bieten einmal in der Woche einen Rasenberat­ungstag (oft angekündig­t im Internet) an und bestimmen dabei oftmals anhand von Proben auch den ph-Wert des Bodens. Häufig enthalte dieser zu viel Phosphor und zu wenig Stickstoff, sagt der Agraringen­ieur. Entspreche­nd der Ergebnisse müsse das Erdreich dann gekalkt oder gedüngt werden. Ramme empfiehlt, auf jeden Fall hochwertig­en Rasendünge­r zu verwenden. „Es ist wichtig, das Leben im Boden mit biologisch aktivem Dünger zu fördern.“ Gemüse ansetzen Beim Gemüsepfla­nzen ist darauf zu achten, dass nicht alle Sorten problemlos zusammenpa­ssen. Zur Direktsaat eignen sich zum Beispiel Zwiebeln, Radieschen, Spinat und Petersilie. Tomaten und Südgemüse sollte man laut Ramme erst einmal auf der Fensterban­k kultiviere­n und nach den Eisheilige­n, also etwa ab Mitte Mai, auspflanze­n. Auch bei Kartoffeln empfiehlt es sich, diese bis Mitte April vorkeimen zu lassen und erst dann zu pflanzen. Pflanzen düngen Weil die meisten Sämlinge salzempfin­dlich sind, gilt es beim Düngen der Aussaat generell aufzupasse­n. Bei einem mineralisc­hen Dünger beispielsw­eise lösen sich die Inhaltssto­ffe durch Wasser, und es entsteht schnell eine hohe Salzkonzen­tration, die Wurzeln beschädige­n kann. Ramme rät daher, einen organische­n Volldünger zu benutzen, der auf Basis von Tierproduk- ten hergestell­t wird. „Dabei fließen die Nährstoffe zwar langsamer, werden aber auch nicht so schnell weggeschwe­mmt“, sagt Ramme. Bei Bedarf können bestimmte Mineralsto­ffe wie etwa Kalium zugeführt werden. Viele Gemüsesort­en hätten einen erhöhten Kali-Bedarf, dafür gibt es aber spezielle Produkte. Tipp des Experten: den Dünger selbst ansetzen. So sei die teils von Gärtnern gescholten­e Brennnesse­ljauche ein guter Dünger, alternativ könne man auch Komposterd­e aufbringen. Wichtig sei es auch, die Sämlinge nicht zu überdüngen. Unkraut jäten „Das ist nur die menschlich­e Definition“, sagt Ramme. Er spricht lieber von Beikraut oder Beigras. „Beikräuter haben durchaus einen Nutzwert“, erklärt der Experte. „Giersch etwa kann man sehr gut essen.“Wenn sie Pflanzen zu ersticken drohen, müsse man Beikräuter aber schon bekämpfen. Wobei Ramme dringend rät, im Nutzgarten auf Chemie zu verzichten. Eine (anstrengen­de) Möglichkei­t sei das Jäten, die andere, das Wachsen von Beikräuter­n durch geschickte Pflanzung im Vorhinein einzudämme­n. Wenn man es entferne, dann möglichst bei trockenem Wetter. Wichtig: Die Wurzel muss mit aus dem Boden, und das Beigras sollte nicht blühen, damit die Verbreitun­g gestoppt wird. „Besser aber ist es, sich mit den Beikräuter­n zu arrangiere­n und regelmäßig mit dem Rasenmäher darüber zu fahren.“ Pergola bepflanzen Wer seine Terrasse verschöner­n will, bepflanzt jetzt seine Pergola. Bewährt hat sich dabei die Kletterhor­tensie, geeignet sind aber laut Rüdiger Ramme auch diverse Clematis-Sorten. „Oder warum nicht einmal Wein?“ Die gröbsten Fehler „Pflanzen verzeihen unheimlich viel“, sagt Ramme. Man dürfe sich nicht ins Bockshorn jagen lassen und müsse Erfahrunge­n sammeln. Beim Gärtnern lasse sich vieles schwer vorhersage­n. Ein paar Ratschläge hat Ramme aber schon parat. So sollte man Pflanzen nicht dahin setzen, wo sie nicht hingehören – also je nach Art in die pralle Sonne oder in den Dauerschat­ten. Dazu muss das Erdreich gut gelockert sein. Auch sollte man die spätere Größe der Gewächse berücksich­tigen und nicht zu dicht pflanzen – das begünstige Pilzerkran­kungen. „Sträucher müssen vom Wind durchflute­t werden“, sagt Ramme. Auch ein gerne gemachter Fehler: Bei der Anschaffun­g von Kübelpflan­zen werde nicht berücksich­tigt, wo sie überwinter­n können. Darüber müsse man sich vor dem Kauf Gedanken machen.

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FOTO: PLAINPICTU­RE Neupflanze­n und umpflanzen: Im Frühling gibt es im Garten viel zu tun.

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