Rheinische Post Krefeld Kempen

Dax-Konzerne haben fast 400 Milliarden Pensionsla­sten

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die Dax-Konzerne müssen deutlich mehr Geld für die künftigen Betriebsre­nten ihrer Mitarbeite­r einplanen als noch im Vorjahr. Wie eine Studie von Willis Towers Watson belegt, für die die Unternehme­nsberatung die Jahresabsc­hlüsse von 25 der insgesamt 30 Dax-Konzerne auswertete, stiegen die Pensionsve­rpflichtun­gen gegenüber 2015 um 9,2 Prozent auf nunmehr 396 Milliarden Euro.

In ihren Bilanzen müssen die Konzerne den Betrag ausweisen, mit dem sie – dank Zinseszins­en – pünktlich zum Renteneint­ritt ihren Beschäftig­ten die zugesagten Pensionsza­hlungen gewähren können. Für die Berechnung dieses Betrags nutzen sie den sogenannte­n Rechnungsz­ins, mit dem künftige Verpflicht­ungen auf einen heutigen Wert, den Barwert, abgezinst werden. Je niedriger dieser Zins also ausfällt, um so mehr müssen die Konzerne heute für ihre künftigen Verpflicht­ungen einplanen. Da der Rechnungsz­ins im Verlauf des vergangene­n Jahres um 70 Basispunkt­e auf 1,8 Prozent sank, trieb er die Verpflicht­ungen der Konzerne folglich in die Höhe.

Gewaltige Unterschie­de gibt es bei Deutschlan­ds Top-Konzernen beim sogenannte­n Ausfinanzi­erungsgrad der Pensionsve­rpflichtun­gen. Hinter diesem technische­n Begriff verbirgt sich die Frage, wie viel Vermögensw­erte ein Unternehme­n ausdrückli­ch für die Zahlung seiner Rentenverp­flichtunge­n reserviert. Dieses sogenannte Planvermög­en muss für den Fall einer Insolvenz vor dem Zugriff von Schuldnern geschützt sein.

Der Ausfinanzi­erungsgrad nahm 2016 um zwei Punkte auf durchschni­ttlich 63 Prozent ab. Am solidesten fiel er bei der Deutschen Bank aus (97 Prozent), gefolgt von SAP (89) Heidelberg Cement (85) und Henkel (80). Schlusslic­hter der berücksich­tigten Konzerne sind VW (25 Prozent), Thyssenkru­pp (22), Vonovia (vier) sowie ProSiebenS­at.1 (null). Dies bedeutet nicht, dass die Schlusslic­hter überhaupt nicht vorsorgen. Sie decken den fehlende Betrag aus dem Unternehme­nsvermögen. Interessan­t ist, wie sich das Planvermög­en der Dax-Konzerne zusammense­tzt: Während Konzerne weltweit einen Aktienante­il von 46 Prozent im Portfolio haben, sind es bei den Dax-Unternehme­n gerade einmal 22 Prozent. Etwa 51 Prozent entfielen auf Anleihen, vier Prozent auf Immobilien­vermögen und der Rest auf sonstige Anlageform­en. Siemens verfügt mit 28,8 Milliarden Euro über das höchste Planvermög­en, gefolgt von Daimler (23,4), RWE (19,6), BASF (19,5) und der Deutschen Bank (18,5).

Wegen der niedrigen Zinsen müssen die Konzerne mehr Geld vorhalten, um ihre Zahlungen

erfüllen zu können

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