Rheinische Post Krefeld Kempen

Nicht verzweifel­n im Kampf gegen den Terror

- VON MATTHIAS BEERMANN VON EVA QUADBECK BUNDESPRÄS­IDENT STEINMEIER WARNT . . ., SEITE A 4 VON REINHARD KOWALEWSKY NRW WILL AGGRESSIVE STEUERTRIC­KS . . ., SEITE B 1

Noch sind die genauen Hintergrün­de des Anschlags vor dem Parlament in London nicht geklärt. Sicher scheint jedoch, dass es sich um einen Terrorakt handelt. Verübt an einem Ort, der vermutlich zu den am besten gesicherte­n in Europa zählt. Seit der verheerend­en Attentatsw­elle in Londoner U-Bahnen und Bussen vom Juli 2007 ist die britische Hauptstadt in ständiger Alarmberei­tschaft. Das zeigte sich auch im profession­ellen Eingreifen der Sicherheit­skräfte und Helfer, die gestern blitzschne­ll am Tatort waren. Aber auch die besten Vorbereitu­ngen auf den Ernstfall können derartige Anschläge nicht gänzlich ausschließ­en, für die es nicht mehr braucht als ein Auto, ein Messer und zu allem entschloss­ene Täter.

Das darf aber keine billige Entschuldi­gung sein. Es wird sich zeigen müssen, ob den britischen Sicherheit­sbehörden im Vorfeld der Tat möglicherw­eise ähnlich gravierend­e Fehler unterliefe­n wie den deutschen Stellen im Fall des Berliner Lkw-Attentäter­s Anis Amri. Auch aus diesem Anschlag sind Lehren zu ziehen, und zwar in ganz Europa. Die Zusammenar­beit von Polizei und Geheimdien­sten zur Terrorabwe­hr muss noch besser werden. Wir dürfen in diesem Kampf nicht nachlassen und nicht verzweifel­n. BERICHT TÖDLICHE TERROR-ATTACKE TRIFFT LONDON, TITELSEITE

JEin politische­r Präsident

oachim Gauck hat dem Präsidente­namt die Würde zurückgege­ben. Das neue Staatsober­haupt FrankWalte­r Steinmeier wird diese zu wahren wissen. Zu seiner Vereidigun­g demonstrie­rte Steinmeier, dass er ein Bundespräs­ident sein will, der sich politisch einmischt und auch Konflikte nicht scheut.

Mit seinen klaren Worten an die Türkei und der Aufforderu­ng, den Journalist­en Deniz Yücel freizulass­en, schöpfte Steinmeier schon in seiner ersten längeren Rede die Grenzen seines Amtes aus, was Einmischun­g ins Tagesgesch­äft angeht. Richtig so! Wenn die Bundesregi­erung und die ganze Nation derart unflätig von der Türkei verbal angegriffe­n werden, kann und sollte auch das Staatsober­haupt das Wort ergreifen.

Steinmeier war zudem so klug, sich tief – fast demütig – vor seinem Vorgänger zu verneigen. Von Gauck übernehmen wird er die Rolle des Mutmachers und die Streitlust für Demokratie. Überrasche­nd war seine Ankündigun­g, Unternehme­n, Betriebsrä­te und Kindergärt­en zu besuchen. Sicher kann ein Präsident solche Besuche machen – es klang aber trotz seines Verspreche­ns der Überpartei­lichkeit nach Wahlkampft­our. BERICHT

Kuhhandel bei Steuern?

Wenn NRW-Finanzmini­ster Norbert WalterBorj­ans die SPD bundesweit auf einen stärkeren Kampf gegen globale Steuertric­ks einschwöre­n will, ist dies ökonomisch richtig, innenpolit­isch klug – und weltpoliti­sch brisant.

Ökonomisch ist es falsch, dass die EU Staaten wie Irland subvention­iert, die dann mit Dumpingste­uern rein formale Firmensitz­e anlocken. Als Ergebnis leidet ganz Europa – und wenige Konzerne wie Apple profitiere­n. Es ist also richtig, Unternehme­n dazu zu bringen, dass sie Gewinne dort versteuern, wo das Geschäft gemacht wird und Werte entstehen.

Innenpolit­isch ist klar, dass ein Wahlkampf für Steuergere­chtigkeit der SPD nutzt. Da hilft es der CDU wenig, dass Bundesfina­nzminister Schäuble auch fairere globale Steuerrege­ln fordert.

Aber es gibt ein Problem: US-Präsident Trump will Importe mit Zöllen und Tricks behindern. Die Europäer drängen darauf, speziell US-Konzernen hiesige Steuervort­eile zu verleiden. Am Ende droht ein Kuhhandel: Europa nimmt die Privilegie­n der Konzerne weiter hin, nur um weiter in die USA zu verkaufen. BERICHT

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