Rheinische Post Krefeld Kempen
Auf Umwegen zum Traumberuf
Michael Druyen wird am 1. April in der Propsteikirche zum Diakon geweiht. Der 29-jährige gebürtige Kempener hat eine bewegte Bildungskarriere hinter sich. Er holte das Abitur nach und studierte zunächst Elektrotechnik.
KEMPEN Ein ganz besonderes Ereignis steht in Kempen an. Am Samstag, 1. April, wird der aus St. Hubert stammende Aachener Weihbischof Karl Borsch um 9.30 Uhr in der Propsteikirche St. Mariae Geburt zwei junge Männer, die sich auf dem Weg zum Priesteramt befinden, zu Diakonen weihen. Dies ist die erste Stufe des Weiheamtes und bedeutet die Aufnahme in den Klerikerstand.
Nicht nur, dass sich heute junge Männer für diesen Beruf entscheiden, ist eine Seltenheit. Zudem ist einer der beiden Kandidaten ein echtes Kempener Eigengewächs. Michael Druyen (29) ist in Kempen aufgewachsen und zur Schule gegangen. Die Propsteikirche ist ihm zur zweiten Heimat geworden, hier war er jahrelang als Messdiener tätig.
Zum Gespräch mit der Rheinischen Post bringt Druyen die Kirchenschlüssel mit, geübt bedient er die große Schalttafel, über die die Beleuchtung der Kirche gesteuert wird. Im Ernstfall könnte er aber nicht nur die Elektroanlage in der Kirche warten, sondern auch ganze Industrieanlagen betreuen. Denn sein Weg hin zum Priesterberuf war kein gerader und voller unerwarteter Wendungen.
Die Basis seines Glaubens jedenfalls wurde in der Kindheit gelegt: „Ich war eigentlich immer schon ka- tholisch“, sagt er dazu. Mit zwei Brüdern wuchs er in einem katholisch geprägten Elternhaus am Krefelder Weg auf. Und als Kind habe er durchaus schon Priester werden wollen. „Das habe ich sogar mal als meinen Traumberuf in einem Poesiealbum angegeben“, sagt er schmunzelnd.
Ein kindlicher Wunsch, dessen Realisierung damals Lichtjahre entfernt schien. Denn schon während seiner Zeit als Messdiener und spä- ter in der Jugendarbeit der Gemeinde wurde ihm klar, dass Priestersein sehr viel mehr bedeutet, als Gottesdienste zu leiten. „Das ist eine umfassende, im Gebet verankerte Lebensform, die halt auch ein Studium voraussetzt“, erzählt Michael Druyen. Und gerade das Studium schien eine damals unüberwindliche Hürde zu sein.
Zunächst sah es für ihn nicht einmal nach Abitur aus. Er besuchte die Kempener Realschule. „Da war ich nicht einer der besten Schüler“, erinnert er sich und fügt hinzu: „Ich bin nämlich grundsätzlich ein fauler Mensch.“Das kann aber auch eine Form der Klugheit sein, möchte man hinzufügen. Denn nach einer eher ernüchternden Ausbildung zum Industriemechatroniker, kam dann doch das Abitur. Und dann das Studium.
„Ich musste mich zwischen meinen beiden Traumfächern Elektrotechnik oder Theologie entscheiden“, erzählt er. Damals war es dann zunächst die Elektrotechnik. Vier Semester studierte er an der renommierten Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Doch dann kam die Erkenntnis, dass dieses Studienfach „die wirklich großen Fragen meines Lebens nicht beantworten kann“.
Druyen wechselte zum Theologiestudium nach Münster und sah sich zunächst einmal einer großen Glaubenskrise ausgesetzt. „Ich war damals soweit, dass ich ehrlicherweise aus der Kirche hätte austreten müssen“, erinnert er sich. Und dann sei „eine sehr verrückte Sache“passiert. Bedrückt von seinen Zweifeln, sei er zu später Stunde noch spazieren gegangen und an einer kleinen Kapelle im Münsteraner Stadtteil Hiltrup vorbeigekommen. Dort fand gerade eine Messe statt und er habe das Gefühl gehabt, dort hineingehen zu müssen. „Während der Eucharistiefeier wurde mir klar, dass da mehr ist, mehr als ich mit dem Verstand begreifen kann.“Er kam zu der Erkenntnis: „Das, was ich als Kind geglaubt habe, das stimmt, das ist richtig.“
Aber auch dieses ganz persönliche Glaubenserlebnis wurde von ihm immer wieder hinterfragt. Er absolvierte zunächst in Rekordzeit sein Theologiestudium, um dann vor zwei Jahren doch ins Priesterseminar einzutreten. Derzeit ist er als Pastoralpraktikant bei dem früheren Kempener Pfarrer Werner Rombach in Erkelenz im Einsatz. Dort habe er „noch keinen einzigen langweilen Tag“erlebt. „Ich freue mich unglaublich. Das ist ein absolut spannender Beruf“, sagt er. Und wenn alles so weitergeht, wird er im nächsten Jahr, am Pfingstsamstag 2018, im Aachener Dom zum Priester geweiht werden.