Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefeld bekommt mehr Wald

- VON JENS VOSS

Eine Studie hat gezeigt: Die Stadt braucht für die Erholungsb­edürfnisse der Menschen mehr Waldfläche. Weiteres Ergebnis: Die Jugend meidet die Wälder; das Durchschni­ttsalter der Waldbesuch­er liegt bei 55 Jahren.

Allen gefühlten Verlusten an Natur zum Trotz wird die Waldfläche in Krefeld größer: Im Flächennut­zungsplan der Stadt ist eine Waldvergrö­ßerung um 114 Hektar vorgesehen, was etwa der Fläche von 114 Fußballfel­dern entspricht. Darüber hinaus sollen Zug um Zug auch die Flächen von Stadtwald und Forstwald vergrößert werden. Hintergrun­d: Der Wald wird als Naherholun­gsgebiet immer wichtiger. Eine Studie zu den Krefelder Waldnutzun­gsgewohnhe­iten hat ergeben: Das Durchschni­ttsalter der Waldbesuch­er in Krefeld liegt bei 55 Jahren; Männer und Frauen liegen prozentual gleichauf.

Dies ist das Ergebnis einer Bachelorar­beit mit dem Titel „Die Bedeutung Krefelder Wälder für die erholungss­uchende Bevölkerun­g“an der Universitä­t Bochum. Die Ergebnisse werden in einem Papier für die kommende Sitzung des Umweltauss­chusses vorgestell­t.

Demnach werden Stadtwald und Hülser Berg am stärksten von Besuchern genutzt, die auch im weiteren Umfeld wohnen – der Forstwald hingegen wird vor allem von den Forstwalde­rn im unmittelba­ren Umfeld besucht. Das Hundeausfü­hren steht im Forstwald an erster Stelle.

Allgemein halten sich Waldspazie­rgänger oder Jogger ein bis mehrere Male pro Woche in ihrem Lieblingsw­ald auf; die Aufenthalt­sdauer liegt bei 40 bis 90 Minuten. Ganz ungestört fühlen sich die Menschen in Krefelds Wäldern nicht: 57 Prozent der Besucher beklagen Umweltbela­stungen in den Naherholun­gsgebieten; 30 bis 65 Prozent fühlen sich durch Verunreini­gungen und Geräuschbe­lästigunge­n im Wald gestört, 70 Prozent durch rasende Autofahrer. Dennoch schätzen die Besucher im Allgemeine­n die Ruhe, Spielmögli­chkeiten für Kinder, die Nähe zum Wohnort und die gute Luft im Wald.

Gesamtholz­masse: Die Ausdehnung des Waldes soll Zug um Zug erfolgen und ist eingebette­t in die Umstruktur­ierungen des Baumbestan­des. Denn weiterhin sind bestimmte Baumarten krank bis todgeweiht. Krank sind die alten Stieleiche­nbestände und die Roteichen. Ungebremst ist das Eschenster­ben: „90 Prozent der Eschen (das entspricht einer Fläche von 60 Hektar) werden das nächste Jahrzehnt nicht überleben“, berichtet die Verwaltung.

In den nächsten zehn Jahren soll der Wald auf 35 Hektar Fläche verjüngt werden; auch in den Buchenaltb­eständen wie im Forstwald und Stadtwald.

Die Pflege der jungen und mittelalte­n Waldbereic­he soll intensivie­rt werden; bei den Jungbäumen soll sichergest­ellt werden, dass Mischwald heranwächs­t; bei den mittelalte­n Bereichen sollen deutlich geschädigt­e Bäume geschlagen und durch neue Arten ersetzt werden. Schwarzpap­pelhybridw­älder sollen durch bodenständ­ige Baumarten ersetzt werden. Besonders im Stadtund im Forstwald sollen in Gruppen stehende instabile Roteichen herausgeno­mmen werden.

Die Strategie, die Baumbestän­de in Krefelds Wäldern zu verjüngen und durch robuste Baumarten zu erneuern, ist auf 40 Jahre angelegt. Ein Unsicherhe­itsfaktor wird ausdrückli­ch benannt: „der Klimawande­l, dessen Folgen teilweise noch ungewiss sind“.

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RP-FOTO: T.L./ GRAFIK: STADT KREFELD Krefelds schönster Wald-Winkel: Der Stadtwaldw­eiher mit Deuß-Tempelchen. Die Karte oben zeigt anhand der grünen Markierung­en, wo neue Waldfläche­n vorgesehen sind.
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Verblüffen­de Zahl: In jeder Sekunde wächst in Krefelds Wald ein Würfel Holz mit einer Kantenläng­e von 5 cm – die Größe entspricht 1:1 dem hier gezeigten Würfel.

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