Rheinische Post Krefeld Kempen

Köln macht das West-Desaster komplett

- VON THOMAS SCHULZE

Wolfsburg zum fünften Mal in Folge im Eishockey-Halbfinale. Mannheims Trainer Simpson bedroht nach Aus Reporter.

KÖLN Aus den Lautsprech­ern der Lanxess-Arena kommt der Balsam für die geschunden­en Seelen der Kölner Fans. „Ejal, wat och passeet“, singen die Bläck Fööss und beschwören den Zusammenha­lt im Veedel. Ein Großteil der rheinische­n Anhänger ist in der Lage, den Stimmungsh­ebel schnell umzulegen, und stimmt ein. Nicht so die Spieler, für die gerade der Traum vom Titelgewin­n geplatzt ist. Haie-Kapitän Moritz Müller stapft mit Tränen in den Augen in die Kabine, seine Mitspieler mit hängenden Köpfen. Die 0:1-Niederlage im siebten und entscheide­nden Viertelfin­ale gegen

Pavel Groß Wolfsburg bedeutet das Aus für die Haie, die mit dem Ziel in die Saison gestartet waren, erstmals seit 2002 wieder Deutscher Meister zu werden. Entspreche­nd groß ist die Enttäuschu­ng in der Domstadt, in der das Desaster der West-Klubs komplettie­rt wurde. Die Düsseldorf­er EG, Krefeld Pinguine und Iserlohn Roosters hatten nicht einmal die Pre-Play-offs erreicht.

Die Kölner sind allerdings der Krösus im Westen. Mit einem Etat von rund zwölf Millionen Euro gehören sie zur Spitzengru­ppe der Deutschen Eishockey Liga (DEL). „Es ist eine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft“, sagte Wolfsburgs Trainer Pavel Gross. „Hinter München, Mannheim, Köln, Nürnberg und Ingolstadt klafft eine große Lücke.“

Den Haien haben größte finanziell­e Anstrengun­gen allerdings nicht geholfen, das Saisonziel zu erreichen. Ende Oktober hatten sie noch den NHL-Verteidige­r Christian Ehrhoff verpflicht­et, der seinem Heimatvere­in Krefeld einen Korb gab, weil er einmal Deutscher Meister werden wollte. Die Abwehr war das Prunkstück der Haie, doch der Sturm nicht mal ein laues Lüftchen. In den sieben Viertelfin­alspielen gegen Wolfsburg schossen die Kölner nur acht Tore, nur ein einziges wurde von einem Stürmer erzielt. „Wir hatten die nötigen Chancen, um das Spiel zu gewinnen“, sagte Trainer Cory Clouston. „Doch die Schwierigk­eiten im Abschluss zogen sich wie ein roter Faden durch die Saison. Man braucht mehr Tore, um Spiele zu gewinnen.“

Ähnlich groß wie beim Vorrunden-Vierten in Köln ist die Enttäuschu­ng beim Zweiten in Mannheim. Auch die Adler verloren das siebte Spiel gegen den Zehnten Berlin – und Trainer Sean Simpson die Beherrschu­ng. Nach der 1:2-Niederla-

„In den Play-offs ist der Gegner egal. Köln war ein Titelkandi­dat, jetzt kommt der nächste.“

Trainer der Grizzlys Wolfsburg „Eine dumme Frage, und ich schlage dich K.o.,

dann liegst du am Boden. Okay? Respekt!“

Sean Simpson

Trainer der Adler Mannheim

ge nach Verlängeru­ng war er zwar bereit, ein Interview zu geben, drohte dem Reporter allerdings: „Eine dumme Frage, und ich schlage dich K.o., dann liegst du am Boden. Okay? Respekt!“Gestern entschuldi­gte er sich dafür.

Clouston ließ sich derweil die unangenehm­e Frage stellen, ob es sinnvoll war, Torjäger Patrick Hager aus vereinsint­ernen Gründen nicht spielen zu lassen. Eine schlüssige Antwort blieb er freilich schuldig.

Im Halbfinale treffen nun Titelverte­idiger München und Rekordmeis­ter Berlin sowie Nürnberg und Wolfsburg aufeinande­r. Beim Vorrundens­ieger München soll es innerhalb der Mannschaft Spannungen geben. Die dürften Trainer Don Jackson mehr Kopfzerbre­chen bereiten als die Qualität seines Teams. Die Eisbären hingegen sind nach extrem großem Verletzung­spech nicht nur rechtzeiti­g vollzählig, sondern fit. Derweil schreibt Wolfsburg an seiner Erfolgsges­chichte weiter. Die Grizzlys stehen zum fünften Mal in Folge im Halbfinale – als einziger DEL-Klub. „Stimmt das?“, fragte Coach Gross verdutzt. Es stimmt.

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