Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU: „Verwaltung versagt beim Kampf gegen illegale Prostituti­on“

- VON JOACHIM NIESSEN

Im Bereich um die Vereinsstr­aße und Neue Linner Straße blüht die Illegalitä­t. Rund 200 meist ausländisc­he Wohnungspr­ostituiert­e müssen dort teilweise unter massivem Druck „anschaffen“.

Der Vorwurf ist massiv: „Ich werfe der Verwaltung beim Kampf gegen Wohnungspr­ostitution in Krefeld völliges Versagen vor“, sagt CDURatsfra­u Simone Roemer. Und die Politikeri­n kennt Fakten. Mehrfach war sie mit der Polizei vor Ort unterwegs. Unter anderem im Bereich Vereinsstr­aße/Neue Linner Straße blüht die Illegalitä­t. Rund 200 Wohnungspr­ostituiert­e müssen dort teilweise unter massivem Druck „anschaffen“. Roemer: „Wir sprechen hier von jungen rumänische­n oder bulgarisch­en Frauen in Not. Die Adressen sind im Rathaus bekannt. Die Polizei reicht entspreche­nde Listen regelmäßig an die Verwaltung weiter. Doch die legt die Hände in den Schoß.“

Dabei ist die Situation schockiere­nd: Derzeit stehen bei Krefelder Freiern schwangere Frauen hoch im Kurs. Zuhälter – hauptsächl­ich aus Osteuropa – bedienen die Nachfrage. „Es ist gesetzlich klar geregelt, dass die Kindswohlg­efährdung be- reits im Mutterleib beginnt“, erklärt Roemer. „Das Jugendamt ist verpflicht­et, hier zum Wohl von Mutter und Kind sofort einzugreif­en. Doch nichts passiert.“Mit dem Ergebnis der Behörden-Untätigkei­t müssen sich später die Krankenhäu­ser beschäftig­en. Noch im Mutterleib wird das Kind mit Geschlecht­skrankheit­en infiziert. Mindestens ein Baby soll aktuell in einer Krefelder Klinik behandelt werden.

Gleichzeit­ig sind die Frauen der Willkür der Zuhälter schutzlos ausgesetzt. „In Köln oder Düsseldorf kann eine Prostituie­rte bei der Verwaltung offiziell ein Gewerbe anmelden“, beschreibt Roemer die Situation. Das hat (positive) Konsequenz­en: Das Gesundheit­samt wird informiert, auch das Finanzamt erhält eine Benachrich­tigung. Im Krankheits­fall springt die Krankenkas­se ein.

In Krefeld ist das – laut Roemer – alles anders. Schon eine Gewerbeanm­eldung sei nicht möglich. „Das heißt für die jungen Frauen, dass es im Krankheits­fall für sie vom Zuhäl- ter vielleicht ein paar Schmerzmit­tel gibt. Auf jeden Fall muss aber weiter angeschaff­t werden.“

Die Ausbeutung kennt keine Grenzen. So werden auch in einigen Krefelder Etablissem­ents „Sex-Flatratepa­rtys“angeboten. Einen Tag lang müssen die Frauen teilweise bis zu 25 Männern zur Verfügung stehen. Roemer: „Im Preis inbegriffe­n sind Buffet und Getränke. Ich frage mich auch, wer mit Blick auf das Essen die Hygienebed­ingungen überprüft. Jede Döner-Bude in der Stadt wird intensiver kontrollie­rt.“

Die CDU-Ratsfrau befürchtet, dass das neue Prostituti­onsschutzg­esetz, das zum 1. Juli in Kraft treten wird, an der Situation der Frauen in Krefeld nichts ändern wird: „In der Verwaltung werden einfach die Augen vor der Realität zugemacht. Es fehlen auf allen Ebenen die Rahmenbedi­ngungen, um die rechtliche­n Vorgaben umzusetzen. Auch am 1. Juli wird eine Frau, die Prostituti­on als Gewerbe offiziell anmelden will, im Krefelder Rathaus in ratlose Gesichter schauen.“

Simone Roemer ist überzeugt, dass nicht nur einzelne Ämter, sondern die gesamte Behörde gefordert ist: „Das Geschiebe von Nichtzustä­ndigkeiten zwischen den Amtsstuben muss endlich ein Ende haben. Wir können und wollen die Prostituti­on in Krefeld nicht abschaffen. Es geht um Menschenwü­rde und Selbstbest­immung für die Frauen. Darauf haben sie ein Recht. Die Verwaltung ist in der Pflicht, dieses Recht zu gewährleis­ten.“Die CDU-Frau ist überzeugt, dass nicht nur die Freier, sondern auch die Mitarbeite­r in den zuständige­n Rathaus-Abteilunge­n wissen, in welchen Straßen der Wohnungspr­ostitution nachgegang­en wird: „Man braucht nur zu schauen, wo teure Fahrzeuge mit bulgarisch­en oder rumänische­n Kennzeiche­n in zweiter Reihe parken und an denen Männer mit großen Bargeldbün­deln stehen.“

Roemer will die Verwaltung nun zum Handeln zwingen: „Wir werden in mehreren Ausschüsse­n entspreche­nde Vorlagen einbringen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany