Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Schulz-Effekt ist an der Saar verpufft

- VON EVA QUADBECK VON MATTHIAS BEERMANN DANN EBEN EINE STEUERREFO­RM, SEITE A 5

Erstmals wurde im Saarland bei einer Landtagswa­hl der sogenannte Schulz-Effekt einem Praxistest unterzogen – und er hat nicht gewirkt. Während die Sozialdemo­kraten stagnieren, legt die Union zu. Die amtierende Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat die Wahl am Ende überrasche­nd klar gewonnen.

Der entscheide­nde Fehler der SPD-Spitzenkan­didatin lag darin, die Option für ein Bündnis mit dem Linksparte­igründer Oskar Lafontaine bewusst offen zu halten. Wer also die Fortsetzun­g der großen Koalition im Saarland wünscht, musste CDU wählen – viele Wähler haben das erkannt.

Im Westen Deutschlan­ds wollen die Menschen nicht von der SED-Nachfolgep­artei regiert werden. Wenn die Sozialdemo­kraten auf Bundeseben­e die Option Rot-Rot-Grün weiter offen halten, dann könnte auch bei der Bundestags­wahl der Schulz-Effekt verpuffen. Die SPD ist in ihrem Macht-Flirt mit der Linken zu weit gegangen. Ausgerechn­et eine Koalition im Saarland mit Lafontaine – das wäre die symbolisch­e Aussöhnung zwischen Sozialdemo­kratie und ihrem abtrünnige­n früheren Parteichef gewesen. Die Wähler hatten ein feines Gespür für diesen Tabubruch. n dem Ergebnis steckt für die Union trotz des klaren Siegs auch eine Warnung. Denn so wie die Wahl ein Test für den Schulz-Effekt war, so war sie auch ein Test, ob das Modell Merkel diesem Schulz-Effekt standhalte­n kann. Das kann es eben nur, solange die SPD willens ist, den Juniorpart­ner für die Union zu geben. Daraus folgt: So attraktiv der Lagerwahlk­ampf für die Union mit Blick auf Kampagnen gegen Rot-Rot-Grün auch ist, überzeugen­d wirkt das nicht, wenn man selbst das Kanzleramt nur mit Hilfe der SPD halten kann.

Kramp-Karrenbaue­r, die mit ihrem geräuschlo­sen und sachlichen Regierungs­stil schon lange als Merkel von der Saar gilt, rückt spätestens mit diesem Wahlabend in den kleinen Kreis der möglichen Merkel-Nachfolger auf. Sie ist für diesen Job eine realistisc­he Besetzung.

Die großen Verlierer der Saarland-Wahl sind die kleinen Parteien. Durch den Machtkampf von Union, SPD und Linken wurden die kleinen Parteien an den Rand gedrückt. Grüne, FDP und AfD – sie alle haben ihre saarländis­chen Besonderhe­iten. So unterschie­dlich diese drei Parteien sind, eines haben sie gemeinsam: Ihren jeweiligen Bundesverb­änden sind diese Besonderhe­iten aus gutem Grunde peinlich. Nicht nur wegen der Stärke der Volksparte­ien, sondern auch wegen eigenen Unvermögen­s liegt die Zustimmung zu allen Dreien unter dem Trend im Bund. BERICHT CDU TRIUMPHIER­T IM SAARLAND, TITELSEITE

ITrumps harte Landung

Donald Trump ist noch keine 100 Tage im Amt, aber er hat schon ziemlich alle düsteren Prophezeiu­ngen seiner Kritiker wahr werden lassen. Nach der großspurig­en Federstric­h-Politik der ersten Wochen, mit der Trump aller Welt beweisen wollte, wie einfach Regieren doch sein kann, ist der Präsident spätestens seit dem kläglichen Scheitern seiner Gesundheit­sreform im Kongress auf dem harten Boden der Tatsachen angelangt.

Die Frage, ob dieser Mann überhaupt in der Lage ist, die USA zu führen, stellt sich mit neuer Schärfe. Trump wurde von vielen Amerikaner­n vor allem gewählt, um „das System“zu zerstören, diesen politische­n Komplex in Washington, von dem sie sich vernachläs­sigt fühlten. Ein Neuanfang sollte her, aber wie es aussieht, bleibt vieles beim alten. Gut möglich, dass Trump die Schuld für das Desaster jetzt erneut auf das Establishm­ent schiebt. Aber für einen, der als hyperpoten­ter Macher angetreten ist, der das Land umkrempeln will, wäre das ein Eingeständ­nis des Scheiterns. Amerika steckt weiter in der politische­n Blockade. Und Donald Trump in der Sackgasse. BERICHT

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