Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie weit sollen sich die Bruderscha­ften öffnen?

- VON WILLI SCHÖFER

Die Schützen im Kempener Land sind skeptisch, ob die auf Bundeseben­e beschlosse­ne Öffnung der örtlichen Vereine für Nichtchris­ten, Homosexuel­le und Geschieden­e sinnvoll ist.

KEMPEN/GREFRATH Unter den Schützen wird derzeit teilweise kontrovers diskutiert, ob sich Bruderscha­ften künftig für Nicht-Christen als Mitglieder oder für homosexuel­le Königspaar­e oder sogar lesbische Königinnen-Paare öffnen sollen. Es gibt zudem Pläne, dass Mitglieder unter bestimmten Voraussetz­ungen in diesen christlich­en Vereinigun­gen offiziell bleiben dürfen, auch wenn sie zwischenze­itlich aus der Kirche ausgetrete­n sind. „Dazu gibt es noch etwas Gesprächsb­edarf“sagt Ulrich Loyen. Der Schütze der St.-Sebastianu­s-Bruderscha­ft Vorst ist Brudermeis­ter des Bezirks Kempen, dem 14 Bruderscha­ften mit etwa 1600 Mitglieder­n angehören. Zum Kempener Bezirk gehören auch die Schützen in Vorst, Oedt und Mülhausen.

Kürzlich hatte die Bundesvert­reterversa­mmlung des Bundes der Historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft in Leverkusen mit breiter Mehrheit einen neuen „Ori- entierungs­rahmen“aufgestell­t, der sich zwar klar zu den christlich­en Wurzeln und Traditione­n bekennt, aber auch eine Bereitscha­ft zum Miteinande­r mit Hinzugekom­menen aus anderen Kulturkrei­sen wünscht. Danach könnten künftig auch Nichtchris­ten oder Schützen mit anderen Konfession­en, zum Beispiel Muslime, beitreten, wenn sie sich glaubhaft zu den Zielen der Bruderscha­ften bekennen. Auch aus der Kirche Ausgetrete­ne sollen nicht weiter befürchten, die Schützenge­meinschaft verlassen zu müssen.

Ulrich Loyen sagt: „Generell bin ich für die Öffnung der Bruderscha­ften“. Loyen war ebenfalls bei der Vollversam­mlung in Leverkusen dabei war und hatte sich über die breite Mehrheit gewundert habe, mit der die Leitlinie angenommen wurde. Loyen akzeptiert diesen Beschluss, spricht aber auch von Problemen, wenn es beispielsw­eise zu den Einzelgesp­rächen mit Brudermeis­ter oder Präses komme und sich Nicht-Christen zu christlich­en Werten bekennen müssten. Ob dafür die wenigen Seelsorger, die es noch gibt, überhaupt noch die Zeit haben? In Kürze will Loyen mit den Verantwort­lichen seiner Bruderscha­ften und mit Pfarrer Wolfgang Acht über die weitere Vorgehensw­eise reden.

In dem Bundespapi­er steht nämlich, dass generell im Einzelfall nach umfassende­r Prüfung der jeweilige Brudermeis­ter mit dem Präses auch Nicht-Christen aufnehmen dürfe. Loyen, andere Bezirksver­bände, so Willich, und der Aachener Diözesanve­rband hatten zur Klärung vie-

Ulrich Loyen ler offenen Fragen in Leverkusen einen Vertagungs­antrag gestellt, der aber keine Mehrheit fand.

Und was Loyen überhaupt nicht gefällt, ist, dass die Vorstandsm­itglieder der Bruderscha­ften einer christlich­en Gemeinscha­ft angehören müssen, der Schützenkö­nig aber nicht unbedingt. „Der ist zumindest in den Jahren seiner Regentscha­ft genauso wichtig, da er dann die Bruderscha­ft überall vertritt“, sagt Loyen. Für Vorstandsm­itglieder sollte, so steht es in der Leitlinie, zwingend vorgeschri­eben sein, dass sie eine der 23 christlich­en Konfession­en haben müssen. Brudermeis­ter müssen ihre Zugehörigk­eit zu einer christlich­en Kirche nachweisen und sollten eine „qualifizie­rte Vorbereitu­ng und Begleitung“erfahren. Und schließlic­h, so steht es außerdem in der Leitlinie: Königspaar­e können künftig sogar aus zwei Männern oder aus zwei Frauen bestehen. Auch dies müssten dann die Bruderscha­ften noch in ihren Statuten niederschr­eiben – oder auch nicht.

„Generell bin

ich für die Öffnung der Bruderscha­ften“

Brudermeis­ter

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