Rheinische Post Krefeld Kempen

Üppig harmonisch und melodisch erfüllt

- VON HEIDE OEHMEN

KEMPEN Robert Schumann und Gabriel Fauré sind die künstleris­chen Eckpfeiler im pianistisc­hen Wirken des Franzosen Eric Le Sage. 13 CDs umfasst seine Gesamteins­pielung der Schumann -Kompositio­nen für Klavier, die von der Fachpresse als „ein Meilenstei­n in der Geschichte der Schumann-Diskograph­ie“gewürdigt wurde und die ihm den „Jahresprei­s der deutschen Schallplat­tenkritik“einbrachte. Darüber hinaus bannte der internatio­nal gefragte Künstler die gesamte Kammermusi­k mit Klavier aus der Feder Gabriel Faurés (1845-1924) auf CD. Auch bei seinem Klavierabe­nd in der gut besuchten Paterskirc­he be- stand das Programm des Professors an der Musikhochs­chule Freiburg aus Werken dieser beiden Vertreter der Romantik beziehungs­weise der Spätromant­ik. Der Gast, der sein Studium am Pariser Konservato­rium bereits im Alter von 17 Jahren abschließe­n konnte, begann mit den Schumann’schen „Kinderszen­en“. Fast ohne die geringste Zäsur zwischen den anmutigen Miniaturen, wirkte der Vortrag ein wenig gehetzt. Der beliebten „Träumerei“verwehrte der Künstler dankenswer­terweise den überflüssi­gen Zuckerguss, während die „Wichtige Begebenhei­t“als Fortissimo-Orgie unangenehm berührte. Hier zeigte sich bereits die Vorliebe des Interprete­n zu manchmal übertriebe­ner Härte in den oberen Stärkegrad­en. Wunderschö­n ausgespiel­t gelang das abschließe­nde, ganz verhaltene „Der Dichter spricht“.

Erste Anzeichen der ausweglose­n Melancholi­e, die Schumann schließlic­h in den Wahnsinn führten, zeigen sich bereits seinen vier „Nachtstück­en op.23“, deren Düsternis Le Sage ebenso plastisch herausarbe­itete wie die klanglich wirksame Festmusik im dritten Satz und den liedhaften Volkston des letzten Teils. Von Nicolo Paganini ließ sich der Tondichter in seinen „Symphonisc­hen Etüden op.13“beeinfluss­en, was vom Pianisten im meist orchestral geführten, üppig harmonisch und melodisch gefüllten Klaviersat­z – neben interpreta­torischer Kompetenz – außerorden­tliches technische­s Können verlangt. Le Sage überzeugte mit pianistisc­her Brillanz und blieb dem anspruchsv­ollen Werk nichts schuldig. Am Schluss konnte er sich über frenetisch­en Jubel freuen. Ein besonderes Verdienst ist es, dass der Gast in vier „Nocturnes“mit dem zu Unrecht wenig beachteten Gabriel Fauré bekannt machte. Lyrische Formen, liebenswür­dige Eleganz, manchmal vermischt mit einem Hang zur Melancholi­e (Fauré verlor nach und nach sein Gehör und war in den letzten 20 Jahren seines Lebens völlig taub) bestimmen diese ganz der klassisch-romantisch­en Tradition verpflicht­eten Tongemälde, die viel zu selten zu hören sind.

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FOTO: ASJOK THEATER Wenn Lieselotte Urlaub macht, trifft sie auf die Briefträge­rKuh.
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