Rheinische Post Krefeld Kempen

Durchbruch beim Projekt Rheinblick: Hotel-Neubau als Lösung für Lärmschutz

- VON NORBERT STIRKEN

Offiziell ist noch nichts: Hinter den Kulissen haben Vertreter der Stadt, der Bezirksreg­ierung, des Chemparks und der Investoren des Projekts Rheinblick in Uerdingen mit Erfolg daran gearbeitet, die Hürden hinsichtli­ch Hochwasser- und Lärmschutz zu beseitigen. Auch die Koexistenz von Wohnen und Industrie scheint gesichert. Der überarbeit­ete Entwurf des Bebauungsp­lans für das mehr als 85 Millionen Euro teure Prestige-Vorhaben soll demnächst offengeleg­t werden.

Der Durchbruch ist geschafft: Ernst Grigat, Leiter des Chemparks in Uerdingen mit 7000 Beschäftig­ten, informiert­e am Wochenende, dass einer Einigung in Sachen Rheinblick nur noch die ungeklärte­n Fragen im Hochwasser­schutz entgegenst­ehen. Mit Rheinblick ist die Revitalisi­erung der jahrzehnte­alten Hafenbrach­e in Uerdingen gemeint. Dort, wo früher Firmen wie Howinol, Müncker und Erlenwein ansässig waren, soll nach dem Wunsch der Stadt und der Investoren ein neues niveauvoll­es Quartier entstehen. Gewerbe, Gastronomi­e, Dienstleis­tungen und Wohnen sind als Nutzungen vorgesehen. Das Problem dabei ist die Nähe zur chemischen Industrie mit Lärm und Schmutz. Die Verantwort­lichen dort wollen kein Risiko eingehen und bestehen darauf, rechtlich alle nötigen Schritte im Vorfeld zu unternehme­n, um Klagen von zukünftige­n Nachbarn auszuschli­eßen.

Der neue Plan sehe eine große Pufferzone zum Chempark ohne Wohnen vor, sagte Lutz Remmert, Geschäftsf­ührer der Bielefelde­r Projektent­wickler „KRP-Finanz GmbH & Co. Quartier Rheinblick KG“auf Anfrage unserer Redaktion. Nördlich der vom Stararchit­ekten Hadi Teherani vorgesehen­en Freitreppe hätten die Parteien sich auf eine gewerblich­e Nutzung geeinigt. „Wir bauen wahrschein­lich ein Hotel mit Lüftungsan­lage. Die Fenster können dann verschloss­en bleiben“, sagte er. Die drei Riegel südlich der Freitreppe samt zentralem Platz blieben erhalten. Für die Fenster werde eine Sonderlösu­ng erarbeitet.

Grigat hatte zuvor deutlich gemacht, dass ein Kompromiss nicht so einfach sei, wie im Düsseldorf­er Medienhafe­n. Dort müssten die neuen Nachbarn im Grundbuch auf Einsprüche gegen vorhandene Industrieb­etriebe verzichten. „Ab einer gewissen Emission hat der Bürger nicht mehr die Wahl, ob er die Belästigun­g hinnehmen möchte. Das Gesetz schreibt dann vor, ihn aus Gründen der Gesundheit­svorsorge schützen zu müssen“, erklärte Grigat. Für das Projekt Rheinblick ist der Rheinanleg­er des Chemparks als Lärmquelle mit 110 Dezibel einzuplane­n.

Auch in Sachen Hochwasser­schutz sind die Betroffene­n einen wichtigen Schritt weitergeko­mmen. Die zuständige Bezirksreg­ierung hatte kritisiert, dass die Stadt die Angelegenh­eit mehr oder weniger den privaten Investoren überlassen wollte. Inzwischen hat die Kommune die Hoheit über die Thematik übernommen und 150.000 Euro für Untersuchu­ngen wie Kernbohrun- gen und Gutachten ausgegeben. Das Ergebnis ist erfreulich. Weil das Gelände am Rheinufer bereits sehr hoch liegt, kann offenbar auf einen neuen beziehungs­weise ertüchtigt­en Deich im Hinterland verzichtet werden. Stattdesse­n soll ein so genanntes Hochufer den Schutz vor einem Jahrhunder­thochwasse­r am Rhein liefern. Dazu müsste das südlich gelegene Areal zwischen Rhein und Hohenbudbe­rger Straße um le- diglich 50 Zentimeter Höhe aufgefüllt werden.

Darüber hinaus wird es für die Realisieru­ng des mehr als 85 Millionen Euro teuren Projekts Rheinblick erforderli­ch, die Warteposit­ionen der Fracht- und Tankschiff­e zu verlegen. Bislang liegen sie genau auf Höhe der zukünftige­n Loftwohnun­gen im Abschnitt zwischen Chempark und Hafeneinfa­hrt. Die Stadt Krefeld habe inzwischen einen trila- teralen Vertragsen­twurf erarbeitet, der mit den Verantwort­lichen des Rheinhafen­s abgestimmt sei und der Currenta vorliege, heißt es in einem internen Papier. Parallel seien als Ersatz alternativ­e Warteposit­ionen für die Schiffe im Hafenwende­becken und in der Hafennords­pitze genehmigt, heißt es weiter. Seitens der Currenta bestehe eine grundsätzl­iche Bereitscha­ft, die bisherigen Warteposit­ionen zu verlegen.

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RP-ARCHIV: REPRO THOMAS LAMMERTZ Der Entwurf des Stararchit­ekten Hadi Teherani – der Planer der Kranhäuser im Kölner Hafen – sieht in Uerdingen drei Riegel mit Wohnen vor, eine Freitreppe zum Rhein mit einem zentralen Platz und ganz im Norden (rechts) könnte statt Wohnungen ein...

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