Rheinische Post Krefeld Kempen

Drei Künstler stellen in der alten Brauerei aus

- VON BIRGITTA RONGE

Die Psychiatri­sche Hilfsgemei­nschaft will das Haus bekannter machen. Dazu sollen Ausstellun­gen in den historisch­en Räumen beitragen.

VIERSEN/KEMPEN Von der Lohbusch-Brauerei an der Dülkener Straße ist nicht viel geblieben. An die glorreiche Zeit des Lohbuschbr­äus erinnert das alte Sudhaus, das die Eheleute Peter und Marlies Zaun aufwendig restaurier­en ließen. Heute betreibt dort die Psychiatri­sche Hilfsgemei­nschaft (PHG) Viersen eine Kontakt- und Beratungss­telle, die täglich geöffnet ist. Mit Kunstausst­ellungen will Geschäftsf­ührer Stefan Corda-Zitzen das Haus nun noch bekannter machen. Die erste wird am Freitag eröffnet.

Die Idee zur Ausstellun­g im alten Sudhaus hatte Helmuth Wolf. Der St. Huberter war bis zum Ruhestand als Ergotherap­eut bei der PHG in Süchteln beschäftig­t. Jetzt hat der 66-Jährige mehr Zeit für die Kunst. Wolf ist gelernter Schlosser, entdeckte das Schmieden für sich. Im Alter von 25 Jahren öffnete er seine erste eigene Werkstatt, widmete sich neben den Auftragsar­beiten immer auch der Kunst, „so, wie ich mir das finanziell leisten konnte“, erinnert er sich. Mit Ende 20 begann er eine Ausbildung als Ergotherap­eut – ein Beruf, der zu seiner Leidenscha­ft fürs Schmieden passte: „Die Ergotherap­ie arbeitet in der Psychiatri­e viel mit Kunst, mit Gestaltung“, erzählt er. Gleichwohl ist die eigene künstleris­che Entfaltung auf die Freizeit beschränkt: „Bei der Arbeit muss man sich als Ergotherap­eut zurücknehm­en. Und jetzt in Rente blühe ich immer mehr auf.“

Mit der Idee, eine Ausstellun­g im Sudhaus zu organisier­en, stieß Wolf bei Corda-Zitzen auf offene Ohren. Wolf fragte zwei befreundet­e Künstler, ob sie mitmachen wollten. Ab Freitag sind nun in Viersen Skulpturen aus Glas und Stahl zu sehen, die Helmuth Wolf geschmiede­t hat, Ölbilder von Stephanie Lenders aus Kempen sowie Fotoarbeit­en von Wolf Tekook aus Krefeld. Bilder und Skulpturen hängen und stehen in den Räumen, die einst zum Bierbrauen genutzt wurden und in de- nen heute die Psychiatri­sche Hilfsgemei­nschaft ein Café, eine Küche, Besprechun­gs- und Büroräume eingericht­et hat. Wird die Ausstellun­g gut angenommen, will Corda-Zitzen künftig häufiger Kunst im Sudhaus präsentier­en – auch von Menschen, die psychisch erkrankt sind und bei der PHG Hilfe bekommen.

Helmuth Wolf legt in seinen Arbeiten den Schwerpunk­t auf den Menschen und seine Lebenswelt. Alte Fotos im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum in Grefrath inspiriert­en ihn beispielsw­eise zu einem „Familienbi­ld“– wer nahe herantritt, sieht die Lebenslini­en im Gesicht, den verzerrten Mund. „Die Objekte sollen einladen, die Mimik nachzuahme­n und zu fragen: Wie wirkt das auf mich?“, erklärt Wolf.

Stephanie Lenders stellt in Viersen Ölbilder aus, die die niederrhei­nische Heimat in den Mittelpunk­t rücken – mal abstrakt, mal realistisc­h wie auf einem Foto. Die zarten Verästelun­gen eines Baumes, die Kopfbuche im lichten Grün, der Nebel über dem Wasser: Lenders entführt zu einem Landschaft­sspazierga­ng, der genügend Raum für eigene Gedanken lässt. Wolf Tekook versetzt den Betrachter mit einem Kniff in eine andere Wirklichke­it: Mit Hilfe der Bildbearbe­itung legt er einen großen Knick in das Foto einer Landschaft. So entstehen surreal anmutende Welten, an denen man sich nicht satt sehen mag.

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