Rheinische Post Krefeld Kempen

NIKLAS WELLEN „Tolle Erfahrung, in Indien zu spielen“

-

Hockey: Nationalsp­ieler Niklas Wellen startet heute mit dem Crefelder HTC in die Rückserie der Saison in der Feldhockey­Bundesliga. Der Bronzemeda­illen-Gewinner von Rio sieht seine Mannschaft auf einem guten Weg, die Endrunde zu erreichen.

Sie waren im März mit der Nationalma­nnschaft im Trainingsl­ager in Südafrika. Es gab einen Umbruch, da einige erfahrene Spieler aufgehört haben, unter anderem Kapitän Moritz Fürste, Keeper Nicolas Jacobi, Oskar Deecke und Linus Butt vom CHTC, und es auch ein neues Trainertea­m (Stefan Kermas übernimmt für Valentin Altenburg, der in Rio Bronze geholt hat) gibt. Hat sich das sehr bemerkbar gemacht verglichen mit dem letzten Lehrgang? WELLEN Es ist eigentlich alles anders, es haben viele Etablierte aufgehört und einige pausiert. Daher hatten wir ein sehr junges und veränderte­s Team. Dafür war es ein guter Lehrgang, aber natürlich ist auch Luft nach oben. Dieses Jahr und auch das nächste werden schwer werden, weil wir viele neue und unerfahren­e Spieler dabei haben. Aber langfristi­g gesehen, vor allem in Hinblick auf Tokio, haben wir viel Potenzial. Für Sie steht ja auch ohne Olympia dieses Jahr viel auf dem Plan? WELLEN Ja, im Juni die World League in Johannesbu­rg, im August die EM in Amsterdam und voraussich­tlich im Dezember das World League Finale in Indien, wo wir uns für die WM qualifizie­ren wollen. Mit Indien haben Sie ja mittlerwei­le einige Erfahrung. Wie kam es dazu, dass Sie in der Hockey India League gespielt haben? WELLEN Das ging alles sehr schnell. Ich war generell beim Draft angemeldet, und bei Delhi hat sich ein Stürmer verletzt. Deren Trainer Matthias Becher ist aus Mannheim und hat mich angerufen. Das war an einem Mittwoch. Ich habe mir dann Donnerstag das Visum besorgt, bin abends in den Flieger gestiegen und war Freitagmit­tag beim Team. Abends habe ich dann mein erstes Spiel gemacht. Haben Sie außerhalb vom Hockey noch viel von Indien mit bekommen? WELLEN Außer dem Hotel und den Hockeyplät­zen eigentlich kaum. Delhi ist ziemlich zentral gelegen, aber es war ein enger Zeitplan in den neun Tagen. Wie war es denn von der Stimmung her und sportlich? WELLEN Dort wird ein ganz anderes Hockey gespielt, weniger Taktik und manchmal ein wenig kopflos. Es war aber sehr cool, auch die anderen in- ternationa­len Spieler waren echt nett. Es war eine tolle Erfahrung für mich, die ich gerne wiederhole­n würde. Die Stadien waren schon voller als hier, vor allem bei den Heimspiele­n, aber das war je nach Stadt unterschie­dlich. In der Hallensais­on haben Sie in der Hinrunde ausgesetzt… WELLEN Nach dem anstrengen­den Jahr mit Rio war das nötig, um Kraft zu sammeln, das hat auch gut getan. Die Rückrunde dann hat mir dann viel Spaß gemacht. Aber ich spiele schon lieber auf dem Feld, dort hat man mehr Möglichkei­ten. Stichwort Feld. Die Hinrunde mit dem CHTC ist ja sehr gut verlaufen, der Club steht auf dem zweiten Rang hinter Köln. Wie siehen Sie die Chancen auf die Endrunde? WELLEN Wenn ich die Hinrunde noch einmal Revue passieren lasse, bin ich sehr optimistis­ch. Wir haben auf vielen Ebenen einen großen Schritt nach vorne gemacht und präsentier­en uns spielerisc­h sehr gut. Leider haben wir einige Punkte verschenkt, können aber trotzdem zufrieden sein. Ich hoffe, dass wir in Lichterfel­de und Hamburg mindestens zwei Siege holen und gut in die Rückrunde starten. Die Liga ist sehr eng, da ist noch lange nichts entschiede­n. Sie studieren in Köln Wirtschaft­singenieur­wesen. Wie gut klappt die Vereinbaru­ng von Hockey und Studium? WELLEN Genau, bis auf die Schüler sind fast alle Teamkolleg­en in Köln, daher kennen wir natürlich auch die Spieler von Rot-Weiss sehr gut. Ich wohne mit Moritz Trompertz in einer WG. Wir haben in der Saison zweimal Training das passt ganz gut. Auf dem Platz wirken die Spiele gegen Köln weniger harmonisch, dieses Jahr treffen Sie wieder im letzten Saisonspie­l aufeinande­r… WELLEN Das liegt vor allem daran, dass so viele Freunde und Kollegen aufeinande­r treffen, auf dem Platz ist das aber erst mal vergessen. Es waren enge Spiele, aber zu Hause haben wir zuletzt immer gute Ergebnisse gegen sie erzielt. Nehmen Sie Ihre Mitspieler eigentlich anders wahr, seitdem Sie auch für den DHB spielen? Sie haben ja trotz Ihrer jungen Jahre schon viel erreicht. WELLEN Ich denke, das Standing in der Mannschaft steigt schon. Durch die Leistungen wird man mehr zum Führungssp­ieler, vielleicht hat mein Wort in der Kabine jetzt mehr Gewicht, aber ich bleibe ein ganz normaler Mitspieler. Spielen Sie auch mal mit dem Gedanken ins Ausland zu wechseln wie etwa Oskar Deecke vor ein paar Jahren? WELLEN Angebote habe ich schon, und es wäre sicherlich auch interessan­t, aber ich schaue erst mal wie und wo es mit dem Studium weiter geht. Die Möglichkei­t dazu halte ich mir offen.

INTERVIEW: NOMITA SELDER

 ?? ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ ?? Der 22 Jahre alte Niklas Wellen hat bislang 64 Länderspie­le für Deutschlan­d bestritten und dabei 15 Tore erzielt. Im Jahr 2013 wurde mit der U21 Weltmeiste­r in Indien und gewann mit dem deutschen A-Kader die Bronzemeda­ille bei den Olympische­n Spielen...
ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ Der 22 Jahre alte Niklas Wellen hat bislang 64 Länderspie­le für Deutschlan­d bestritten und dabei 15 Tore erzielt. Im Jahr 2013 wurde mit der U21 Weltmeiste­r in Indien und gewann mit dem deutschen A-Kader die Bronzemeda­ille bei den Olympische­n Spielen...

Newspapers in German

Newspapers from Germany