Rheinische Post Krefeld Kempen
Drei junge Klangkünstler: Erfrischend anders
NEERSEN (tone) Drei Musiker im freien Fall: „Three Fall“gastierte vor über 100 Gästen im Neersener Schloss. Der zweite Akt des diesjährigen Jazzfrühlings brachte juvenile deutsche Klangkost zu Gehör. Sie schmeckte erfrischend anders. Seit dem bis dato letzten Willicher Gastspiel vor fünf Jahren hat sich bei „Three Fall“viel getan. CDs entstanden (ein neuer Tonträger wird gerade eingespielt), die Bühnen wurden größer, es folgten Engagements als Vorgruppe für Trombone Shorty. Sein Urteil: „unique“, einzigartig. Gereift und über alle Genres erhaben, hat „Three Fall“zu einer eigenen, manchmal eigenartigen Klangsprache gefunden. Die zahlreichen Effektmaschinen leisten dazu ihren Beitrag. Das Trio hascht aber nicht nach Effekten, es nutzt sie eloquent als Klang-Erweiterung seines Schaffens. So entsteht Vielfalt, aus Raum und Klang verschmelzen zum Raumklang, aus Hall und Verzerren wabern mehrdimensionale Grummelgeister. Lutz Streuns Bassklarinette imponiert optisch wie melodisch.
„Alexandria“entführt in urbanmysthische Gefilde, bevor Können und Komik in prustend-saugenden Kaskaden unfassbar charmant ineinander fließen. Lungenvolumen plus gewaltige Instrumentaltechnik ergeben vor Energie sprudelnde Leuchtfeuer. Auf dem Tenor-Saxophon beginnt Streun mit gefälligen Subdominant-Folgen. Bald schon hangelt sich Drummer Sebastian Winne beckenlastig herbei wie Affen an Lianen – was entsteht, ist ein wilder Bluenote-Ritt. „Endless“wiederum gefällt als Turnaround im Moll-Gewand, immer auf der Suche nach Melodiekürzeln in A-B-A-Folge. Ganz klar: „Three Fall“hat das Zeug zur international großen Jazznummer, weil diese Drei ums Studierte wissen, es erhöhen, nie aber damit hausieren gehen. Bravo!