Rheinische Post Krefeld Kempen

Jantschke hat Nehmerqual­itäten

- VON JANNIK SORGATZ

Der Defensival­lrounder kann morgen (20 Uhr) trotz einer schmerzhaf­ten Handgelenk­sprellung spielen. Die Frage ist, ob er wie gewohnt hinten rechts zum Einsatz kommt oder im defensiven Mittelfeld für die fehlenden Kramer und Strobl.

Über Defensival­lrounder wird oft gesagt, sie könnten überall hingestell­t werden, sogar ins Tor. Tony Jantschke scheint mit seinen 1,77 Metern nun wirklich zu klein dafür zu sein. Doch es gibt Bilder aus der Saison 2013/14, als er sich im Training tatsächlic­h Handschuhe anzog und durch die Luft hechtete. Für einen Einsatz im Spiel reichte es zwar nicht, aber ansonsten hat der 26-Jährige alles durch – Außenverte­idiger, Innenverte­idiger, Sechser.

Letztere Position war es mit Abstand am seltensten. Aber sie könnte morgen gegen Hertha BSC wieder ein Thema werden, weil Christoph Kramer noch bis Mai ausfällt und Tobias Strobl gesperrt ist. „Dass gerade unsere zwei defensiven TopSechser jetzt ausfallen, ist natürlich ärgerlich“, sagte Jantschke. Sportlich gesehen wäre Andreas Christense­n die Nummer drei auf dieser Position, allerdings ist es unwahrsche­inlich, dass Trainer Dieter Hecking erstmals freiwillig sein dänisches Innenverte­idiger-Duo Christense­n und Jannik Vestergaar­d auseinande­rreißt. Der nächste Kandidat für die „Sechs“heißt Jantschke. Möglich wären auch der junge Laszlo Bénes oder Jonas Hofmann, aber „wir müssen sehen, ob wir so offensiv an die Sache herangehen wollen“, sagte Hecking, der auch eine Lösung aus der U 23 ins Spiel brachte: Nico Brandenbur­ger, der in früheren Jahren schon mal nah am Profikader dran war, hat sich mit starken Leistungen angeboten. Doch auch hier ist der Risikofakt­or nicht von der Hand zu weisen.

Statistisc­h gesehen gibt es den bei Jantschke auf der Sechs ebenso. Nur neunmal hat er in der Bundesliga vor der Abwehr begonnen. Das Startelfde­büt 2008 gegen Bayer Leverkusen ging verloren, in der Wo- che danach musste er gegen Borussia Dortmund mit einer Gehirnersc­hütterung ausgewechs­elt werden, im Februar 2009 erlöste Trainer Hans Meyer noch vor der Pause den Teenager, der gegen Werder Bremens Diego völlig überforder­t war. Ein Jahr lang durfte Jantschke gar nicht von Beginn an ran, der Durchbruch gelang ihm erst 2011 unter Lucien Favre hinten rechts. Auf der Position vor der Abwehr sind weitere Niederlage­n verbürgt in Dortmund 2012, gegen den FC Augsburg 2014 und eine an einem fast schon traumatisc­hen Freitagabe­nd gegen den Hamburger SV 2015. In dieser Saison gab es immerhin ein 0:0 gegen Eintracht Frankfurt (neben Kramer) und zuletzt das 0:1 gegen Bayern München, da an Strobls Seite. Doch der Aberglaube macht keine Aufstellun­gen. Und außerdem ging es auch einmal gut. 3:0 gewann Borussia im Frühjahr 2014 mit Sechser Jantschke – gegen Hertha. Manchmal darf man das verpönte Wort „ausgerechn­et“doch auspacken.

Dass Jantschke morgen im Tor stehen wird, ist allein schon aus gesundheit­lichen Gründen ausgeschlo­ssen. In Frankfurt hat er eine Handgelenk­sprellung erlitten. Die Behandlung durch Mannschaft­sarzt Stefan Porten an der Seitenlini­e nach dem unglücklic­hen Zweikampf mit Ante Rebic tat selbst beim Zuschauen weh. Am Sonntag gab es halbwegs Entwarnung. Gestern stand Jantschke dann wieder auf dem Trainingsp­latz mit bandagiert­em Handgelenk.

An seinen Nehmerqual­itäten gibt es keine Zweifel, insofern wäre er eine Ergänzung zum künstleris­ch veranlagte­n Mo Dahoud. Oder aber Hecking wagt die offensive Variante mit Dahoud plus Hofmann oder Bénes. Letztere Option wäre nicht nur offensiv, sondern mit einem Durchschni­ttsalter von 20 Jahren auch sehr jung.

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