Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Terror als Routine – nur welcher?

- VON MICHAEL BRÖCKER VON GEORG WINTERS VON HELGE DONATH

Die Hintergrün­de des Anschlags auf den BVB-Mannschaft­sbus sind noch nicht restlos geklärt, aber es war eine gezielte Attacke, so viel wissen die Ermittler. Dass der Verein zunächst von einem „Vorfall“sprach, wenn Sprengsätz­e explodiere­n, erscheint fragwürdig. Beschönige­n ist jetzt genauso falsch wie Panikmache.

Wenn sich die Hinweise der Bundesanwa­ltschaft verdichten und sich ein terroristi­sches Motiv hinter der Attacke verbirgt, haben wir es mit einer weiteren (Ab-)Art des Terrors zu tun. Prominente als Zielperson­en. Es ging den Tätern offenbar nicht um Anschläge auf gut besuchte Plätze, um wahllos Zivilisten zu töten. Es ging offenbar auch darum, wer getroffen wird. Publicity. Maximale Aufmerksam­keit ist bei einem Bundesliga­team garantiert.

Der Terror wird diffus. Lkw, Axt, Sprengsätz­e. Trittbrett­fahrer? Ein Muster ist nicht erkennbar. Das macht es den Sicherheit­sbehörden schwer. Die Bevölkerun­g ist mehr denn je gefragt. Hinsehen, aufmerksam sein. Das Vertrauen in die Behörden zulassen. Und wenn es doch passiert, sollten wir so agieren, wie es die Dortmunder getan haben. Besonnen, solidarisc­h, ruhig. So wird der Terror nie sein Ziel erreichen, die Gesellscha­ft zu destabilis­ieren. BERICHT ANSCHLAG AUF BVB-BUS: ISLAMIST . . ., TITELSEITE

Auf den ersten Blick scheint alles toll: mehr Wirtschaft­swachstum als bislang gedacht, mehr Jobs, volle öffentlich­e Kassen. Doch das Frühjahrsg­utachten der Wirtschaft­sforscher ist beileibe keine reine Jubelarie. Und dazu bedarf es nicht einmal der vielfach beschworen­en geopolitis­chen Risiken aus Amerika, Großbritan­nien oder Frankreich.

Nach der OECD haben binnen 24 Stunden zum zweiten Mal Konjunktur­experten der amtierende­n Bundesregi­erung die Entlastung der Bürger ins Stammbuch geschriebe­n – deutlicher kann man auf den Reformzwan­g in der Abgabenpol­itik nicht hinweisen. Zudem ist die Kritik der Forscher am Leistungsb­ilanzübers­chuss bedenkensw­ert. Der entsteht nämlich auch dadurch, dass Kapital ins Ausland abfließt, und das ist in Sachen Wettbewerb­sfähigkeit kein gutes Zeichen für den Standort Deutschlan­d. Mehr Investitio­nen in Bildung, mehr Geld für die Infrastruk­tur – die Forderunge­n, die sich aus der Analyse ergeben, sind die gleichen wie immer, aber ihre Umsetzung wird dadurch nicht weniger dringend. Ein Mahnschrei­ben an alle Wahlkämpfe­r. BERICHT WIRTSCHAFT­SFORSCHER SEHEN . . . , TITELSEITE

EGutachten mit Tücken

Putin hat sich verzockt

igentlich hatten US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin geplant, einen Neubeginn zu wagen. Spekulatio­nen machten die Runde, Trumps „America first“und Moskaus Ambitionen auf eine erweiterte Einflusszo­ne könnten die internatio­nalen Kräfteverh­ältnisse verschiebe­n. Nach nicht einmal einhundert Tagen von Trumps Präsidents­chaft ist das Verhältnis zu Russland jedoch so zerrüttet wie nie seit Ende des Kalten Krieges.

Die harte Linie gegenüber Moskau nach dem mutmaßlich­en Giftgasang­riff Assads ist für Trumps Team ein Befreiungs­schlag. Der Kreml indes hat sich schwer getäuscht: Moskaus Wunschkand­idat im Weißen Haus entpuppt sich als jemand, der russischen „Spielchen“nicht mehr so duldsam begegnen dürfte wie Vorgänger Barack Obama. Wladimir Putin hat sich verzockt: Die Interventi­on in Syrien sollte Russland aus der Isolation herausführ­en, in die es seit der Krimannexi­on 2014 geraten war. Nun rückt die Anerkennun­g als zweite Weltmacht unter Donald Trump in weite Ferne. BERICHT TILLERSON IN MOSKAU KÜHL EMPFANGEN, TITELSEITE

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