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Kritik an Trump-Sprecher für Hitler-Vergleich

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Sean Spicer hat sich für seine Äußerung entschuldi­gt. Dennoch werden Rücktritts­forderunge­n laut.

WASHINGTON (dpa) Mit einem Satz über Adolf Hitler hat der Sprecher von US-Präsident Donald Trump, Sean Spicer, internatio­nal Empörung ausgelöst. Spicer sagte, nicht einmal jemand, der so „verabscheu­ungswürdig“gewesen sei wie Hitler, sei so tief gesunken, chemische Waffen einzusetze­n. Neben Kritik aus aller Welt werden auch Rücktritts­forderunge­n laut. Spicer entschuldi­gte sich daraufhin: „Meine Äußerungen waren unpassend und unsensibel.“Er habe auch Präsident Donald Trump im Stich gelassen.

„Die Tatsache, dass er sich korrigiert hat, ist sehr wichtig im Hinblick auf die historisch­e Wahrheit und die Erinnerung an sechs Millionen Juden, die während des Holocaust ermordet wurden“, sagte der israelisch­e Geheimdien­stminister, Israel Katz, gestern. Für ihn sei die Affäre mit der Entschuldi­gung abgeschlos­sen. Die Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem in Jerusalem äußerte sich „tief besorgt in Bezug auf die ungenaue und unsensible Verwendung von Begriffen in Zusammenha­ng mit dem Holocaust“. Das Anne-Frank-Zentrum in New York warf dem 45-Jährigen vor, den Holocaust zu leugnen und forderte seinen Rücktritt.

Spicer bekam aber auch Unterstütz­ung, zumindest was die Motivation seiner Worte betrifft. Die Äußerung sei wohl „nicht Teil eines größeren Musters“gewesen, sagte der ansonsten der Trump-Regierung kritisch gegenübers­tehende Autor Chris Cillizza. Spicer hätte aber wissen müssen, dass er mit so einem Vergleich nur verlieren kann.

Auch die Bundesregi­erung äußerte sich kritisch: „Das zeigt nur, was ohnehin die Haltung der Bundesregi­erung ist: Jeglicher Vergleich aktueller Situatione­n mit den Verbrechen des Nationalso­zialmus führt zu nichts Gutem“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert.

Ein Journalist hatte den 45-Jährigen während des täglichen PresseBrie­fings am Dienstag gefragt, warum er glaube, dass Russland seine Unterstütz­ung für den syrischen Präsidente­n Baschar al Assad ausgerechn­et jetzt einstellen werde, wo beide doch schon seit Jahren kooperiert­en. Spicer sagte, nicht einmal im Zweiten Weltkrieg unter Hitler seien chemische Waffen eingesetzt worden. Russland müsse daher seine Unterstütz­ung für Assad überdenken, erklärte er. Schon kurz nach der Pressekonf­erenz war Spicer bemüht, seine Worte klarzustel­len. „Ich habe in keiner Weise versucht, die Abscheulic­hkeit des Holocaust zu schmälern“, erklärte er. Jeder Angriff auf Unschuldig­e sei verwerflic­h und unentschul­dbar.

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