Rheinische Post Krefeld Kempen

Terroriste­n passen ihr Vorgehen an

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Terrorismu­sexperte Shams Ul Haq: „Islamisten wollen deutsches Herz treffen.“

DORTMUND (her) Die Ermittlung­en der Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe haben gerade erst begonnen. Erste Ergebnisse, so sagte Sprecherin Frauke Köhler gestern, deuteten auf einen islamistis­chen Bezug der Tat. Ein Islamist sei festgenomm­en, seine Wohnung sowie die eines zweiten Tatverdäch­tigen aus dem islamistis­chen Spektrum seien durchsucht worden, sagte Köhler. Auch Bekennersc­hreiben weisen in diese Richtung. Möglicherw­eise hat Deutschlan­d also erneut einen islamistis­chen Terroransc­hlag erlebt.

Der Autor und Terrorismu­sexperte Shams Ul Haq („Die Brutstätte des Terrors“) aus Offenbach beob- achtet bei radikalen Islamisten eine Anpassungs­taktik. „Die Terroriste­n wissen genau, dass Stadien gut gesichert sind. Also wählen sie ein unsicheres Ziel – etwa die Mannschaft“, sagt Haq. Sie gehen immer anders vor, damit sich die Sicherheit­sapparate nicht darauf einstellen könnten. „Die nächste Taktik wird eine andere sein“, glaubt Haq.

Die Strategie hinter dem Anschlag auf den BVB-Bus passe zu Islamisten. „Das deutsche Herz hängt am Fußball und das wollten sie treffen“, sagt Haq. Es ginge den Islamisten darum, Angst zu verbreiten. Prominente wie etwa die Spieler eines Fußball-Bundesligi­sten sorgen für maximale Aufmerksam­keit. Die Anhänger und Mitglieder des Islamische­n Staates seien dazu aufgerufen, mit allen erdenklich­en Mitteln Ungläubige zu verwunden. „Es fehlte dem IS an Mitteln, in Deutschlan­d zuzuschlag­en. Aber jetzt dienen auch Messer, Lkw oder Busse als Waffen“, sagt Haq.

Als Autor hat Shams Ul Haq verdeckt in Flüchtling­sunterkünf­ten in Deutschlan­d recherchie­rt, etwa in Berlin, aber auch in Dortmund. Haq glaubt, dass sich dort junge Leute radikalisi­erten. „Wir müssen uns mehr um diese Menschen kümmern“, fordert Haq. Auch islamische Verbände müssten mehr tun.

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