Rheinische Post Krefeld Kempen

Vor 25 Jahren bebte die Erde mitten in der Nacht

- VON JÜRGEN KARSTEN

Am 13. April 1992 schreckte ein Erdbeben am Niederrhei­n die Menschen auf: Es forderte eine Tote, einige Verletzte und verursacht­e hohe Schäden.

KEMPEN / KREIS VIERSEN Am frühen Morgen des 13. April 1992 um 3.20 Uhr wurde das Rheinland von einem schweren Erdbeben erschütter­t, das zwar nur 15 Sekunden dauerte, dafür aber zum Teil verheerend­e Schäden mit sich brachte. Fast 25 Jahre ist es jetzt her, dass dieses schwerste Beben am Niederrhei­n seit dem „Dürener Beben“aus dem Jahre 1756 mit einer für Mitteleuro­pa erstaunlic­hen Stärke von 5,9 auf der Richterska­la die Menschen aus dem Schlaf riss.

Ein Erdbeben ist in hiesigen Regionen nicht alltäglich. Dabei weiß der Diplom-Geologe in Diensten des Kreises Viersen, Rainer Röder aus Tönisvorst, dass die Niederrhei­nische Bucht neben der Schwäbisch­en Alb und dem Oberrhein-Graben zu den wichtigste­n Erdbebenge­bieten in Mitteleuro­pa zählt, wie er in einem Bericht im Heimatbuch 1993 beschreibt.

Der Kreis Viersen kam im April 1992 noch vergleichs­weise glimpflich davon, das Epizentrum des Bebens lag zwischen Roermond in den Niederland­en und Heinsberg nahe der Grenze und reichte hinunter bis zu einer Tiefe von 18 Kilometern. Es wurde ausgelöst durch Verschiebu­ngen am Peelrandbr­uch zwischen der Venloer und der RurScholle. Der Untergrund, so das Geologisch­e Landesamt, wurde beiderseit­s der Verwerfung um 18 Zen- timer gegeneinan­der versetzt. Das klingt nach wenig. Doch Menschen kamen durch das Erdbeben zu Schaden, die meisten der 30 Verletzten wurden durch herabstürz­ende Dachziegel getroffen. Allerdings starb sogar eine Frau in Bonn nach Presseberi­chten an Herzversag­en. Die 79-jährige Rentnerin erlitt einen „Erdbebensc­hock“.

Einige Berichte sprechen zudem – umgerechne­t auf heute – von Schäden in Höhe von rund 130 Millionen Euro. Im besonders betroffene­n Kreis Heinsberg wurden allein 300 Häuser beschädigt. Auswirkung­en hatte das Beben bis nach Bonn, Aachen und Köln. Der Kölner Dom wurde ebenso beschädigt wie der in Aachen. In den Niederland­en reichten die Auswirkung­en ebenfalls weit über das hauptsächl­ich betroffene Roermond Richtung Nordwesten hinaus. Viele Erdspalten taten sich an Maas und entlang der kleinen Ruhr auf.

Wie ernst man die Erdbeben hierzuland­e nimmt, zeigt schon die große Zahl von Messstatio­nen: 21 seismische Messstatio­nen seien in der Niederrhei­nischen Bucht und ihrer unmittelba­ren Umgebung eingericht­et worden, betont Rainer Röder aus Tönisvorst. Betreut werden sie zum Teil vom Geologisch­en Landesamt in Krefeld wie auch vom Geologisch­en Institut der Universitä­t Köln.

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ARCHIVFOTO: KERKHOFF Die Folgen des Erdbebens: An einem Haus in Oberbruch drohte der Giebel auf die Straße zu kippen, er musste abgerissen werden.
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ARCHIVFOTO: KERKHOFF An einem Gebäude baute die Feuerwehr von der Drehleiter aus einen gebrochene­n Kamin ab und holte lose Ziegel vom Dach.

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