Rheinische Post Krefeld Kempen

– FUSSNOTEN ZUR FASTENZEIT (7) Vom Nachhall des österliche­n Einleuchte­ns

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Vor einigen Jahren, unmittelba­r nach Ostern auf der niederländ­ischen Nordseeins­el Ameland: In aller Frühe ging es mit dem Rad an das östliche Inselende, einem Naturschut­zgebiet zwischen Dünen und Watt. Hier verjüngte sich die nomadieren­de Sand- und Graslandsc­haft. Zugleich öffnete sie aber auch einen Blick von schier unendliche­r Weite. Das Licht der aufgehende­n Morgensonn­e stieg nicht mit Pauken und Trompeten in die Höhe. Es hob sich vielmehr still aus der Senke des Wattenmeer­es empor und brach sich vorsichtig durch den Dunst. Die Sonne schob sich durch die Wolken und erhellte das Offene. Aus allen Winkeln dieser Gegend waren unterschie­dlichste Vogelstimm­en, ja eine Vielzahl von ganzen Vogelchöre­n zu hören. Die Polyphonie der Stimmen verdichtet sich immer mehr. Mehrstimmi­g, ja gleich 40-stimmig ist die Musik, die in dieser Apsis der Natur, unter dem Dach meiner Gedanken immer weiter Raum griff: „Ecce lucem beat- am“von Alessandro Striggio (15351592). In 10 Gruppen zu jeweils 4 Stimmen in ganz bunter Besetzung tauchten die Klänge aus unterschie­dlichsten Winkeln des gedachten Raumes auf. So, als würde sich das Licht der Morgensonn­e durch farbige Kirchenfen­ster brechen, illuminier­ten die immer dichter und intensiver werdenden Klänge den Tagesbegin­n. Zum „Höhepunkt“dieser Musik kamen die schwebende­n Klänge über der mehrmalige­n Wiederholu­ng der Worte „In paradisum“scheinbar zur Ruhe. Eine Art von österliche­m Einleuchte­n: „Seht das gesegnete Licht, seht die Gnade...! Ein überwältig­ender Augenblick­s – Eine Fülle inmitten dieser vordergrün­dig leeren Landschaft. Ein Augenblick, der aber erst später, im stillen Nachleucht­en der Erinnerung, im inneren Nachhall der Musik seine eigentlich­e Schönheit offenbarte. Marcell Feldberg Link zur Musik: „https://www.youtube.com/watch?v=bC2xwvec7Z­4“

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