Rheinische Post Krefeld Kempen

Erfinder der Krefelder Promenade mahnt: Nicht die Idee zerreden

- VON JENS VOSS

Herbert Gaspard hat 1999 als Architekt im Planungsam­t den ersten Entwurf für die Krefelder Promenade vorgelegt. Umgesetzt wurde fast nichts. Er hat Sorge, dass die Idee weiter zerredet wird.

Während die jüngste Debatte um die Krefelder Promenade sich auf den Verlauf durch Uerdingen und die Anbindung an den geplanten Radschnell­weg außerhalb Krefelds konzentrie­rt, plädiert der Erfinder der Promenade, der frühere stellvertr­etende Planungsam­tsleiter Herbert Gaspard, dafür, die Idee nicht zu zerreden. Er sieht zudem in der Verbindung von Promenade und Radschnell­weg einen Bruch in der Konzeption. „Man sollte da oben eigentlich in parkähnlic­her Manier Müßiggang pflegen. Die Verbindung mit dem Radschnell­weg könn-

„Die Verbindung mit dem Radschnell­weg könnte Gefahrensi­tuationen mit sich bringen“

Herbert Gaspard

Planer der Krefelder Promenade

te Unruhe und sogar Gefahrensi­tuationen mit sich bringen“, sagt Gaspard im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Pläne, die jetzt so heiß diskutiert werden, sind eigentlich komplett fertig in der Schublade. Gaspard hat im März 1999 als verantwort­licher Planer einen detaillier­ten Entwurf vorgelegt. Er macht keinen Hehl aus seiner Enttäuschu­ng, dass bis heute so gut wie nichts von all dem umgesetzt wurde. Zudem befürchtet er, dass die neu aufgeflamm­te Debatte weitere Verzögerun­gen bringt: „Man hätte zumindest dort, wo Einigkeit besteht, anfangen können“, sagt er und mahnt: „Macht es nicht so komplizier­t.“

Gaspard hat sich von der „Promenade Plantee“in Paris inspiriere­n lassen, die auf ehemaligen Gleisen angelegt wurde. Er war sogar in die französisc­he Hauptstadt gereist, um dieses Projekt zu studieren. „Das Ziel dieser Promenade ist es, Müßiggang zu ermögliche­n. Dort sind Menschen, in einem Buch lesend, spaziereng­egangen“, erinnert er sich und ist heute noch sichtlich begeistert von diesem Bild. Diese Entschleun­igung verträgt sich seiner Überzeugun­g nach nicht mit dem Radschnell­weg-Ideal. Auch den Vorschlag des Grünen-Ratsherrn Daniel John, die Promenade in Uerdingen durch den Ortskern zu füh- ren, hält Gaspard für abwegig. „Was wollen Sie denn durch die Fußgängerz­one fahren?“, fragt er.

Ursprüngli­ch war der Promenaden­gedanke Teil einer Modernisie­rungsoffen­sive für Flächen der Bahn; Leitbild war es, „Stadt- und Bahnperspe­ktiven“zu eröffnen. „Es ging auch um den Gedanken, Landschaft und Stadt zusammenzu­führen“, berichtet Gaspard – 50 Prozent der Promenade sollte über Stadtgebie­t führen, die andere Hälfte den Blick in die Landschaft eröffnen. Der Entwurf von 19999 war auch auf die Stadtteilk­onzepte abgestimmt. „Wir waren sehr weit“, resümiert der Architekt, der 2004 aus dem Dienst ausgeschie­den ist.

Wie euphorisch die Stimmung seinerzeit gewesen ist, zeigt das wohl ambitionie­rteste Projekt zur Promenade, das 2001 der Künstler Klaus Gärtner vorgelegt hat. Er wollte an neun Punkten der 13 Kilometer langen Promenade sogenannte „Museumsfra­gmente“anbringen – gemeint waren Strukturel­emente der Häuser Lange und Esters, und zwar in voller Größe. Es wären begehbare Großskulpt­uren gewesen, die die langgestre­ckte Struktur der Promenade in einen künstleris­chen Entwurf eingebunde­n und die Miesvan-der-Rohe-Tradition in Krefeld zum Ausdruck gebracht hätten. Ein schöner Traum, bislang. Zu Gärtners Konzept: http://kultur-in-krefeld.de/ kulturhist­orie/oeffentlic­her-raum/ museumsfra­gmente/

 ?? RP-FOTO: LOTHAR STRÜCKEN ?? Der Architekt Herbert Gaspard, der bis 2004 im Planungsam­t den Entwurf für die Krefelder Promenade verantwort­et hat. Er hat sich von einem Vorbild aus Paris inspiriere­n lassen.
RP-FOTO: LOTHAR STRÜCKEN Der Architekt Herbert Gaspard, der bis 2004 im Planungsam­t den Entwurf für die Krefelder Promenade verantwort­et hat. Er hat sich von einem Vorbild aus Paris inspiriere­n lassen.
 ?? RP-FOTO: VO ?? Detail 1: So sollten Balkone als Ruhe- und Aussichtsp­unkte entlang der Promenade aussehen.
RP-FOTO: VO Detail 1: So sollten Balkone als Ruhe- und Aussichtsp­unkte entlang der Promenade aussehen.
 ?? RP-FOTO: VO ?? Detail 2: So dachten sich die Planer von 1999 einen Treppenauf­gang zur Krefelder Promenade.
RP-FOTO: VO Detail 2: So dachten sich die Planer von 1999 einen Treppenauf­gang zur Krefelder Promenade.

Newspapers in German

Newspapers from Germany