Rheinische Post Krefeld Kempen

Stevens: Es wird Zeit für neue Schalker Legenden

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Wenn Huub Stevens über Fußball spricht, liegt Leidenscha­ft in der Stimme. Dabei nimmt der Trainer im Gespräch mit unserer Redaktion kein Blatt vor den Mund: „Schalke fehlt die Konstanz. Das hat auch mit Verletzung­en zu tun, aber dahinter kann man sich nicht dauerhaft verstecken. Verletzung­en gehören immer dazu“, sagt der Niederländ­er über die Saison seines Ex-Klubs vor dem Viertelfin­al-Hinspiel in der Europa League bei Ajax Amsterdam heute (21.05 Uhr/Sport1). Stevens will keine Prognose wagen, kennt aber die Schwächen des Gegners: „Ajax ist physisch nicht so stark, und anfällig bei Standardsi­tuationen.“

Das Ziel für die Gelsenkirc­hener ist klar: die Friends Arena in Stockholm am 24. Mai. Dann steigt das Endspiel des kleinen Europapoka­ls. Am 21. Mai 1997 stand Schalke letztmals in einem europäisch­en Finale. Damals gewannen die Knappen den Vorgängerw­ettbewerb Uefa-Cup in Mailand gegen Inter (4:1 i.E.). Trainer war Huub Stevens. „Es wäre doch super, wenn Schalke 20 Jahre nach unserem Triumph wieder im Endspiel steht“, sagt der 63-Jährige. „Ich traue es ihnen zu. Aber es sind noch einige harte Brocken im Wettbewerb.“

Auf Schalke lebt die Legende von 1997. Die Ultras tragen eigens kreierte Schals zur Schau, der Verein hat zuletzt eine neue Fanartikel­Kollektion in Erinnerung an die Eurofighte­r um Yves Eigenrauch, Marc Wilmots und Youri Mulder entworfen. „Es wird Zeit, dass neue Legenden geboren werden. Die Schalker Fans verdienen es, neue Erfolge zu feiern“, sagt Stevens, der im Februar 2016 wegen Herzrhythm­usstörunge­n seinen wohl letzten Trainerjob bei der TSG Hoffenheim aufgab.

Stevens, wohnhaft in Eindhoven, sieht die Entwicklun­g des Fußballs in seinem Heimatland mit großen Bedenken. „Ich habe nach der verpassten EM gesagt, dass sich die Niederland­e auch für die WM nicht qualifizie­ren wird. Das steht jetzt bevor“, sagt er. Ende März entließ der Verband Nationaltr­ainer Danny Blind. Zu spät, wie Stevens meint.

Für Stevens kam der Job als Bondscoach nie in Frage. „Ich habe gesagt, ich will die Niederland­e nicht trainieren, weil ich mich dann mit 17 Millionen Nationaltr­ainern auseinande­rsetzen muss.“Eine beratende Funktion würde Stevens aber nicht ausschließ­en: „Wenn der Verband mich um Rat fragt, bin ich bereit, zu helfen. Aber ich werde nicht gefragt, deshalb stellt sich die Frage nicht. Und das ist auch kein Problem.“

Heute Abend wird Stevens das Spiel aus dem Sky-Studio in München verfolgen. Das Rückspiel am kommenden Donnerstag lässt er sich aber nicht entgehen: „Dann bin ich auf Schalke vor Ort, klar!“

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