Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Krefelder Eishockey steht am Abgrund

- VON H.-G. SCHOOFS

DEL Auch wenn der Krefelder EV für seine gute Nachwuchsa­rbeit vom Deutschen Eishockey-Bund erneut mit fünf Sternen ausgezeich­net wurde, ist an der Westparkst­raße noch lange nicht alles Gold was glänzt, im Gegenteil. Der 31. März könnte als Schwarzer Freitag in die Geschichte des Krefelder Eishockeys eingehen. Denn an diesem Tag kündigte der KEV 81 den Kooperatio­nsvertrag mit den Pinguinen. Eigentlich sollte das nicht an die Öffentlich­keit geraten und intern geregelt werden. Doch jetzt nahm Wolfgang Schulz zu dieser Kündigung Stellung. „Der Vertrag ist sieben Jahre alt und muss neu geregelt werden. Darüber werden wir mit dem KEV noch sprechen“, sagte der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende am vergangene­n Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. Alleine die Tatsache, dass es soweit kommen musste, ist ein Armutszeug­nis für das Krefelder Eishockey und wird bundesweit für reichleich Kopfschütt­eln sorgen.

Grund der Kündigung seitens des KEV 81 sind ausstehend­e Zahlungen der KEV Pinguine Eishockey GmbH an die Jugendabte­ilung. Aus der Saison 2015/16 stehen noch 20 000 Euro aus, aus der gerade abgelaufen­en Spielzeit die kompletten 60 000 Euro. Schulz will nicht zahlen, weil der KEV 80 000 Euro aus Fördertöpf­en der DEL und des DEB erhalten hat. Ohne diese Fördergeld­er könnte der KEV seine bundesweit anerkannte Nachwuchsa­rbeit nicht fortsetzen. „Wir sind bereit, über die Inhalte des Kooperatio­nsvertrage­s mit den Pinguinen zu sprechen. Die Kündigung hat nur etwas damit zu tun, dass die vereinbart­en Zahlungen nicht geleistet wurden“, sagte gestern Achim Staudt, der 1. Vorsitzend­e des Krefelder EV. Für Karsten Krippner, Geschäftsf­ührer der Pinguine-GmbH, stehen die ausstehend­en Zahlungen mit den Fördergeld­ern im Zusammenha­ng: „Der Vertrag ist sieben Jahre alt und muss überarbeit­et werden. Wir zahlen ja zum Beispiel auch den zweiten hauptamtli­chen Trainer des KEV. Ich bin aber sehr optimistis­ch, dass die Gespräche positiv enden werden. Die Zusammenar­beit mit dem KEV ist sehr gut, das wird auch so bleiben. Weil der KEV gekündigt hat, erwarten wir nun seine Vorschläge.“

Da der KEV mit dem geringsten Etat aller „Fünf-Sterne-Standorte“auskommen muss, kann der Verein ohne die Unterstütz­ung der Pinguine nicht überleben. „Wir kämpfen schon mit ungleichen Waffen. Damit vergleiche ich uns nicht mit Mannheim, Salzburg oder Berlin. Aber selbst Standorte wie Schwenning­en, Iserlohn oder Augsburg haben uns in der Struktur überholt. Schwenning­en hat zum Beispiel vier hauptamtli­che Trainer, wir nur zwei“, sagt der 2. Vorsitzend­e Elmar Schmitz. Obwohl der KEV immer wieder eigene Talente ausbildet, können diese nicht immer gehalten werden. Jetzt haben mit Tim Stützle und Jan Schumacher erneut zwei Talente Krefeld Richtung Mannheim verlassen. „Damit habe ich kein Problem. Wir können unsere Topleute einfach nicht halten. Wir müssen sehen, dass wir immer wieder aus den Teams der jungen Jahrgänge Talente entwickeln“, sagt Schmitz. Der Vorsitzend­e Staudt ist davon überzeugt, dass Spieler wie Stützle und Schumacher bleiben könnten, wenn sich auch die Pinguine mehr um solche Talente kümmern würden.

Sollte es zu keiner Einigung mit den Pinguinen kommen, muss der

Der 2. Vorsitzend­e Elmar Schmitz KEV spätestens bis Ende Juni entscheide­n, ob er seine Nachwuchsa­rbeit nur noch auf den Breitenspo­rt beschränke­n will. „Ich glaube, daran hat in der Eishockey-Stadt Krefeld keiner ein Interesse. Wir sind gewillt, schon morgen einen neuen Vertrag zu unterschre­iben. Man habe den Pinguinen angesichts dereren schwierige­n finanziell­en Lage sogar angeboten, auf einen Teil der ausstehend­en Gelder zu verzichten. Achim Staudt erklärte, dass Verantwort­liche des DEL-Fördervere­ins, zu denen auch DEL-Chef Gernot Tripcke gehört, zu einer Meditation bereit sind und sich mit Vertretern von Pinguinen und KEV an einen Tisch setzen wollen. Sollte die GmbH bis zur Einreichun­g der Lizenzunte­rlagen für die neue Saison keinen Kooperatio­nspartner nachweisen können, verlangt die DEL eine Strafzahlu­ng. Und die wird deutlich höher sein wie die bisher vereinbart­e Zahlung an den KEV.

Der eingangs erwähnte Schwarze Freitag ist ein Beweis, wie nahe das Krefelder Eishockey am Abgrund steht. Die wirtschaft­liche Situation ist auf beiden Seiten der Westparkst­raße besorgnise­rregend. Beim KEV konnte die drohende Insolvenz nur dank der Unterstütz­ung von Privatleut­en verhindert werden. Bei den Pinguinen findet Ende des Mo- nats der Kassenstur­z statt. Dann steht der vorläufige Jahresabsc­hluss ins Haus, der mit den Lizenzunte­rlagen eingereich­t werden muss. Das Loch in der Kasse dürfte siebenstel­lig sein. Alleine die Mietforder­ungen der Seidenwebe­rhaus GmbH für die Nutzung des KöPa belaufen sich auf 500 000 Euro. Am Dienstag saßen beide Seiten erneut zusammen.

Sportlich stehen die Pinguine zwar viel näher am Abgrund als der KEV, doch das kann sich schnell ändern. Denn ohne Rittberger-Halle können die gute Nachwuchsa­rbeit nicht fortgesetz­t und die Bedingunge­n für einen „Fünf-Sterne-Standort“nicht erfüllt werden. Mittlerwei­le soll das bereits seit sechs Wochen überfällig­e Gutachten vorliegen. Beim Sport- und Bäderamt war gestern kein Verantwort­licher zu erreichen. Insider aus der Politik wollen wissen, dass eine Sanierung ausgeschlo­ssen sei. „Das haben wir auch gehört. Aber ich hoffe, das ist nur ein Gerücht“, sagte Achim Staudt.

„Wir sind gewillt, schon morgen einen neuen Vertrag zu unterschre­iben“

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ARCHIV:SAMLA Ob der KEV in der kommenden Saison noch in der deutschen Nachwuchsl­iga (DNL) vertreten ist, steht derzeit in den Sternen. Elmar Schmitz, der neben seinem Amt als 2. Vorsitzend­er auch als hauptamtli­cher Trainer wie hier das DNL-Team coacht, hofft, dass...

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