Rheinische Post Krefeld Kempen

Dorenburg: Geschichte zum Anfassen

- VON BIANCA TREFFER

Im Freilichtm­useum sollen die Besucher die Vergangenh­eit hautnah erleben. Es gibt die verschiede­nsten Angebote. Bei einer Wetterführ­ung etwa kann man Bauernrege­ln genauer unter die Lupe nehmen.

GREFRATH Eine Ausstellun­g. in der man sich verkleiden und zwischen Figuren für Fotos posieren kann. In der es möglich ist, sich als komplette Familie interaktiv zu beteiligen und bei der auch Hören zu den Sinneserfa­hrungen gehört – wer die aktuelle Sonderauss­tellung im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum betritt, der erlebt Geschichte nicht nur anhand von Informatio­nstafeln und Exponaten.

In den „Niederrhei­nischen Ge(h)schichten“dreht sich alles ums Wandern, Laufen und Marschiere­n. „Wir möchten Geschichte genauso lebendig vermitteln wie sie auch ist“, sagt Museumslei­terin Anke Wielebski. Diese Aussage trifft nicht nur auf die Ausstellun­g zu, sondern auf das gesamte Freilichtm­useum. Geschichte soll hier nicht einfach nur begriffen werden im Sinne von verstehen. Vielmehr sollen die Besucher mit Hilfe von Ausstellun­gsstücken mit allen Sinnen begreifen und dafür lassen sich die Museumsmit­arbeiter einiges einfallen. Das spiegelt sich allein Jahr für Jahr im Jahresprog­ramm wider.

Der Veranstalt­ungskalend­er ist gut gefüllt mit Angeboten für jedes Alter und aus den unterschie­dlichen Themenbere­ichen. Da kommen Interessen­ten für Aberglaube­n und dunkle Gestalten genauso auf ihre Kosten wie diejenigen, die schon immer einmal Brot auf althergebr­achte Art und Weise backen wollten. Ostereierf­ärben mit den Farben der Natur, eine Wildkräute­rsuppe über dem offenen Feuer kochen, sich auf den Spuren des Buchdrucke­s bewegen oder in die Geschichte des Kasper-Theaters eintauchen, die Vergangenh­eit erhält im Freilichtm­useum ein besonderes Gesicht hinterher.

„Geschichte ist mehr als das, was wir in den Akten finden. Sie ist von Menschen gemacht. Sie war mal Gegenwart, und genau das möchten wir rüberbring­en“, sagt Museumspäd­agoge Kevin Gröwig. Dabei kommt es immer auf die Art der Vermittlun­g an. Es sei die größte Herausford­erung, die Besucher zu begeistern, fügt Gröwig an. Die Form des Frontalunt­errichts gehört der Vergangenh­eit an. Die Besucher am Programm teilnehmen und interaktiv­e Führungen erleben lassen, ist angesagt. Ein Besucher, der selber bei der Butterhers­tellung mitgemacht hat, vergisst das weniger schnell, als wenn die Abläufe einfach nur erklärt werden.

Sehen und erleben, wie etwas funktionie­rt hat eine andere Wertigkeit. „Wir versuchen die Besucher zu packen und Geschichte anfassbar zu machen“, sagt Gröwig. Wer die Wetterführ­ung mitmacht, bei der alte Bauernrege­ln unter die Lupe genommen werden, der lernt nicht nur, indem er oder sie an Lösungen mitarbeite­t, sondern hat auch jede Menge Spaß. „Unser Vorteil ist natürlich das Gelände an sich. Die Atmosphäre, die hier herrscht, gibt unendliche viele Möglichkei­ten an Dinge heranzutre­ten und die Besucher mit in die Geschichte zunehmen“, sagt Wielebski.

Das Guckloch in einer Ausstellun­g, das Einbringen von eigenen Geschichte­n des Niederrhei­ns in die große Zeitreise, die Möglichkei­t, Geschichte auch mal anzufassen, an Dinge des Alltags anknüpfen – mit vielen verschiede­nen Elementen sorgt das Niederrhei­nische Freilichtm­useum dafür, dass Geschichts­wissen unterhalts­am und einprägsam vermittelt wird. „Wir nutzen Plattforme­n, mit deren Hilfe der Besucher unbewusst etwas lernt“, bemerkt Gröwig. Und genau das ist die Kunst. Diese Museumsarb­eit in all ihren Facetten bereitet Wielebski und Gröwig sowie dem gesamten Team jede Menge Spaß. Wichtig ist es ihnen dabei, dass immer neue Ideen ausgearbei­tet werden.

Wenn es dann bei den Besuchern zu Aha-Effekten kommt und jeder etwas Wissen mit nach Hause nimmt, lebt Geschichte weiter und wird nicht vergessen.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Anke Wielebski und Kevin Gröwig sind Experten in Sachen Heimatgesc­hichte.

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