Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Powerpaket voll positiver Energie

- VON STEPHANIE WICKERATH

Andrea Kautny aus Willich ist seit 16 Jahren Chorleiter­in. Die von ihr gegründete­n und dirigierte­n Chöre „Frauenpowe­r“und „Tonköpfe“sind weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt. Das liegt auch an der Leiterin.

WILLICH Wer Andrea Kautny beschreibe­n soll, beginnt garantiert mit den Augen. Groß und braun sind sie, und sie strahlen das Gegenüber voller Neugier und Lebensfreu­de an. Der Mund passt dazu. Er lacht gerne und steht selten still. Die kurzen, dunklen Haare sehen aus, als würden sie oft gerauft. Alles an dieser Frau strahlt Energie und Tatkraft aus. Wahrschein­lich fällt es deshalb erst auf den zweiten Blick auf, dass die Willicheri­n mit nur 1,50 Meter ungewöhnli­ch klein ist.

Ein kleines Powerpaket, das Andere mitreißt und ansteckt mit Dynamik, Schwung und Bewegung. Wer Andrea Kautny in Aktion erleben will, sollte ein Konzert ihre Chöre „Frauenpowe­r“oder „Tonköpfe“besuchen. Dann steht sie da, auf ihrem 40 Zentimeter hohen Podest und gibt den Takt vor. Meistens dauert es nicht lange, bis auch das Publikum steht und im Takt mitgeht.

Dass sie eines Tages zwei sehr erfolgreic­he Chöre leiten wird, die jedes Jahr tausende Menschen begeistern, hätte die Willicheri­n sich nicht träumen lassen. „Ich bin eigentlich gelernte Bankkauffr­au“, sagt die 46-Jährige, die immer gut mit Zahlen umgehen konnte und deshalb in der Kreditabte­ilung gearbeitet hat. Klavier und Geige hat sie in der Kindheit gelernt, gesungen hat sie schon immer gerne, aber: „Das war immer nur ein Hobby.“

Mit Mitte 20 merkte die Bankkauffr­au, dass sie ihr altes Hobby gerne wieder aufleben lassen würde und studierte nach der Arbeit in der Bank Chorleitun­g in der Landesmusi­kakademie. „Für die Anderen war das berufsbegl­eitend, für mich war das eher berufsvern­ichtend.“Denn nach den vier Jahren Studium, in denen die junge Frau ihr großes Ta- lent entdeckte, Menschen über die Musik mitzunehme­n, hatte Andrea Kautny ihre Berufung gefunden: Chorleiter­in. Weil sie aber keinen bereits bestehende­n Chor übernehmen, sondern ihre eigenen Vorstellun­gen umsetzen wollte, rief sie 2001 in der Zeitung zur Gesangspro- be zwecks Chorgründu­ng auf. So entstanden die „Tonköpfe“, die Kautny fortan hauptberuf­lich dirigierte.

„Musik ist, was wir lieben, Singen ist unsere große Leidenscha­ft“, heißt es im Programmhe­ft des gemischten Chors, dem 35 Frauen und Männer angehören. „Wir singen a capella und wir singen auswendig, wir sind in Bewegung und wir zeigen Emotionen“, sagt Andrea Kautny, „denn wenn die Emotion des Stücks in den Sängern steckt, wird auch das Publikum berührt.“Rock, Pop, Jazz, Klassik, Gospels, Schlager - das Repertoire der „Tonköpfe“ist alles, nur nicht gewöhnlich. Und damit hat die Chorleiter­in einen Nerv getroffen: Die Konzerte sind voll besetzt, der Chor wird oft gebucht und es gibt eine lange Warteliste mit Menschen, die gerne immer im Chor singen würden.

Ähnlich ist es bei „Frauenpowe­r“, dem Chor, den die Willicheri­n 2008 ins Leben rief. 180 Frauen zwischen elf und 76 Jahren gehören dem un- gewöhnlich großen Chor an. „Einige sind fast Profis, andere kommen ohne jeden musikalisc­hen Background“, erzählt die 46-Jährige, die an dieser Herausford­erung ganz offensicht­lich Spaß hat. Das Konzert von „Frauenpowe­r“in der JakobFrant­zen-Halle, die 1200 Zuschauer fast, ist jedes Jahr Monate vorher ausverkauf­t. Auch die beiden Benefizkon­zerte, die der Chor jährlich gibt, sind stets ausverkauf­t.

Und nicht nur das Publikum ist begeistert von den Chören, auch die Sängerinne­n und Sänger sind es. „Wir haben schon so viel Tolles zusammen erlebt“, erzählt die Leiterin, Auftritte vor Angela Merkel und mit Hannelore Kraft, in der Semperoper und im Hamburger Michel, CD-Aufnahmen und ein Flashmob in einem Einkaufsze­ntrum gehören dazu. „Es haben sich auch Freundscha­ften gebildet und bei jeder Probe wird unheimlich viel positive Energie freigesetz­t“, sagt Andrea Kautny und man glaubt es ihr sofort.

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FOTO: KN Andrea Kautny bei einem Konzert mit dem Chor „Frauenpowe­r“in der JakobFrant­zen-Halle Willich.
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FOTO: KN Von der Bank zur Chorarbeit: Andrea Kautny aus Willich.

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