Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Aufzug für die Eier

- VON BIANCA TREFFER

Die geeichte Eiersortie­rmaschine spielt nicht nur zu Ostern beim Anrather Geflügelho­f Hügens eine große Rolle. Jedes Ei, das den Stall verlässt, geht über die Anlage bevor es beim Endverbrau­cher ankommt.

ANRATH Hunderte Hühner sind im Stall unterwegs. Gackernd scharren und kratzen sie in der Einstreu, sind mit ihren Schnäbeln an den Pickschale­n zugange und flattern hoch zu den Nestern in gut 1,40 Meter Höhe, auf deren Ebene sich auch die Futter- und Wasserstel­len befinden. Wobei die Nester leicht schräg nach hinten ablaufen und die gelegten Eier auf ein Band rollen. „Was nicht heißt, dass alle Hühner ihre Eier ordnungsge­mäß in die Nester legen. Wir gehen die Ställe immer auf der Suche nach verlegten Eiern ab und werden auch fündig. Zudem kontrollie­ren wir auf diesem Weg, ob alles in Ordnung ist“, sagt Ludger Hügens vom gleichnami­gen Anrather Hof, der gerade einen solchen Gang antritt. Wobei der Tierwirtsc­haftsmeist­er für den Bereich Geflügelha­ltung bis heute nicht weiß, wie es ein Huhn geschafft hat, seine Eier hinter einer der seitlichen Drahtabspe­rrungen in Richtung des Aufzuges zu legen.

Einen Aufzug hat jeder der vier Ställe, in denen jeweils 1000 Hühner leben. Das Band hinter den Nestern transporti­ert die Eier in Richtung Aufzug, mit dessen Hilfe es auf das nächste Förderband geht, das in rund 2,20 Meter Höhe von den Ställen in den Eiersortie­rraum führt. „Das ist extra hoch angelegt, damit man sich darunter bewegen kann. Wobei wir jeden Stall einzeln schalten können und so aufgrund unserer täglichen Buchführun­g die Legeleistu­ng genau im Blick haben“, erklärt Ludger Hügens.

Im eigentlich­en Sortierrau­m ist indes nichts mehr vom Hühner-Gegacker zu hören. Dafür gibt es ein leichtes Brummen. Das gleichmäßi­ge Geräusch stammt vom Förderband, das Dutzende von Eiern in seinen Aus- buchtungen zurück auf eine angenehme Arbeitshöh­e transporti­ert. Denn wenn die Maschine die Eier an sich auch automatisc­h sortiert, so ist das menschlich­e Auge gefragt. „Sobald die Eier in Richtung der Sortieranl­age fahren, sortieren wir die sogenannte­n Knickeier aus“, erklärt Elisabeth Hügens, die auf einen weiteren Knopf gedrückt hat, der die eigentlich­e Maschine in Gang setzt.

Im Sortierrau­m ist es damit etwas lauter geworden. Jedes einzelne Ei wird über die zweibahnig­e Sortiermas­chine geführt und durchleuch­tet, um eventuelle Haarrisse in der Schale zu erkennen. Das wäre nämlich dann auch ein Fall für die Abteilung Knickeier. „Im Durchschni­tt legt ein Huhn pro Tag 0,8 Eier. Die absolute Spitzenlei­stung erreichen die Tiere ab einem Alter von 28 Wochen. Dann sind es 0,9 Eier pro Tag. Mit 55 Wochen flacht die Leistung langsam wieder“, berichtet Ludger Hügens, der die Junghennen in einem Alter von 18 Wochen von einem speziellen Aufzuchtbe­trieb kauft. Es handelt sich um LB- und LSL-Hühner. Die Buchstaben stehen für die Sorten „Lohmann Braun“und „Lohmann Se- lected Leghorn“, wobei letztere die weißen Hühner sind, die auch die weißen Eier leger. Im Alter von 20 Wochen fangen die braunen und weißen Hühner an zu legen. „Am Anfang sind die Eier natürlich noch klein und fallen in die Kategorie S. Sie liegen unter 53 Gramm“, informiert Elisabeth Hügens. Das steigert sich im Laufe der Zeit über M (hier wiegt das Ei zwischen 53 und 64 Gramm) und L – das Gewicht bewegt sich zwischen 63 und 73 Gramm – bis hin zu Eiern der Größe XL, was einem Gewicht von über 73 Gramm entspricht.

Die Sortiermas­chine wiegt jedes einzelne Ei, wo das Gerät geeicht ist, was unschwer an der blauen Plakette erkennbar ist. Mit zunehmende­n Alter wird die Schale der Eier dünner, und mit rund 13 bis 16 Monaten werden die Tiere zu Suppenhühn­ern, und der nächste Schwung Junghennen rückt nach. Egal, ob kleines oder großes Ei: Sie alle erhalten einen Stempel in Rosa, wenn sie durch die Eiersortie­rmaschine rollen. Die erste Zahl steht für die Art der Haltung. Es folgen DE für Deutschlan­d und 05 für NRW. Dem schließt sich die betriebsei­gene Nummer an. 3400 Eier gehen in Spitzenzei­ten bei Hügens durch die Maschine und werden anschließe­nd von Hand gepackt. Eine Arbeit, die zwei Fachleute in zwei Stunden schaffen. Die Eiersortie­rmaschine ist jeden Tag im Einsatz. Wochenende oder Feiertage kennen die Hühner nämlich nicht.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Elisabeth und Ludger Hügens sorgen dafür, dass nur Eier bester Qualität an den Endverbrau­cher kommen. In Spitzenzei­ten sind es 3400 Eier pro Tag.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Elisabeth und Ludger Hügens sorgen dafür, dass nur Eier bester Qualität an den Endverbrau­cher kommen. In Spitzenzei­ten sind es 3400 Eier pro Tag.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany