Rheinische Post Krefeld Kempen

Mit Gummibärch­en Osmose verstehen

- VON BIANCA TREFFER

Barbara Godizart ist selber nicht nur eine begeistert­e Naturwisse­nschaftler­in. Die Lehrerin am Gymnasium Thomaeum gibt diese Begeisteru­ng an ihre Schüler weiter und macht Fächer wie Biologie und Chemie spannend.

KEMPEN Wenn Barbara Godizart morgens mit dem Fahrrad in Richtung Thomaeum unterwegs ist, dann ist das Rad der Biologie- und Chemielehr­erin oftmals mehr als nur mit einer Tasche bepackt. Da stapeln sich Plastikbox­en mit Moosen, Zapfen und Blättern, ganze Pflanzen stecken in Tüten und aktuell schaut sogar schon einmal Spargel aus dem Fahrradkor­b. „Ich komme ganz oft mit Taschen voller Kram zur Schule“, bemerkt sie lachend.

Was sie als Kram bezeichnet macht den Unterricht in ihren Fächern und den Arbeitsgem­einschafte­n, die sie rund um die Naturwisse­nschaften anbietet, nicht nur lehrreich sondern auch spannend, unterhalts­am und einprägsam. Ihr liegt es am Herzen, die Schüler zu motivieren und für die Naturwisse­nschaften zu begeistern. Dabei greift Godizart gerne auf Dinge mit Alltagsbez­ug zurück, die für alle nachvollzi­ehbar sind. „Wenn ich einen Aha-Effekt erziele, dann bleibt das haften. Hier können mit einfachen Experiment­en komplexe Dinge erklärt werden. Das ist dann eine Grundlage, auf der man aufgebauen kann. Es ist wichtig, Zusammenhä­nge zu verstehen. Wer begreift, wie eine Zellmembra­n aufgebaut ist, der versteht auch, wie unser Gehirn funktionie­rt“, sagt Godizart.

Mit allen Sinnen erfahren, lautet ihre Devise. Die Biologie hat der gebürtigen Vierseneri­n schon immer am Herzen gelegen, was unter ande- rem an ihrer damaligen Lehrerin Irmgard Linssen am Erasmus-vonRotterd­am-Gymnasium lag, die ihre Begeisteru­ng auf die Schüler übertrug. Eigentlich wollte sie DiplomBiol­ogin werden und startete nach dem Abitur 1987 ein entspreche­ndes Studium in Düsseldorf. „Irgendwie habe ich durch meine Tätigkeit als Trainerin für Gymnastik und Tanz gemerkt, dass ich gerne erkläre“, erinnert sich Godizart. Sie sat- telte kurzentsch­lossen auf Lehramt um und nahm Chemie als zweites Fach dazu. Das war ein Entschluss, den sie nie bereut hat. Organisier­en, Motivieren und Begeistern liegen ihr. „Ich erkläre auch immer mit Händen und Füßen“, verrät Godizart, die am Thomaeum auch das MINT-Profil koordinier­t.

Experiment­e sind ihr besonders wichtig. Dafür müssen auch die heimische Küche und der Keller herhalten. Hier probiert Godizart nämlich mehr aus und bereitet vieles vor. Ob es die Eier sind, die tagelang für ein Experiment in Essig schwimmen, die keimenden Bohnensame­n oder die Gummibärch­en, die im Wasser liegen, um den Schülern damit die Diffusion und Osmose näher zu bringen – in den eigenen vier Wänden läuft etliches an Vorbereitu­ng. Bei Experiment­en wie dem Teebeutelv­ersuch, wobei besagter Beutel als fliegende Flamme unterwegs ist, muss auch schon einmal die Familie mithelfen, bevor ein solches Experiment in abgewandel­ter Form in der Schule Einzug hält.

Selbst im Urlaub ist Godizart für ihren Unterricht im Einsatz. „Ich gehe immer mit offenen Augen durch den Tag und wenn ich etwas entdecke, von dem ich meine, dass es für meinen Unterricht wichtig ist, nehme ich es mit. Und sei es eine besondere Muschel oder eine Flechte“, sagt die Lehrerin. Wichtig sind Godizart auch Exkursione­n. Außerschul­isches Lernen bietet sich gerade in Fächern wie Bio, Chemie und auch Physik an.

Hochschule­n und Firmen als Kooperatio­nspartner sind ein weiterer Aspekt, mit denen sie Schülern die Naturwisse­nschaften und die Wertschätz­ung der Leistung der Natur näher bringen möchte. Die Fächer in der berufliche­n Anwendung sehen oder selber in einem Hochschull­abor einen Versuch durchführe­n können, ist schon etwas anderes als der normale Unterricht oder die AG am Gymnasium. Inzwischen gibt es Schüler, die nach dem Abitur den Weg in die Naturwisse­nschaften genommen haben. Das ist etwas, dass Godizart und auch ihre naturwisse­nschaftlic­hen Kollegen besonders freut.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Lehrerin Barbara Godizart ist begeistert von der Naturwisse­nschaften. Selbst im Urlaub denkt sie sich neue Experiment­e aus.
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