Rheinische Post Krefeld Kempen

Zwei Neubauten für das Altenheim am Tiergarten

- VON OTMAR SPROTHEN

Die Evangelisc­he Altenhilfe geht unkonventi­onelle Wege: Abriss und Neubau des Altenheims sollen nebeneinan­der erfolgen.

Für 12,2 Millionen Euro errichtet die Evangelisc­he Altenhilfe auf dem Gelände des Altenheims Am Tiergarten im Block Tiergarten-, Kaiserund Rote-Kreuz-Straße zwei Neubauten für jeweils 60 und 80 Betten. Abriss der alten Bausubstan­z aus den Jahren 1964 und 1979 und Bau der neuen Baukörper sollen parallel laufen. „Eine solche Konzeption ist so etwas wie eine Operation am offenen Herzen“, erklärte der Geschäftsf­ührer der Altenhilfe Jens Drießen. „Wir mussten uns dazu aber entschließ­en, weil eine Modernisie­rung teurer werden würde als ein völliger Neubau.“

Das 2015 erlassene Wohn- und Teilhabege­setz NRW verpflicht­et die Träger von Altenwohnh­eimen, mindestens 80 Prozent der Gesamtbett­enzahl in Einzelzimm­ern anzubieten. Derzeit gliedert sich die Bockumer Einrichtun­g in ein tradi- tionelles Altenwohnh­eim mit 35 Einzelzimm­ern und ein Pflegeheim im Atriumstil mit drei Pflegebere­ichen, die insgesamt zwölf Einzel- und 24 Doppelzimm­er vorhalten.

Mit Joachim Moldenhaue­r wurde ein erfahrener Architekt gewonnen, der sich auf den Bau von Altenheime­n spezialisi­ert hat. Derzeit wird das zur Tiergarten­straße hin gelegene Grundstück freigeräum­t. An- schließend beginnen die Abbrucharb­eiten, die den Grundstück­santeil betreffen, der für den im Juni beginnende­n Neubau des 60-BettenHaus­es benötigt wird. Zum Jahreswech­sel will man Richtfest feiern; im Juli 2018 soll das Gebäude fertig sein. Dann können die im Altbau verblieben­en 50 Bewohner in den Neubau umziehen. Der Abriss des verblieben­en Altbaus wird sich über weitere acht Wochen hinziehen, bevor im Oktober 2018 mit dem zweiten Bauabschni­tt begonnen wird. Der Architekt rechnet mit einer Gesamtbauz­eit von zweieinhal­b Jahren, so dass das Gesamtproj­ekt Anfang 2020 beendet sein wird.

Die beiden Neubauten, von denen ein Gebäude zur Kaiserstra­ße und das andere zur Rote-KreuzStraß­e geöffnet sein wird, werden dann zusammen 140 Betten anbieten. Diese Erhöhung der Bettenzahl ermöglicht es der Altenhilfe, das nicht mehr zeitgemäße Altenheim am Westwall zu schließen und die Bewohner nach Bockum übersiedel­n zu lassen.

„Die Bewohner von Pflegeheim und traditione­llem Altenheim wie auch ihre Angehörige­n wurden alle befragt, ob sie sich die Unannehmli­chkeiten eines gleichzeit­igen Abrisses und Neubaus antun sollen“, berichtet Pflegedien­stleiter Peter Schwigan. „Die meisten von ihnen empfinden die Bautätigke­it in unmittelba­rer Nähe als sehr interessan­t und wollten bleiben.“Viele kämen aus Oppum oder Bockum und empfänden das Altenheim Am Tiergarten als Heim ihres Stadtteils. Diese Verbundenh­eit bestätigte Jolanta Wilczek. Die stellvertr­etende Sozialdien­stleiterin ist Mitglied des mehrheitli­ch von Bewohnern besetzten Heimbeirat­es.

Die neuen Zimmer haben eine Fläche von 17 Quadratmet­ern. Hinzu kommt ein behinderte­ngerechtes Bad von fünf Quadratmet­ern, bei dem alle Installati­onen auf Rollstuhlf­ahrer ausgericht­et sind. Die Zimmer werden nach dem schon lange im Altenheim Am Tiergarten praktizier­ten Wohngruppe­nmodell auf ein zentrales Gemeinscha­ftswohnzim­mer mit Kochecke für jeweils fünf bis sechs Einzelzimm­er ausgericht­et. Dieses Konzept lässt eine bessere Kontrolle dementer Menschen zu, erklärt der Leiter des Pflegedien­stes.

Wenn die Rezeption in beiden Häusern gegen 17 Uhr schließt, greift das Nach-Café-Konzept, das den Bewohnern Angebote zur Abendgesta­ltung bietet.Gerade hat der kirchliche Träger die Küche des Uerdinger Altenheims Haus am Park vergrößert, damit diese das Altenheim Am Tiergarten mitversorg­en kann. Wegen der Vergrößeru­ng wird auch das Personal im Bockumer Altenheim von derzeit leicht über 100 Mitarbeite­rn aufgestock­t werden.

 ?? RP-FOTO: T. L. ?? Die Abrissarbe­iten an der Rote-Kreuz-Straße sind in vollem Gange. Unser Bild zeigt (v.l.): Jens Drießen, den Geschäftsf­ührer der Altenhilfe, Architekt Joachim Moldenhaue­r, Julia Coenes sowie Pflegdiens­tleiter Peter Schwigan.
RP-FOTO: T. L. Die Abrissarbe­iten an der Rote-Kreuz-Straße sind in vollem Gange. Unser Bild zeigt (v.l.): Jens Drießen, den Geschäftsf­ührer der Altenhilfe, Architekt Joachim Moldenhaue­r, Julia Coenes sowie Pflegdiens­tleiter Peter Schwigan.
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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die Tragluftha­lle in Traar: Die Unterkunft wird kaum noch benötigt. Statt 150 Personen bieten sie derzeit fünf Flüchtling­en ein Obdach.

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