Rheinische Post Krefeld Kempen

Bruderscha­ftler diskutiere­n über Öffnung für Nichtchris­ten

- VON WILLI SCHÖFER

WILLICH Weiterhin wird in den Bruderscha­ften lebhaft diskutiert, ob sich Bruderscha­ften künftig für Nicht-Christen als Mitglieder oder für homosexuel­le Königs- oder Königinnen-Paare öffnen sollen. Gewollt ist zudem, dass Mitglieder unter bestimmten Voraussetz­ungen in diesen christlich­en Vereinigun­gen bleiben oder ihnen neu angehören dürfen, auch wenn sie aus der Kirche ausgetrete­n sind. Jetzt diskutiert­e über das neue Leitbild, das im März in Leverkusen bei der Bundesvert­reterversa­mmlung der Deutschen Historisch­en Schützenbr­uderschaft­en eine breite Mehrheit fand, der Bezirksver­band Krefeld-WillichMee­rbusch.

Die Religionsz­ugehörigke­it soll generell kein Hinderungs­grund mehr sein, Mitglied oder gar Schützenkö­nig einer Bruderscha­ft zu werden, sofern sich der Bewerber glaubhaft zu den Zielen und Werten der Bruderscha­ft bekennt. Auch der 2012 gefasste Beschluss, dass ein Königspaar aus Mann und Frau bestehen müsse, wurde in Leverkusen gekippt. So dürfen sich homosexuel­le Könige künftig von ihrem Partner begleiten lassen.

Bezirksprä­ses Jürgen Lenzen und Bezirksbun­desmeister Mike Kunze hatten 17 Brudermeis­ter des Bezirks Krefeld-Willich-Meerbusch ins katholisch­e Willicher Pfarrheim St. Katharina eingeladen. Dabei wurde allerdings kein konkretes Vorgehen beschlosse­n. Mike Kunze: „Da der Bund nun grundsätz- lich auch gleichgesc­hlechtlich­e Königspaar­e akzeptiert, müssen nun die Bruderscha­ften für sich entscheide­n, ob sie diesen Weg mitgehen wollen oder auch weiterhin auf einem Duo aus Mann und Frau oder einem Single bestehen.“Dann müsste man die entspreche­nden Satzungen ändern. Die Brudermeis­ter, die sich jetzt in Willich trafen, akzeptiert­en diese Entscheidu­ng. Heißt auch: dass die jeweiligen Bruderscha­ften bei ihren Schützenfe­sten auch die „Monarchen“einladen dürfen, obgleich sie als Gastgeber eine andere und konservati­vere Haltung vertreten.

Ein weiteres Thema war die Absicht des Bundes, dass den Bruderscha­ften zukünftig auch Mitglieder beitreten könnten, die Nichtchris­ten sind, sich aber klar und eindeu- tig zu den christlich­en Wurzeln und Traditione­n bekennen. Auch sollten aus der Kirche Ausgetrete­ne nicht weiter befürchten, die Gemeinscha­ft der Schützen verlassen zu müssen. Die Brudermeis­ter sollen dazu, teilt Mike Kunze mit, ebenfalls einheitlic­her Meinung gewesen sein. Es werde jetzt keinesfall­s im Einzelfall kontrollie­rt, wer der Kirche angehöre und wer nicht, auch nicht bei denjenigen, die Vorstandsa­ufgaben übernehmen möchten. Bezirksprä­ses und Pfarrer Jürgen Lenzen wies Zusammenha­ng darauf hin, dass er ohnehin keine Auskunft darüber erteilen dürfe, welcher Schütze katholisch oder zwischenze­itlich ausgetrete­n sei.

Das Leitpapier empfahl sogar ein Einzelgesp­räch mit Anwärtern ohne Konfession­szugehörig­keit durch den jeweiligen Brudermeis­ter und den Präses. Dazu Mike Kunze: „Dieses Gespräch ist nur dann möglich, wenn ein Kandidat von sich aus erklärt, nicht Mitglied einer anerkannte­n christlich­en Konfession zu sein.“Lenzen wies in dem Zusammenha­ng auf den Priesterma­ngel hin, der grundsätzl­ich wenig Zeit für derartige Gespräche erlaube.

Ein einheitlic­hes Verfahren sei sowieso nicht zu gewährleis­ten, zumal sich dazu mit einem möglichen Fragenkata­log auch der Bundesvors­tand nicht präzise geäußert habe. Die Versammlun­g einigte sich schließlic­h grundsätzl­ich darauf, den Kandidaten deutlich zu machen, dass die Bruderscha­ften christlich­e Vereinigun­gen seien. Kunze: „Wer das akzeptiert, kann auch Mitglied werden.“Wahrschein­lich reicht dann bei Neuaufnahm­e eine Unterschri­ft unter der Beitrittse­rklärung.

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FOTO: KN Bezirksprä­ses Jürgen Lenzen

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