Rheinische Post Krefeld Kempen

Stadt verzichtet auf Flüchtling­sheim

- VON MANFRED MEIS

Anders als zunächst geplant wird der Kneppenhof A in Hinsbeck nicht zu einem Flüchtling­sheim umgebaut. Zurzeit kommt die Stadt mit den Gemeinscha­ftsunterkü­nften aus. Gesucht werden aber Wohnungen für Asylbewerb­er.

NETTETAL Auf dem Gelände der früheren Diskothek Kneppenhof in Hinsbeck-Glabbach werden keine weiteren Wohnungen für Flüchtling­e hergericht­et. Sie werden nicht mehr gebraucht, da der Zustrom von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern merklich nachgelass­en hat. Diese Mitteilung der Verwaltung nahm der Ausschuss für soziale Angelegenh­eiten zustimmend zur Kenntnis, gibt es damit doch eine Baustelle weniger bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en aus Asien und Afrika, die der Stadt zugewiesen werden.

Als um die Jahreswend­e 2015/16 der Flüchtling­sstrom anschwoll, nahm die Stadt das Angebot eines privaten Investors dankbar an, im einst landwirtsc­haftlich genutzten und dann zur Diskothek umgebauten Kneppenhof Wohnungen für Flüchtling­e einzuricht­en. Bis Ende letzten Jahres entstanden im Gebäudetei­l B Wohnungen für Flüchtling­sfamilien mit insgesamt bis zu 45 Personen. Gegen die Unterbring­ung von Flüchtling­en dort gab es erhebliche Proteste aus der Nachbarsch­aft, doch „nun läuft es dort ganz hervorrage­nd“, sagte Ina Schmitz-Prümen. Die Leiterin des Sozialamte­s erwähnte dabei ausdrückli­ch auch die Hilfe durch Nachbarn und die ehrenamtli­che Unterstütz­ung durch die Flüchtling­shilfe Nettetal, die sich um die 39 dort untergebra­chten Personen kümmern.

Wollte die Stadt nun auch grünes Licht für weitere Umbaumaßna­hmen im Gebäudetei­l A geben, müsste sie juristisch­e Klimmzüge veranstalt­en. Denn dieser Bereich ist im Bebauungsp­lan „Gewerbegeb­iet“, in dem dank einer Sondergene­hmigung 2016 Wohnungen nur für Asylbewerb­er hergericht­et werden dürfen. Doch in diese Kategorie fallen in Nettetal immer weniger Menschen, da bei vielen der Asylantrag anerkannt wurde. Sie sollen nun eigentlich nicht mehr in einer Ge- meinschaft­sunterkunf­t leben, sondern müssen sich eine Wohnung auf dem freien Markt suchen. Das klappt noch längst nicht, aber „trotz der momentanen Fehlbelegu­ngen in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften kommen wir mit den Plätzen aus“, sagte Schmitz-Prümen.

Ende Februar 2017 waren in Nettetal 632 „schutzsuch­ende Personen“registrier­t, von denen 453 noch Asylbewerb­er waren. 467 lebten in Gemeinscha­ftsunterkü­nften. Der größte Teil entfällt auf Breyell (221), dann folgen Kaldenkirc­hen (145), Lobberich (62) und Hinsbeck (39); in Leuth und Schaag gibt es keine Gemeinscha­ftsunterku­nft. Unter den zuletzt zugewiesen­en Asylbewerb­ern ist lauf Schmitz-Prümen aufgefalle­n, dass „vermehrt türkische Familien kommen, ver- mutlich aufgrund der politische­n Situation“. Herkunftsl­änder sind sonst häufig Syrien, aber auch Afghanista­n, Irak, Eritrea, Somalia, Indien, Kirgistan, Armenien und sogar China. Zum Jahresende 2016 nahm die Zahl der Familien zu, so dass die Zahl der Asyslbewer­ber unter 18 Jahre auf 150 stieg. Hinzu kommen noch 34 unbegleite­te minderjähr­ige Asylbewerb­er, die größtentei­ls von der Diakonie betreut werden.

Gab es Anfang 2013 in Nettetal 110 „asylbegehr­ende Personen“, so verdoppelt­e sich deren Zahl innerhalb von zwei Jahren zum 1. Januar 2015 auf 214, stieg dann aber ein Jahr später rasant an auf 504.

 ?? RP-FOTO: F.H.BUSCH ?? Einst wurde der Kneppenhof landwirtsc­haftlich genutzt, dann zu einer Diskothek umgebaut. Im Gebäudetei­l B befinden sich Wohnungen für Flüchtling­sfamilien. Gebäudetei­l A soll nun nicht mehr umgebaut werden.
RP-FOTO: F.H.BUSCH Einst wurde der Kneppenhof landwirtsc­haftlich genutzt, dann zu einer Diskothek umgebaut. Im Gebäudetei­l B befinden sich Wohnungen für Flüchtling­sfamilien. Gebäudetei­l A soll nun nicht mehr umgebaut werden.

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