Rheinische Post Krefeld Kempen
Hochspannung: Es bleibt bei der alten Trasse
Netzbetreiber Amprion hat die vom Bundesverwaltungsgericht nachgeforderten Gutachten zur Umweltverträglichkeit der 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung durch Tackheide beigebracht. Sie liegen seit gestern in der Stadtverwaltung öffentlich aus.
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Spätestens seit gestern wissen die Verantwortlichen der Stadt Krefeld und die Vertreter der Bürgervereine in Tackheide und Benrad, dass der Netzwerkbetreiber Amprion an seinen Plänen für den Bau einer 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung unverändert festhält. Daran ändert auch die vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gemachte Auflage nichts, nachträglich eine Umweltverträglichkeitsstudie für das seit dem Jahr 2013 mit Baustopp belegte Projekt vorzulegen. Amprion hat sich damit sehr lange Zeit gelassen.
Seit gestern liegen die Unterlagen in der alten Volksbank öffentlich aus. Das Resultat der vom Netzbetreiber beauftragten Experten ist kurz und knapp zusammengefasst. „Die ergebnisoffen durchgeführte Umweltverträglichkeitsstudie hat keine relevant anderen, bislang nicht betrachteten abwägungserheblichen Belange ermittelt. Sie bestätigt im Ergebnis vielmehr in der Sache die Umweltverträglichkeit der planfestgestellten Leitung in allen Punkten.“
Die von der Stadt angebrachte Kritik zum Trassenverlauf, zu den hohen Grenzwerten bei magnetischen und elektrischen Feldern in Nähe der Wohnbebauung sowie der Wunsch, die Leitung als Erdkabel zu verlegen, verklang unerhört. Derzeit wird das Gutachten von den Fachleuten im städtischen Fachbereich Umwelt genau unter die Lupe genommen und geprüft.
Erstaunlich muten die Argumente gegen die Verlegung eines Erdkabels als Alternative zur Freileitung an. Gegen das Erdkabel sprächen laut Gutachter rechtliche Gesichtspunk- te, geringere Versorgungssicherheit, höhere Stör- und Reparaturanfälligkeit, geringere technische Belastbarkeit, kürzere Haltbarkeit, höhere Kosten und Gründe des Natur- und Landschaftsschutzes. Derselbe Netzbetreiber plant hingegen die so genannte Stromautobahn von der Nordsee bis zum Konverterstandort in Kaarst oder Meerbusch (Ort liegt noch nicht rechtssicher fest) als Erdkabel zu verlegen.
Das Bundesverwaltungsgericht habe bereits die Entscheidung ge- gen das Erdkabel im Planfeststellungsverfahren der Bezirksregierung Düsseldorf als „abwägungsfehlerfrei“bezeichnet, heißt es weiter in den Unterlagen. Insofern bedürfe der Antrag keiner Änderung. Das trifft nach Meinung der von Amprion beauftragten Fachleute auch auf alle anderen Punkte zu. Alle Grenzwerte würden eingehalten.
Zum Zeitpunkt des Leipziger Urteils waren bereits 23 Fundamente für die Höchstspannungsmasten gebaut, 20 Masten aufgestellt und zwischen den Masten zehn bis 14 Leitungen gehängt. Von den alten Leitungen wurden 17 Masten und deren Fundamente zurückgebaut und entfernt. Das Vorhaben umfasst den Neubau einer rund 7,3 Kilometer langen 380-kV-Höchstspannungsfreileitung. Es stelle den Lückenschluss dar, um die Energieversorgung für die Stadt Krefeld und Umgebung auf dieser Spannungsebene langfristig zu sichern.
Die nun eingebrachten Unterlagen enthalten einen Erläuterungsbericht, eine Geräuschprognose und solche über die Umweltauswirkungen. Sie sind im Zuge der vorgeschriebenen Beteiligung der Öffentlichkeit seit gestern und noch bis zum 18. Mai beim Fachbereich Vermessungs- und Katasterwesen an der Friedrichstraße 25 während der Dienstzeiten einzusehen. Einwendungen dagegen sind noch bis zum 1. Juni auf verschiedenen Wegen möglich.