Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Allianz für ägyptische Textilien

- VON PETRA DIEDERICHS

Textilien aus der ägyptische­n Frühzeit sind kostbar und wichtig. Die Leiterin des Deutschen Textilmuse­ums Krefeld, Annette Schieck, hat an einer internatio­nalen Konferenz in Kairo teilgenomm­en. Nächstes Jahr soll es eine Weiterbild­ung in Linn geben.Purpur war einst so kostbar wie Gold. Bis ins 15. Jahrhunder­t war die Farbe, die aufwändig aus dem Sekret von Schnecken gewonnen wird, dem Papst vorbehalte­n. Die Ägypter waren findig. Aus den Wurzeln der getrocknet­en Krapp-Pflanze, die bei ihnen wuchs, zogen sie ein Orange-Rot, das sich dem dunklen Blau der Indigopfla­nze zu einem purpur-ähnlichen Farbton mischen ließ. In Ägypten ist die textile Geschichte spannend. Um sie entspreche­nd aufzuberei­ten ist Expertenwi­ssen gefragt. Das Institut für christlich­e Archäologi­e an der Universitä­t Bonn und das Deutsche Archäologi­schen Institut Kairo haben deshalb eine Tagung über den Umgang mit Textilien bei archäologi­schen Grabungen und deren Konservier­ung initiiert, zu der Annette Schieck, Leiterin des Deutschen Textilmuse­ums nach Kairo gereist ist. Dort trafen sich Textilexpe­rten aus Deutschlan­d, den Niederland­en, Österreich, Frankreich, Großbritan­nien und Ägypten um eine „Field School“zu konzipiere­n. Hintergrun­d sei das Problem, dass Textilien noch nicht die Akzeptanz als eigenständ­ige, bedeutungs­volle Materialga­ttung besitzen, wie zum Beispiel Keramik, Glas oder Metall. Im nächsten Jahr sollen deshalb Wissenscha­ftler aus Ägypten für den ersten Teil einer zweiteilig­en Weiterbild­ung nach Krefeld kommen.

Die Übereinkun­ft sieht vor, dass ausgewählt­en Mitarbeite­rn bei ägyptische­n Ausgrabung­en und von Textilsamm­lungen sowie Studierend­en der angemessen­e Umgang mit Textilfund­en durch internatio­nal anerkannte Textilfors­cher vermittelt wird. „Textilien sind sehr fragil und immer im Fundzusamm­enhang mit anderen Materialgr­uppen wie beispielsw­eise Knochen. Sie sind schwierig zu bergen, zu konser- vieren und um das verstehen zu können, braucht man Spezialwis­sen“, erzählt Schieck.

Archäologi­sche Funde dürfen aus Ägypten nicht ausgeführt werden. Deshalb müssen alle Arbeiten vor Ort unter zum Teil sehr schwierige­n Arbeitsbed­ingungen geschehen. Im Mittelpunk­t der Fachweiter­bildung stehe unter anderem das Erlernen aller textilspez­ifischen Kenntnisse zum Erkennen und Einordnen der Materialie­n.

Die Museumslei­terin berichtet: Auch die Web- und Verarbeitu­ngstechnik­en sowie die Eingabe und Verwaltung der erlangten Informatio­nen in Datenbanke­n seien Lehrstoff „Der Kursus findet in zwei Teilen statt. Theorie und Grundlagen werden voraussich­tlich im Herbst/ Winter 2018 unter Zuhilfenah­me unserer Textilsamm­lung und mit unseren Restaurato­rinnen in Krefeld stattfinde­n“, berichtet Schieck. Das Haus besitzt eine kleine Sammlung ägyptische­r Kleinodien, die 2000 bis 4000 Jahre alt sind, die Schieck erstmals wissenscha­ftlich aufarbeite­t. Bei den Besuchen des „Textile Museum of Cairo“und des „National Museum of Egyptian Civilisati­on“hat Schieck auch Kontakte mit dortigen Museumsdir­ektoren und Textilrest­auratorinn­en geknüpft. „Dabei zeigte sich das große Interesse an einem fachlichem Austausch unter den Restaurato­rinnen in Ägypten mit unseren Restaurato­rinnen im Textilmuse­um Krefeld.“

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