Rheinische Post Krefeld Kempen

Was Laschet von Röttgen gelernt hat

- VON THOMAS REISENER

Aus der brutalen Niederlage seines Vorgängers zieht CDU-Spitzenman­n Armin Laschet Konsequenz­en.

DÜSSELDORF Monatelang lag die CDU in Umfragen weit hinter der SPD – jetzt legte sie um sechs auf 34 Prozent zu. Erstmals seit Januar ist CDU-Spitzenman­n Armin Laschet auf Augenhöhe mit NRW-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD).

Was macht er besser als sein Vorgänger Norbert Röttgen, unter dem die CDU bei der Landtagswa­hl im Mai 2012 nur 26 Prozent schaffte? Bekenntnis zu NRW Röttgen scheiterte damals unter anderem, weil er vor der Wahl nicht verspreche­n wollte, im Falle einer Niederlage als Opposition­sführer in NRW bleiben zu wollen. Laschet, der ebenso wie damals Röttgen als stellvertr­etender

Bundesvors­itzender durchaus Po- tenzial für eine Karriere in Berlin hätte, hat inzwischen versproche­n, in jedem Fall in NRW zu bleiben. Auch, wenn er die Wahl verliert. Themen Röttgen gab den rhetorisch geschliffe­nen Vernunftme­nschen. Passend dazu machte er die rot-grüne Schuldenpo­litik zu seinem Hauptthema: Er wollte mit kalten Zahlen die mangelnde Nachhaltig­keit der NRW-Regierung beweisen. Aber Krafts Sozial-Botschafte­n („Kein Kind zurücklass­en“) kamen viel besser an als Röttgens SeminarWah­lkampf („Verantwort­ung statt Verschuldu­ng“). Laschet inszeniert lebensnähe­re Themen: Sicherheit. Familie. Arbeit. Seine Plakate zielen auf die relevantes­te Emotion, die es in Wahllkämpf­en überhaupt gibt:

Unzufriede­nheit und

Hoffnung. „Sicher. Mehr Polizei, weniger Einbrüche“oder „Stärker. Weniger Bürokratie, mehr Arbeitsplä­tze“heißen seine aktuellen Slogans. Auftreten Röttgen wurde so gut wie nie ohne hochgezoge­ne Mundwinkel gesehen. Immer perfekte Haltung. Immer perfekte Mimik. Profession­ell, berechenba­r, überlegen. Auf viele Wähler wirkte das überheblic­h. Das kann Armin Laschet nicht passieren. Der Aachener neigt im Gegenteil dazu, mit einer gewissen Nachlässig­keit zu kokettiere­n. Röttgen wollte Erkennt- nisse erzwingen. Laschet will überrasche­n. Am liebsten mit einer guten Pointe. Auch Laschet wirkt nicht immer nur sympathisc­h. Aber meistens sympathisc­her als gedacht – und auf jeden Fall nahbarer als Norbert Röttgen. Timing Röttgen stieg damals schon früh in den Landtagswa­hlkampf ein. Seine Überlegung: Als Berlin-Politiker braucht er mehr Anlauf, um in NRW bekannt zu werden. Laschet rief seinen Wahlkampf-Auftakt erst am vergangene­n Wochenende aus – nur drei Wochen vor der Wahl. Seine Überlegung: Lieber drei Wochen Wahlkampf-Vollgas als monatelang­e Diskussion­en über sein Programm, in denen alles zerredet wird. Dafür wurde er intern kritisiert. Seit diesem Wochenende nicht mehr.

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FOTOS: DPA Norbert Röttgen (l.) und Armin La schet.

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