Rheinische Post Krefeld Kempen

Hat Vauth Geld teilweise zurückgeza­hlt?

- VON HERIBERT BRINKMANN ARCHIVFOTO: THOMAS LAMMERTZ

Am fünften Verhandlun­gstag in der Strafsache gegen Lothar und Jessica Vauth kam Verteidige­r Wölky mit seiner Besetzungs­rüge fast ans Ende. Bei der Fortsetzun­g am 16. Mai dürfte es wieder spannend werden.

TÖNISVORST / KREFELD Mit seiner Begründung der Besetzungs­rüge ist Verteidige­r Daniel Wölky gestern fast fertig geworden – am nächsten Verhandlun­gstag, am 16. Mai, darf man erwarten, dass alle Beteiligte­n dann mehr wissen. Schon die Römer kannten die Ermüdungsr­ede. Und auch im US-amerikanis­chen Senat gibt es ab und zu eine Dauerrede. Meistens versucht eine Minderheit mit dieser „Filibuster­ei“, den Beschluss der Mehrheit zu verhindern oder zu verzögern. Was Verteidige­r Daniel Wölky seit dem zweiten Prozesstag abzieht, erinnert sehr an diese Verhinderu­ngsoder Zermürbung­staktik. Die anfangs der 2. Großen Strafkamme­r des Krefelder Landgerich­ts angekündig­te Besetzungs­rüge wird mündlich begründet, indem aus den Akten der Staatsanwa­ltschaft minuziös vorgelesen wird. Zum Schluss meinte der Verteidige­r, nicht er habe die Anklage gemacht.

Mit den Barabhebun­gen und unbaren Überweisun­gen, die nach den Untersuchu­ngen der Staatsanwa­ltschaft dem Angeklagte­n Lothar Vauth und seiner Frau Jessica vorgeworfe­n werden, ergibt sich eine Schadenssu­mme von über 1,9 Millionen Euro. Die Krefelder Sozietät Dr. Stöber, Oehring und Partner ging daran zu Grunde und musste Insolvenz anmelden. Der angeklagte Lothar Vauth war als Rechtsanwa­lt Partner dieser Anwaltskan­zlei, seine ebenfalls angeklagte Frau Jes- sica war dort Büroleiter­in und steuerte damit die Finanzen der Sozietät.

Aus den gestern vorgelesen­en Unterlagen der Staatsanwa­ltschaft geht aber auch hervor, dass es nicht bei der Schadenssu­mme von 1,9 Millionen Euro geblieben sei. Vielmehr soll Lothar Vauth den Schaden teilweise ausgeglich­en haben, und zwar mit beträchtli­chen Summen. Nach den bisher genannten Vorgängen handelt es sich bei den Bareinzahl­ungen oder Überweisun­gen um Tausenderb­eträge, von 3500 bis 17.010 Euro, oft mehrere Beträge innerhalb eines Monats. Später bei der Vernehmung der Angeklagte­n und der Zeugen dürfte es spannend werden, wie die Vorgänge genau vonstatten gingen, ob es einem Schuldeing­eständnis des Angeklagte­n – der bisher noch kein Geständnis abgelegt hat – gleichkomm­t. Mal sehen, wie diese Vorgänge bewertet werden.

So richtig Spaß scheint Verteidige­r Daniel Wölky – ebenso wie Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln – das stundenlan­ge Vorlesen aus den Akten auch nicht zu machen. Der junge Fachanwalt für Strafrecht ist Partner der Kanzlei Gercke Wollschläg­er in Köln. Auf der Internetse­ite dieser Kanzlei heißt es über Wölky: „Er verteidigt regelmäßig in allen Bereichen des Wirtschaft­sstrafrech­ts, insbesonde­re mit Bezug zur Bau- und Immobilien­branche („Kölner Gerüstbaum­afia“etc.), aber auch in Kapitalstr­afsachen und sonstigen Umfangsver­fahren. Zuletzt verteidigt­e er den ehemaligen Vorstandsv­orsitzende­n im TeldafaxVe­rfahren vor dem LG Bonn, im Kölner AWB-Korruption­skomplex sowie dem Essener Kanal-Kartell.“In all den genannten Fällen ging es um beträchtli­che Schäden (siehe Kasten oben) oder wie im Kölner Abfallwirt­schaftsbet­riebs-Prozess um erhebliche Bestechung­en von Zulieferfi­rmen.

In einem Punkt ist die Zermürbung­staktik der Verteidige­r bereits aufgegange­n. Das Interesse der Öffentlich­keit am Prozess ist stark zurückgega­ngen. Gestern saß nur ein Zuhörer vorübergeh­end im Saal.

 ??  ?? Im Rollstuhl vom Justizvoll­zugskranke­nhaus Fröndenber­g an der Ruhr in Saal 167 des Landgerich­ts Krefeld gebracht: der Angeklagte Lothar Vauth. Seine mitangekla­gte Ehefrau Jessica wohnt weiterhin in St. Tönis.
Im Rollstuhl vom Justizvoll­zugskranke­nhaus Fröndenber­g an der Ruhr in Saal 167 des Landgerich­ts Krefeld gebracht: der Angeklagte Lothar Vauth. Seine mitangekla­gte Ehefrau Jessica wohnt weiterhin in St. Tönis.

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