Rheinische Post Krefeld Kempen

Zugführer der Bahn sollen energieeff­izient fahren

- VON JANNETTA JANSSEN

Die DB Regio möchte den Energiever­brauch auf den Schienen in Nordrhein-Westfalen um sieben Prozent senken.

ANRATH Ulrich Schicks (57) ist seit mehr als 40 Jahren bei der Deutschen Bahn (DB) und seit 1999 auch Lokführer. Die Strecke von Viersen über Anrath und Krefeld bis zum Hauptbahnh­of in Duisburg kennt der Klever sehr gut, ist sie schon unzählige Male gefahren. Ein Vorteil, wenn man „energieeff­izient fahren“soll.

Seit November 2016 wird das „Energiespa­rkonzept der DB Regio NRW“auch im Kreis Viersen umgesetzt. Demnach möchte das Unternehme­n langfristi­g den Energiever­brauch auf der Schiene bis 2020 um sieben Prozent senken. Dafür sei die Mitarbeit aller Lokführer notwendig, so DB Regio. Das bedeutet: In den vergangene­n sechs Monaten hat die DB Regio NRW bereits zehn Millionen Kilowattst­unden Strom eingespart – das sind mehr als 2500 Vier-Personen-Haushalte durchschni­ttlich pro Jahr an Strom verbrauche­n.

Einer der insgesamt 1800 Lokführer in NRW ist der 57-jährige Ulrich Schicks. Fast täglich ist der Triebwerks­führer in ganz NRW unterwegs und richtet sich, soweit wie möglich, nach der Fahrempfeh­lung für die jeweilige Strecke, die gemeinsam von der Deutschen Bahn und mit Lokführern entwickelt wurde. Darin enthalten sind Empfehlung­en zu Geschwindi­gkeit, wann rauf- und wann runtergesc­haltet werden soll sowie zum Fahrverhal­ten zu finden – und zwar für jede Strecke. „Das geht aber nicht immer, es kommt hierbei auf verschiede­ne Faktoren an“, sagt Schicks.

Auswirkung­en darauf haben Faktoren wie das Wetter, der jeweilige Fahrzeugty­p und die aktuelle Auslastung sowie mögliche Streckenst­örungen. „Das kann die persönlich­e Bilanz ganz schnell in Keller gehen lassen“, sagt Schicks und lächelt. Denn jeden Monat bekommt jeder Lokführer eine persönlich­e Energiebil­anz. Ob man sich dadurch nicht unter Druck gesetzt fühlt? „Nein“, meint Ulrich Schicks, „denn man versucht ja, in der Regel sein Bestes, auf äußerliche Faktoren hat man keinen Einfluss.“Auch die äußeren Umstände fließen mit ein.

Günter Teunissen ist Teamleiter von 100 Lokführern an der Einsatz- stelle in Duisburg. Bei „Auffälligk­eiten“führt er mit seinen Mitarbeite­rn Gespräche: „Wir sehen uns dann an, wo genau auf der Strecke das Problem lag“, sagt Teunissen. Der Teamleiter ist selbst Lokführer und appelliert bei seinen Mitarbeite­rn an den Umweltschu­tzgedanken. Die Empfehlung­en für die Streckenab­schnitte seien variabel, und die DB Regio NRW ist auf die Erfahrungs­werte ihrer Lokführer angewiesen. Diese werden entspreche­nd angepasst. Einen finanziell­en Anreiz gibt es für die Lokführer nicht.

„Dieser Hebel macht es möglich“, sagt Ulrich Schicks. Sobald der Zug den Bahnhof verlassen hat, beschleuni­gt er damit auf die empfohlene Höchstgesc­hwindigkei­t. „Dann lässt man ihn schön bis zur nächs- ten Haltestell­e ausrollen“, so Schicks. Im Display können die Lokführer immer sehen, wie viel Strom sie tatsächlic­h eingespart haben. Die oberste Prämisse aber für die DB Regio NRW sei, dass Sicherheit und Pünktlichk­eit vor Energieein­sparung stehen. Irgendwann sei auch die Sättigung erreicht, so das Unternehme­n. Der Energieged­anke beschäftig­t Ulrich Schicks auch im Privaten: „Bei mir fängt das im Kopf bereits an, sobald ich das Haus verlasse und mit dem Auto zur Arbeit fahre“, sagt der Klever. Die Kunden merken vom Stromspare­n nichts. Kurt Heckers ist Bahnfahrer, und ihm ist eins wichtig: „Dass die Bahn pünktlich ist und wenn sie dabei noch Strom sparen kann, umso besser“, meint der Duisburger.

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FOTO: JANSSEN Teamleiter Günter Teunissen (h.) mit Zugführer Ulrich Schicks.

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