Rheinische Post Krefeld Kempen

Prominente niederländ­ische Stifter für Süchteln

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KREIS VIERSEN (plp) Die schon 1669 erbaute Kirche der Süchtelner Reformiert­en verdankt wie jene von Kaldenkirc­hen ihre Existenz nicht zuletzt der Spendefreu­digkeit holländisc­her Glaubensbr­üder. Im Falle Süchteln aber ist eine aparte Besonderhe­it zu vermelden. Im Gemeindear­chiv hat sich das Kollektenb­üchlein erhalten, das minutiös die Spender vermerkt, die zum Bau der Kirche beigetrage­n haben. Dazu muss man bedenken, dass es um die Mitte des 17. Jahrhunder­ts, dem „Goldenen Zeitalter“der Seefahrern­ation, in Städten wie Amsterdam, Den Haag oder Delft steinreich­e Leute gab, die gerne eine arme Diasporage­meinde im fernen Herzogtum Jülich unterstütz­ten. 1654 hatte die Jülicher Provizials­ynode den Süchtelner­n eine Kollekte in den Niederland­en genehmigt.

Auch höchste staatliche und kirchliche Institutio­nen spendeten: 100 Carolusgul­den gab die Synode von Südholland „tot den opbau van een Huys Gods tot Suchtelen” (zum Bau eines Gotteshaus­es in Süchteln). Sogar die Regierung des Landes, die „Hochmögend­en Herren Generalsta­aten der Vereinigte Niederland­e“genehmigte­n die Zahlung von 100 Gulden. Je 50 Gulden kamen vom Prinzen von Oranien und seiner Mutter, zehn vom Statthalte­r von Friesland.

Der berühmte Fürst Johann Moritz von Nassau, dem die Stadt Kleve ihre damalige Pracht verdankte, stiftete 10 Reichstale­r. Jacob von Wassenaer, Admiral von Holland, war mit vier Dukaten dabei. Ein ungenannte­r „seeländisc­her Herr“steuerte einen Dukaten „zu besagtem bau eines Predighaus­es in der Reformirte­n gemein zu Süchtelen“bei. Erfolgreic­h war die Kollekte vor allem im reichen Amsterdam. Einen Hauptteil der eingesamme­lten Gelder kam durch zahlreiche Amsterdame­r Einzelspen­den im Jahre 1656 zustande.

Die auf den ersten Blick durchaus begründete Hoffnung, in dem Süchtelner Kollektenb­üchlein auch eine eigenhändi­ge Eintragung Rembrandts zu finden, geht nicht in Erfüllung. Genau im Jahre 1656 machte der gefragte Meister in Amsterdam Konkurs.

Der Bau der unter dem Süchtelner Prediger Peter von Falbruck errich- teten Kirche verzögerte sich ungeachtet der reichliche­n niederländ­ischen Geldbeiträ­ge noch mehr als ein Jahrzehnt.. Eine zeitgenöss­ische Baubeschre­ibung datiert Grundstein­legung und Fertigstel­lung im Jahre 1669. Wie in Kaldenkirc­hen war die Kirche in einer Hinterhofs­ituation platziert.

In Süchteln ist diese Lage, die ja auch ein architekto­nischer Ausdruck konfession­ellen Minderheit­endaseins war, nicht mehr zu erkennen. In Katasterpl­änen von 1905 ist das an der Straße gelegene Vorgebäude, in dem Schule und Lehrerwohn­ung eingericht­et waren, noch festgehalt­en. Eine offenkundi­ge Nachbildun­g der Süchtelner Kirche befindet sich im bergischen Gruiten.

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RP-FOTO (ARCHIV): BUSCH Die kleine evangelisc­he Kirche in Süchteln liegt etwas versteckt an der Hindenburg­straße. Sie wurde im Stil einer Hofkirche gebaut.

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