Rheinische Post Krefeld Kempen

Diesel-Steuervort­eil auf Dauer nicht zu halten

- VON BIRGIT MARSCHALL VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER POLITIKER IM VISIER VON . . ., SEITE A 4 VON EVA QUADBECK

In einer Zeit, in der viele Städte über Fahrverbot­e für Diesel-Fahrzeuge nachdenken, bevorzugt der Staat den Diesel-Kraftstoff weiter massiv gegenüber herkömmlic­hem Benzin. Dass da etwas nicht mehr zusammen passt, ist augenschei­nlich. Der Diesel – so traurig, schockiere­nd und existenzge­fährdend es für Autofahrer und deutsche Hersteller ist – hält nicht, was man sich von ihm einst versproche­n hat: Er ist eben doch nicht in jeder Hinsicht umweltscho­nender, sondern in den Ballungsge­bieten in der Summe giftiger als andere Fahrzeuge.

Das wird Konsequenz­en haben müssen. Bund und Länder dürfen die Kommunen mit dem Problem nicht alleine lassen, sondern müssen den Weg für intelligen­te Lösungen ebnen. Es darf nicht sein, dass in deutschen Städten die EU-Abgaswerte permanent weiter überschrit­ten werden. Das gefährdet die Gesundheit, gerade der Kleinsten. Es verschlech­tert die Lebensqual­ität, und es belastet die Natur.

Eine intelligen­te, wenn auch längst nicht optimale Lösung wäre die Blaue Plakette für alle Fahrzeuge, die die höchste EU-Norm erfüllen. Zudem wird der Staat Diesel nicht mehr lange gegenüber anderen Kraftstoff­en bevorzugen dürfen. Das Dieselpriv­ileg wird durch die schlechte Luft ad absurdum geführt. BERICHT DIESEL UNTER DRUCK, TITELSEITE

PGewalt nicht tolerierba­r

olitiker sind immer häufiger Aggression­en ausgesetzt. Sie werden beschimpft, bedroht und aufs Übelste verunglimp­ft. Besonders schlimm ist es in Zeiten des Wahlkampfe­s, da sie dann noch mehr im öffentlich­en Fokus stehen.

Bislang passierte das vor allem im Internet, in der virtuellen Welt. Doch das allein scheint seit einiger Zeit manchen nicht mehr auszureich­en; der Hass schwappt über aus dem Netz in die reale Welt. Was früher Ausnahme war, wird zunehmend zur Regel. So gab es allein in NRW in den vergangene­n Tagen drei politisch motivierte Attacken. Betroffen sind häufig diejenigen, die sich für Flüchtling­e einsetzen – so wie auch die Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker, die vor nicht einmal zwei Jahren Opfer eines Messerangr­iffs war. Ein Extrembeis­piel, aber es zeigt, wohin Hass führen kann.

Manche sagen, Beschimpfu­ngen und dergleiche­n müsse man aushalten, das gehöre eben dazu, wenn man in der Öffentlich­keit steht. Nein, keineswegs muss man das! Denn das kann in Gewalt münden. Und die ist schlicht nicht zu tolerieren. BERICHT

Merkels Brexit-Chance

Wenn auf europäisch­er Ebene Geduld, Beharrungs­kraft und geschickte­s Taktieren gefragt ist, dann macht der deutschen Kanzlerin so schnell niemand etwas vor. So wenig Merkel den Austritt der Briten aus der EU wollte, so viele Chancen bietet er ihr nun.

Merkel kann mit der von ihr angekündig­ten harten Verhandlun­gshaltung gegenüber den Briten Autorität auf europäisch­em Parkett zurückgewi­nnen. Selbstvers­tändlich würde ihr eine wachsende Anerkennun­g in Europa auch im Wahlkampf in Deutschlan­d nutzen. Die Kanzlerin sieht im Brexit zudem die Chance, den verbleiben­den 27 Staaten zu mehr Geschlosse­nheit zu verhelfen. Denn ausnahmswe­ise verfolgen die übrigen EU-Staaten das gemeinsame Ziel, Großbritan­nien einen für sie möglichst günstigen Brexit abzuhandel­n.

Die Briten sind in einer unkomforta­blen Lage. Die Verhandlun­gen werden vermutlich auf andere Nationen, in denen Regierung oder Bevölkerun­gsmehrheit einen Austritt erwägen, abschrecke­nd wirken. Auch das dient Merkels Zielen. BERICHT MERKEL WARNT GROSSBRITA­NNIEN . . ., TITELSEITE

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