Rheinische Post Krefeld Kempen

Lufthansa winkt bei Alitalia ab

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Die Airline hat kein Interesse an einer Übernahme. Italiens Wirtschaft ist verzweifel­t.

FRANKFURT/ROM (rtr) Die Lufthansa hat Spekulatio­nen um eine mögliche Übernahme der schwer angeschlag­enen Fluglinie Alitalia eine Absage erteilt. Man sei am Kauf des italienisc­hen Rivalen nicht interessie­rt, sagte Finanzchef Ulrik Svensson. Italienisc­he Zeitungen hatten die Lufthansa als Retter für die einstige Staats-Airline ins Spiel gebracht. Alitalia droht das Aus, nachdem sich die Mitarbeite­r Anfang der Woche in einer Abstimmung gegen einen Rettungspl­an ausgesproc­hen hatten. 12.000 Jobs sind in Gefahr. Die Airline fliegt derzeit eine halbe Million Euro Verlust am Tag ein.

Eine Abfuhr erhielt die Traditions­linie auch von Norwegian Air: Der Billigflie­ger denke nicht an einen Einstieg, sagte Airline-Chef Bjoern Kjos. Die Spitzen der italienisc­hen Wirtschaft zeigen sich ratlos. Die Bank Intesa Sanpaolo, einer der größten Aktionäre und Gläubiger von Alitalia, hat nach Aussagen von Chef Carlo Messina keinen Plan B in der Schublade: „Wir sind an allererste­r Stelle eine Bank und befassen uns mit Krediten, nicht mit Flugzeugen.“Stattdesse­n solle die Eisengesel­lschaft Ferrovie dello Stato Alitalia aus der Patsche helfen.

Für die Lufthansa wäre eine Pleite des Rivalen sogar eine große Chance. Norditalie­n mit seinen zahlreiche­n Firmen ist ein sehr wichtiger Markt, den die Kranich-Linie vom Flughafen München selbst und mit der Tochter Air Dolomiti abdeckt.

Die größte deutsche Fluggesell­schaft hat selbst einen überrasche­nd guten Start ins neue Jahr geschafft. Sie erzielte im reiseschwa­chen Winterquar­tal mit 25 Millionen Euro schwarze Zahlen. Vor einem Jahr hatte hier noch ein Verlust von 53 Millionen Euro gestanden. Airlines fahren im reiseschwa­chen Jahresauft­aktquartal meist rote Zahlen ein – Geld wird in der Regel erst in der Hochsaison im Sommer verdient. Grund für den Umschwung bei der Lufthansa war allerdings nicht das Flugangebo­t, sondern ein gutes Geschäft in den Sparten Technik und Fracht. Ihren Umsatz steigerte die Lufthansa deutlich um 11,2 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro – unter anderem mit zusätzlich­en Fliegern, die stufenweis­e von Air Berlin dazugemiet­et wurden.

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