Rheinische Post Krefeld Kempen
Schöne Klangwelten – selbst mit Mülleimern und Kochlöffeln
Elbtonal Percussion gastierte in der ausverkauften Paterskirche in Kempen.
KEMPEN Im letzten Konzert der Reihe „Musica antica e viva“ging es diesmal deutlich mehr um viva als um antica. Nicht Gambe, Blockflöte, Theorbe und Cembalo gehörten zur Ausstattung von Elbtonal Percussion, sondern Trommeln, Becken, Vibra- und Marimbaphone. Zum dritten Mal waren die virtuosen Schlagzeuger aus Norddeutschland in Kempen, und sie freuten sich nach eigener Aussage, im 20. Jahr ihres Bestehens wieder in der ausverkauften Paterskirche auftreten zu dürfen. So begeistert, wie sie selbst bei der Sache waren und damit das Publikum in ihren Bann zogen, werden sie sicher gern noch häufiger in Kempen zu Gast sein.
Eine besondere Vorliebe von Elbtonal Percussion gilt der asiatischen
Musik mit ihrer Trommeltradition
Zunächst einmal wurden nur zwei der norddeutschen Musiker aktiv, und zwar auf zwei Marimbaphonen. In „Ultimatum II“, einer Komposition des 1962 in Serbien geborenen Nebosja Jovan Zivkovic, huschten die Schlegel mit atemberaubender Virtuosität über die Klangstäbe. Auch ohne jede elektronische Verstärkung klangen die Instrumente bemerkenswert kräftig.
An klanglicher Vielfalt bestand kein Mangel. In Zivkovics „Trio Per Uno“erzeugten drei Schlagzeuger die unterschiedlichsten Klangfarben und Lautstärken auf einer quer liegenden großen Trommel. Bei einem weiteren Werk des heute in Deutschland lebenden Zivkovic, einer Komposition für Marimba und drei Schlagzeuger, waren dann mit Jan-Frederick Behrend, Andrej Kaufmann, Stephan Krause und Sönke Schreiber alle vier Spieler beteiligt. Eine besondere Vorliebe von Elbtonal Percussion gilt der asiatischen Musik wegen ihrer spezifischen Trommeltradition. Die fand sich wieder in „The Wave“von Keiko Abé und Kaoru Wada. Besonders originell und effektvoll war „Lift off!“des 1945 in Detroit geborenen Russell Peck. Drei Trommler charakterisieren hier den Start eines Hubschraubers.
Waren auch vorwiegend Komponisten zu hören, die im 20. Jahrhundert geboren wurden, so fehlte doch nicht die Reverenz vor den alten Meistern. Johann Sebastian Bach klang auch auf dem Marimbaphon, wie die Bearbeitungen der Allemande aus der fünften Cello-Suite und des c-moll-Präludiums (BWV 999) zeigten. Zusammen mit dem Einsatz dezenter Percussionsinstru- mente bekam die Wiedergabe einen verträumt-romantischen Zug. Poetisch gelang der Schluss des Konzerts mit Debussys „Claire de Lune“, dezent wiedergegeben von vier Spielern auf zwei Marimbaphonen.
Ganz unkonventionell und witzig wurde es dann bei den Zugaben, auf umgedrehten Mülleimern und – mit hölzernen Kochlöffeln – auf Tischen. Es war schon erstaunlich, welche Klangvielfalt sich aus Alltagsgegenständen hervorzaubern lässt.