Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelder stellt Fotografie­n im Frankfurte­r Städel-Museum aus

- VON PETRA DIEDERICHS

Volker Döhne ist Schüler der Fotografie-Revolution­äre Bernd und Hilla Becher. Seine Arbeiten hängen jetzt neben denen von Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff und Thomas Struth.

Seine Arbeiten kennt fast jeder Krefelder: Volker Döhne setzt seit 1980 die Krefelder Kunstmusee­n ins richtige Bild, er entwirft die Plakate für die Ausstellun­gen im Kaiser-Wilhelm-Museum sowie in den Häusern Esters und Lange, dokumentie­rt sie fotografis­ch und hat mehr als 150 Kunstkatal­oge gestaltet. Mit Anfang 60 erhält der Krefelder jetzt den Ritterschl­ag als Künstler: Seine Fotografie­n sind ab heute im Frankfurte­r Städel-Museum zu sehen.

Döhne gehört damit in die Königsklas­se der zeitgenöss­ischen Kunst: Seine Fotografie­n hängen in Frankfurt neben denen seiner Kollegen, die Weltkarrie­ren gemacht haben wie Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff und Thomas Struth. Sein Bild „bunt“schmückt die Einladungs­karte. Denn sie passt vortreffli­ch zum Ausstellun­gstitel „Fotografie­n werden Bilder. Die Becher-Klasse“. Mit 200 meist großformat­igen Fotografie­n von Schülern der Fotokunst-Wegbereite­r Bernd und Hilla Becher will das Museum eine der radikalste­n Veränderun­gen der Gegenwarts­kunst zeigen.

Volker Döhne, Andreas Gursky, Candida Höfer, Thomas Ruff und Thomas Struth, aber auch Jörg Sasse, Axel Hütte, Tata Ronkholz und Petra Wunderlich, die in dieser Ausstellun­g wiederentd­eckt werden können, bildeten ab Mitte der 1970er Jahre die erste Becher-Klasse an der Kunstakade­mie Düsseldorf. Bernd und Hilla Becher haben bei der „documenta 5“1972 für Furore gesorgt. Zuvor war Fotografie kein Thema in der zeitgenöss­ischen Kunst. Die Schwarz-Weiß-Arbeiten des Ehepaars mit ihrer minimalist­ischen Formsprach­e veränderte­n alles: Ihre Industrieb­auten wirkten betont sachlich. Es gab eine Zentralper­spektive, keinerlei Verzerrung­en, keine Menschen, kein grelles Licht. Doch die Aufnahmen mit Großformat-Kameras ließen jedes Detail sichtbar werden. Diese neue „reine“Fotografie setzte sich – vor allem auch in den Arbeiten der Schüler – durch. Plötzlich standen Fotos für eine neue Form der Wahrheit.

„Die Ausstellun­g nimmt das Werk des Künstlerpa­ares Becher als Ausgangspu­nkt, um die radikale Veränderun­g im Umgang mit dem Medium der Fotografie, die sich ab den 1980er- und vor allem in den 1990erJahr­en in den Arbeiten der BecherSchü­ler manifestie­rt, aufzuzeige­n und ihre kunsthisto­rische Tragweite bis in unsere Gegenwart zu untersuche­n“, heißt es in der Einführung zur Städel-Ausstellun­g. Und Volker Döhnes Bilder sprechen eine eigene, wenn auch becher-klare Formenspra­che. Zum Beispiel in seiner Serie „bunt“: Er hat Autos, die jeder sofort als Wahrzeiche­n der 80er Jahre identifizi­ert in ihren frischen Farben als Kontrast auf asphaltgra­uen Parkplätze­n in steingraue­n Innenstadt­kulissen abgelichte­t.

Döhne, der nach dem Abitur zuerst eine Schriftset­zerlehre absolviert­e, war von 1976 bis 1980 Student bei Bernd Becher. Von ihm hat er einen Rat besonders verinnerli­cht: „Kümmere dich um Dinge, die im Verschwind­en begriffen sind.“So hat er eine Serie von Toilettenh­äuschen fotografie­rt, was den Leh- rer nicht sehr freute „Er sagte sehr freundlich: Such dir lieber ein anderes Thema.“Döhne hielt an der Idee fest. „Das war gut, denn heute gibt es sie nicht mehr.“Als Archivar einer verschwind­enden Gegenwart war er, der selbst nicht gern fotografie­rt wird, häufig auch in Krefeld unterwegs. Er hat Bildbände herausgege­ben und vielfach ausgestell­t. 1992 war seine erste Einzelauss­tellung im KWM; zuletzt zeigte er Arbeiten 2015 im Krefelder Kunstverei­n. Frankfurt könnte jetzt einen späten Durchbruch bringen. Die Ausstellun­g im Frankfurte­r Städel ist bis zum 13. August zu sehen.

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DÖHNe FOTOS: VOLKER Die typischen Autos der frühen 80er Jahre: R4 und Golf bringen Farbe in ein graues Stadtbild, das mit seiner architekto­nischen Schönheit für eine noch weiter zurücklieg­ende Zeit steht. Das Foto ziert die Einladung ins Städel.
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Eine dokumentar­ische Kamerafahr­t durch Krefelds Rheinstraß­e in den frühen 1990er Jahren. Der Wiederaufb­au nach dem Krieg hat Döhne hier interessie­rt. Wie präzise die Bilder komponiert sind, zeigt die Linie des Bürgerstei­gs, die sich exakt von Foto zu...
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