Rheinische Post Krefeld Kempen

Schulz befeuert Gladbachs Europacup-Ambitionen

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der Linksverte­idiger avanciert beim 2:1 in Mainz zum Mann des Tages und erhält Borussia das letzte mögliche Ziel.

MAINZ Auf dem Instagram-Account von Nico Schulz findet sich ein Foto, das einen Haufen jubelnder Fußballpro­fis von Borussia Mönchengla­dbach zeigt. „Auswärtssi­eg“hat der Linksverte­idiger darunter geschriebe­n. Der 24-Jährige ist mittendrin auf dem Foto. Das passt zur Geschichte des Spiels der Gladbacher bei Mainz 05. Das erste Tor von Lars Stindl bereitete Schulz vor, das zweite erzielte er selbst. „Nico war der Mann des Tages“, sagte Stindl nach dem 2:1-Sieg der Borussen.

Schulz ist ein Matchwinne­r aus dem Nichts. Seit August 2015 ist er in Gladbach, doch eine echte Rolle hat der frühere Berliner bislang noch nicht gespielt. Erst hatte er einen Kreuzbandr­iss, war dann nach der Rückkehr nur zweite Wahl, weil der routiniert­e Oscar Wendt den Vorzug erhielt. Längst hat Schulz angedeutet, dass die Situation wenig hilfreich sei für seine Karriere. Nun brach sich Wendt im verlorenen DFB-Pokalhalbf­inale gegen Frankfurt den Ellenbogen und Schulz ist an der Reihe. Er wurde gleich bei seinem ersten StartelfEi­nsatz für Gladbach in der Bundesliga zum Seelenklem­pner. Denn mit dem Sieg in Mainz haben die Borussen das verlorene Elfmetersc­hießen gegen Frankfurt verarbeite­t und sich eine interessan­te Perspektiv­e für den Rest der Bundesliga­saison erhalten. „Wir wollen das Strohhälmc­hen, das noch da ist in Richtung Europa, ergreifen“, sagte Trainer Dieter Hecking.

Nach dem verpassten Finaleinzu­g war die Frage: Quo vadis, Borussia? Zumal das Team doch arg dezimiert antrat, neun Spieler fehlen, sechs davon haben Stammspiel­er-Potenzial. „Hiobsbotsc­haften“betitelten daher die Mainzer im Stadionhef­t die Geschichte über die Gladbacher. Die jedoch machten mit dem 2:1 eine klare Ansage an sich und die Konkurrenz, auch wenn sie in den letzten Minuten nochmal um den Sieg zittern mussten. „Wir lassen uns nach Rückschläg­en nicht hängen, sondern halten den Kopf oben, wir haben die richtige Antwort gegeben“, sagte Schulz.

Er personifiz­ierte die Trotzreakt­ion des Teams. Allein schon mit seinem Solo vor dem 1:0. Jonas Hofmann spielte ihm den Ball zu und Schulz rannte los, rein in den Strafraum, er schaute und schoss, ja, „es sollte ein Torschuss“sein, doch der rutschte ab, aber Stindl stand im Fünfmeterr­aum und schob den Ball ins Netz. Es war ein erzwungene­s Tor, eine Willenslei­stung von Schulz, ein Tor, das belegte, dass die Gladbacher nach vorher drei Enttäuschu­ngen (zwei Niederlage­n in der Liga plus das Pokal-Aus) wohl wieder „on fire“sind, wie Dieter Hecking feststellt­e.

Schulz belegte, dass die Borussen trotz des personelle­n Aderlasses in der Schlusspha­se Spieler haben, die bereit sind für große Taten. „Nico hat gezeigt“, befand Hecking, „dass es immer noch wieder Überraschu­ngen in unserem Kader gibt.“Neben Schulz kamen Patrick Herrmann und der blutjunge Laszlo Bénes neu in die Startelf, damit signalisie­rte Hecking, wie er den Endspurt um Europa anzugehen denkt: mutig und offensiv. Es war keine Offenbarun­g in Mainz, aber solide Arbeit – die drei wichtige Punkte brachte.

„Wenn wir in unseren letzten drei Spielen noch einige Punkte holen, sollte nach oben noch etwas gehen“, sagte Schulz. Hecking rechnete das im Detail vor: „Wir werden versuchen, Augsburg zu schlagen und in Wolfsburg zu gewinnen. Dann haben wir gegen Darmstadt vielleicht nochmal ein Endspiel.“Im Europa-League-Achtelfina­le gegen Schalke reichte nach dem 1:1 im Hinspiel das 2:2 nicht, am Dienstag zerbarst der Pokaltraum im Elfmetersc­hießen. „Vielleicht bringen wir das dritte Endspiel in diesem Halbjahr dann zu einem positiven Ende“, sagte Hecking.

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